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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Herr Caron hatte wahrlich nicht übertrieben: Varennes war in der Tat ein Ort voller Wunder.
    An mehreren Ständen wurde Salz angeboten. In bauchigen Fässern wartete es auf Käufer. Michel erinnerte sich, dass Herr Caron einmal erzählt hatte, die kostbare Substanz sei das wichtigste Handelsgut der Stadt. Es stamme aus einer Saline in den Hügeln, wo das Weiße Gold in einem langwierigen Prozess aus Quellwasser gewonnen werde. Michel hoffte, dass er diese geheimnisvolle Saline einmal zu sehen bekäme. Denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie man aus Wasser Salz machte.
    Unterdessen hatte es aufgehört zu schneien, und zwischen den tief hängenden Wolken zeigte sich eine bleiche Sonne. Die städtische Münze, ein wuchtiges Steingebäude an der Südostseite des Platzes, war nicht schwer zu finden. Aus den vergitterten Fenstern drang das Hämmern und Klopfen der Münzschmiede, die im Auftrag des Bischofs aus geschmolzenem Silber neue Sous und Deniers schlugen. Die Herberge daneben wirkte recht komfortabel. Gerade kamen drei Männer in kostbaren, pelzbesetzten Mänteln aus dem Gebäude und unterhielten sich in einer fremden Sprache, während sie zum Marktplatz schlenderten.
    »Ich hoffe, wir können es uns leisten, hier einzukehren«, sagte sein Vater zweifelnd.
    Als sie zur Eingangstür schlurften, keuchte Jean plötzlich: »Vater! Da!«
    Michel fuhr herum. Auf einer der Straßen, die zum Domplatz führten, war Guiscard de Thessy aufgetaucht. Er ritt in Richtung Markt und forderte die Leute mit harschen Befehlen auf, ihm Platz zu machen. Aus den Nüstern seines Schlachtrosses quoll dampfender Atem, der sich mit dem Rauch der Garküchen vermischte.
    Michel wollte zur Herberge laufen, doch sein Vater hielt ihn fest. »Nicht! Er sieht uns, bevor wir drinnen sind. Zurück zum Markt, schnell!«
    Verstohlen huschten sie um die Hausecke und verbargen sich hinter der Bude eines Weinhändlers. Geduckt spähte Michel an einem Stapel aus leeren Fässern vorbei. Vor der Münze hatte der Ritter sein Pferd gezügelt und ließ seinen Blick über das bunte Labyrinth des Marktes schweifen.
    »Dieser Kerl gibt einfach nicht auf«, murmelte sein Vater. »Wir müssen uns irgendwo verstecken.« Er deutete auf eine Gasse zwischen zwei Kaufmannshäusern. »Wenn ich ›jetzt‹ sage, lauft ihr da rüber.«
    Guiscard rief einen jungen Burschen zu sich, der gerade des Weges kam, ein Zimmermannsgeselle. Er fragt nach uns, dachte Michel, als die beiden Männer miteinander redeten.
    Der Geselle schüttelte den Kopf und ging weiter. Mit finsterer Miene ritt Guiscard eine der Gassen zwischen den Zelten und Viehgehegen entlang.
    »Ihr da«, sprach er einen Marktaufseher an, der sich an einer rauchenden Kohlenpfanne aufwärmte. »Mir ist ein Leibeigener weggelaufen, ein Bauer namens Rémy mit seinen drei Bälgern. Blond, groß, breite Schultern. Ist vermutlich gegen Mittag hier aufgetaucht und sucht jetzt eine Bleibe. Habt Ihr ihn gesehen?«
    »Kann mich nicht erinnern«, erwiderte der Marktaufseher und betrachtete mit gerunzelter Stirn das Schwert des Ritters. »Ihr seid auf dem Markt, Herr. Hier ist das Tragen von Waffen verboten. Ich muss Euch bitten, entweder den Domplatz zu verlassen oder mir Euer Schwert auszuhändigen.«
    »Scher dich zum Teufel«, knurrte Guiscard, doch ehe er weiterreiten konnte, verstellte ihm der Aufseher den Weg.
    »Ihr verletzt den Marktfrieden«, sagte der Mann. »Ich kann Euch dafür festnehmen. Euer Schwert. Ich sage es nicht noch einmal.«
    Michel war so verblüfft, dass er für einen Moment seine Angst vergaß. Er hatte noch nie erlebt, dass jemand es wagte, derart unverschämt mit dem Herrn zu reden.
    Guiscard wurde wütend und begann lautstark mit dem Aufseher zu streiten. Händler und Kunden reckten die Hälse und amüsierten sich über die Auseinandersetzung.
    »Jetzt!«, flüsterte Michels Vater.
    Sie rannten über den Platz. Die Gasse war eng, dunkel und schmutzig. Morsche Kisten stapelten sich vor der linken Hauswand, halb von rußgrauem Schnee bedeckt. Eine Gestalt, die einen Korb trug, kam ihnen aus den Schatten entgegen. Als sie gerade an ihr vorbeischlüpfen wollten, fragte sie unvermittelt: »Bist du nicht Rémy, der Bauer aus Fleury?«
    »Herr Caron!«, platzte es aus Jean heraus.
    Im Zwielicht der Gasse hatte Michel den Kaufmann gar nicht erkannt. Der Mann mit dem markanten Gesicht und dem schwarzen Kinnbart warf den kaputten Korb zu den Kisten

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