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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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standen Körbe und Fässer, und ein seltsamer Geruch lag in der Luft, nach Leder, Fett, Kräutern und anderen Dingen, die Michel nicht benennen konnte. In einer Ecke saß eine junge sandfarbene Katze und putzte sich. Gerade wuchteten zwei Bedienstete eine große Kiste die Kellertreppe herauf, stellten sie ab und wischten sich den Schweiß von den Gesichtern.
    »Sind das die Kerzen?«, fragte Herr Caron.
    »Ja, Herr. Waren hinter den leeren Salzfässern versteckt, weswegen wir sie nicht gleich gefunden haben.«
    »Ausgezeichnet. Bringt sie zur Abtei Longchamp. Aber beeilt euch, die Mönche warten schon. Und lasst euch nicht wieder über den Tisch ziehen. Ich habe mit dem Abt einen Sou pro Kerze vereinbart, und keinen Denier weniger. Wenn ihr zurück seid, schafft den Müll aus der Gasse weg. Ich bekomme Ärger mit dem Dreckmeister, wenn er noch eine Nacht länger herumliegt.«
    Anschließend führte Herr Caron sie eine Treppe hinauf. »Olive, wir haben Gäste!«, rief er in die Küche. »Bring uns Brot, Fleisch und Käse. Außerdem zwei Krüge Wein und drei Becher heiße Milch für die Kinder.«
    Sie betraten einen kleinen Saal mit Kamin, in dem ein Feuer prasselte. Gebannt schaute Michel sich um. Es gab einen langen Tisch, lederbezogene Stühle, ein silbernes Kruzifix über der Tür. An den Wänden hingen Teppiche, die Jagdszenen und farbenfrohe Muster darstellten. Zwei große Rundbogenfenster wiesen auf den Domplatz. Sie waren mit dünnem Pergament bespannt, damit der kalte Wind nicht hereinwehte.
    »Setzt euch, setzt euch«, forderte Herr Caron sie auf, und sie nahmen am Tisch Platz. Ihr Vater seufzte erleichtert, als er endlich den Korb abstellen und das Tragetuch abnehmen konnte. Er setzte Vivienne auf einen freien Stuhl, und das Mädchen schaute sich mit großen Augen um.
    »Sieh mal, Michel!« Fasziniert streckte Jean seine Hand nach einem der Kupferleuchter auf dem Tisch aus.
    »Nicht anfassen«, sagte ihr Vater. »Weißt du nicht, was sich gehört?«
    »Wann habt ihr Fleury verlassen?«, fragte Herr Caron.
    »Irgendwann zwischen Einbruch der Dunkelheit und Mitternacht.«
    »Dann müsst ihr die ganze Nacht durchmarschiert sein, wenn ihr jetzt schon hier seid.«
    »Wir haben nur zweimal gerastet. Ich wollte keine Zeit verlieren.«
    »Und deine Kinder haben das durchgehalten? Beachtlich. Wie alt sind sie?«
    »Acht, sechs und zwei.«
    »Beim heiligen Jacques, so jung und schon so zäh. Du musst stolz auf sie sein.«
    »Ja.« Ihr Vater lächelte. »Das bin ich.«
    »Wenn ihr gegessen habt, richtet Olive euch zwei Wannen her«, sagte Herr Caron. »Ein heißes Bad wird euch guttun. Vielleicht haben wir auch irgendwo frische Kleider, die euch passen.«
    »Bitte«, wehrte ihr Vater ab, »macht Euch unseretwegen keine Umstände.«
    »Keine Widerrede. Ihr seid meine Gäste. Ah, da kommt Olive.«
    Eine rundliche Frau trug ein Brett mit Speisen und Getränken herein. Während sie es auf den Tisch stellte, musterte sie Michel, seinen Vater und seine Geschwister abschätzig. Michel schämte sich ein wenig für seine ärmliche Kleidung.
    Als die Köchin Jeans aufgeschlagenes Knie bemerkte, wurde ihre Miene weich. »Was ist denn mit deinem Knie, kleiner Mann?«
    »Bin hingefallen«, antwortete Jean geistesabwesend und starrte dabei die Speisen an.
    »Das haben wir gleich. Ich hole nur rasch etwas Wundsalbe.«
    »Na los, esst«, sagte Herr Caron.
    Das ließ sich Michel nicht zweimal sagen. Heißhungrig machte er sich über das Brot, den Käse und das kalte Fleisch her und spülte jeden Bissen mit einem Schluck Ziegenmilch hinunter. Ihm war, als hätte er noch nie so gut gegessen. Bevor auch Jean zugreifen konnte, kam Olive zurück und bestand darauf, erst sein Knie zu verarzten. Mit mürrischem Gesicht saß Jean auf dem Stuhl, während die Köchin den zerrissenen Beinling herunterkrempelte, die Wunde auswusch und sie mit Salbe einrieb. Immer wieder blickte er dabei zu Michel, offenbar in der Angst, sein älterer Bruder würde ihm nichts übrig lassen.
    Ihr Vater hatte Vivienne auf seinen Schoß genommen und fütterte sie mit Brotstücken, die er in die Milch tunkte. Obwohl auch er sehr hungrig sein musste, bediente er sich nur zögerlich an den Speisen.
    »Trink, bevor der Wein kalt wird«, sagte Herr Caron, der sich mit seinem Krug in der Hand zurückgelehnt hatte und ihnen beim Essen zuschaute. »Olive hat ihn mit Honig und Wermut gewürzt. Er schmeckt ausgezeichnet.«
    »Er war gewiss teuer«, meinte ihr Vater.
    »Was

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