Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
Vom Netzwerk:
spielt das für eine Rolle? Nun trink schon. Es gibt nichts Besseres, um sich nach einem Tag in der Kälte aufzuwärmen.«
    Zögernd hob ihr Vater seinen Krug und stieß mit dem Kaufmann an.
    »Ich habe Geld«, sagte er anschließend. »Ich bestehe darauf, Euch die Speisen und die Kleider zu bezahlen.«
    Herr Caron wirkte ernstlich gekränkt. »Zum letzten Mal, ihr seid meine Gäste. Solange ihr in meinem Haus wohnt, bezahlt ihr für gar nichts. Und jetzt will ich nichts mehr …«
    Er verstummte, als ein dumpfes Pochen erklang. Offenbar klopfte jemand so energisch an die Vordertür, dass man es bis hier oben hörte. Herr Caron trat ans Fenster.
    »Das ist de Thessy! Sitzenbleiben«, sagte er, als ihr Vater aufstehen wollte. »Er darf euch nicht sehen.«
    »Ich wusste, dass Ihr unseretwegen in Schwierigkeiten kommen würdet«, sagte ihr Vater gepresst. »Es ist besser, wir gehen. Wir können durch den Hof verschwinden, bevor er etwas merkt.«
    »Nichts da. Ihr bleibt hier und esst in Ruhe. Ich kümmere mich um ihn.«
    Herr Caron verließ den Saal und schloss die Tür hinter sich. Kaum waren seine Schritte verklungen, setzte ihr Vater Vivienne ab, öffnete die Tür einen Spalt und lauschte. Auch Michel und Jean hielt nichts mehr auf ihren Stühlen. Sie stürzten zu ihm und spitzten die Ohren.
    »Bleib bei Vivienne«, forderte ihr Vater Michel leise auf.
    »Aber ich will auch zuhören!«
    »Tu, was ich sage.«
    Wütend ging Michel zu seiner Schwester, die gerade im Begriff war, zu den Fenstern zu watscheln. »Nicht!«, sagte er ungehalten und hielt sie fest, bevor sie auf die Steinbank in der Nische klettern konnte. »Du hast doch gehört, was Herr Caron gesagt hat. Komm, setzen wir uns ans Feuer, dort ist es warm.«
    Glücklicherweise gehorchte Vivienne. Fasziniert starrte sie in die Flammen. Währenddessen erklangen von unten gedämpfte Stimmen.
    »Gott zum Gruße, Herr de Thessy«, sagte Herr Caron nicht übermäßig freundlich. »Was führt Euch zu mir?«
    »Das wisst Ihr genau, Caron«, knurrte Guiscard. »Ich will meine Leibeigenen zurückhaben.«
    »Welche Leibeigenen?«
    »Hört auf, mich zum Narren zu halten. Ich weiß, dass sie bei Euch sind. Ihr seid der Einzige, den sie in diesem Nest kennen.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht, wovon Ihr redet«, erwiderte Herr Caron kühl. »Außerdem kommt Ihr ungelegen – ich habe gerade sehr viel zu tun. Da ich Euch offensichtlich nicht weiterhelfen kann, möchte ich Euch bitten zu gehen. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag.«
    »Lasst mich herein«, forderte Guiscard.
    »Nein.« Herr Carons Stimme wurde merklich schärfer. »Nehmt sofort Euren Fuß aus der Tür, oder ich rufe die Büttel.«
    Michel schlug das Herz bis zum Hals. Er traute Guiscard zu, dass er Herrn Caron niederschlug und gewaltsam in das Haus eindrang.
    »Sie sind mein Eigentum«, bellte Guiscard. »Was Ihr da tut, ist Diebstahl! Ich werde Euch dafür zur Rechenschaft ziehen.«
    »Ihr seid hier nicht auf Eurem Land, wo Ihr Euch wie ein Straßenräuber aufführen könnt!«, fuhr Herr Caron ihn an. »Hier gelten allein die Gesetze Varennes’, und Ihr werdet sie achten, wenn Ihr nicht wie ein schäbiger Strauchdieb aus der Stadt gejagt werden wollt. Büttel! Dieser Mann belästigt mich.«
    »Ihr seid ein Lump und ein Lügner dazu, Caron«, knurrte der Ritter. »Ihr habt die längste Zeit Geschäfte mit meinen Bauern gemacht!«
    Die Haustür fiel ins Schloss. Michel lief zu seinem Vater, der ihn und Jean an sich drückte.
    »Habt keine Angst – alles wird gut«, murmelte der stämmige Mann und strich ihnen mit seinen schwieligen Händen über das Haar.
    Kurz darauf kam Herr Caron herein und ging zum Fenster. »Er reitet weg. Ich glaube, er hat fürs Erste genug.«
    »Das war sehr mutig von Euch«, sagte ihr Vater. »Es hat nicht viel gefehlt, und er hätte Euch angegriffen.«
    »Das hätte er nicht gewagt. Er weiß ganz genau, dass er hier nichts zu sagen hat.«
    »Unseretwegen wird er Euch verbieten, in Fleury Eure Waren zu verkaufen.«
    »Ach, nur eine leere Drohung. Wenn er mich wirklich daran hindert, auf seinem Land Handel zu treiben, melde ich ihn der Kaufmannsgilde, und dann kann er sehen, wo er in Zukunft Salz, Gewürze und neue Waffen herbekommt. Nein, das wird er nicht riskieren. Aber jetzt genug davon. Esst endlich auf, damit ihr ein Bad nehmen könnt.«
    Nun, da ihre Flucht endlich vorüber war, entspannte sich ihr Vater und legte seine Zurückhaltung gegenüber Herrn Caron ab.

Weitere Kostenlose Bücher