Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)
geschickt, bereits den dritten.«
»Ja, und?«
»Ich habe keine Lust, auf diesen Kreuzzug zu gehen. Nicht die geringste. Außerdem kann ich es mir nicht erlauben, jahrelang außer Landes zu sein. Wer weiß, was der Gilde einfällt, wenn ich nicht da bin. Es reicht, dass sie mir meine Zolleinnahmen gestohlen haben. Ich will sie nicht ermutigen, mir noch mehr wegzunehmen.«
»Ich werde schon dafür sorgen, dass das nicht geschieht.«
»Weil Euch das in der Vergangenheit ja so gut gelungen ist.«
»Ich darf Euch daran erinnern, dass Ihr am Sterbebett Eures Vaters den Schwur geleistet habt, das Kreuz zu nehmen, wenn Papst und Kaiser dies verlangen«, sagte Ulman und spürte neuen Ärger in sich aufwallen. »Er hatte stets den Wunsch, dass Ihr dereinst ins Heilige Land zieht und das Christentum verteidigt, so wie er es in jungen Jahren getan hat. Habt Ihr nicht einmal genug Anstand, seinen Letzten Willen zu respektieren?«
Bei der Erwähnung seines Vaters hatte sich de Guillorys Gesicht verfinstert. Er ballte die Rechte zur Faust und rieb sie im Handteller der Linken wie einen Stößel im Mörser, während er nachdachte. Ulman wusste, dass Aristides Verhältnis zum alten Renard ausgesprochen schlecht gewesen war – aus Gründen, die er nicht kannte. Was immer zwischen ihnen vorgefallen war, der Ritter hatte seinem Vater offenbar auch Jahre nach dessen Tod nicht verziehen.
»Ich bin jung«, sagte de Guillory schließlich. »Ich kann auch in fünf Jahren noch ins Heilige Land gehen.«
»Ich bezweifle, dass die Christenheit Euren Einsatz dann noch braucht. Barbarossa zieht gerade die größte Streitmacht zusammen, die je nach Outremer aufgebrochen ist. Hinzu kommen die Heere von Philipp von Frankreich und Richard von England. Gemeinsam werden sie Sultan Saladin und die Sarazenen zerschmettern und Jerusalem für alle Zeit zurückerobern.«
»Wieso soll ich auf einen Kreuzzug gehen, an dem nicht einmal mein Lehnsherr teilnimmt?«, fragte de Guillory harsch.
Herzog Simon Châtenois zog als einer der wenigen Fürsten des Heiligen Römischen Reiches nicht mit Barbarossa nach Palästina. Warum der Kaiser ihm das durchgehen ließ, darüber konnte Ulman nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise war es Barbarossas Wunsch, dass ein ihm treuer Fürst in der Heimat blieb, damit der stauferfeindliche Adel während des Kreuzzugs keine Scherereien machte.
»Ihr seid nicht der Herzog«, erwiderte Ulman. »Ihr seid nur ein Ritter, der gut daran tut, dem Kaiser zu gehorchen. Also erfüllt Euren Schwur und reitet mit Barbarossa.«
»Nein. Auf keinen Fall. Ich überlasse meinen Feinden nicht das Feld. Es muss eine andere Möglichkeit geben.« Brütend ging der hochgewachsene Ritter im Saal umher. »Kann ich mich freikaufen? Barbarossa braucht neben Soldaten auch Geld für seinen Kreuzzug. Vielleicht entlässt mich Simon aus meiner Pflicht, wenn ich dem Kaiser eine Kiste mit Silber schicke.«
»Das ist unüblich, aber möglich. Vermutlich würde sich Herzog Simon auf solch einen Handel einlassen«, antwortete Ulman widerstrebend.
»Wie teuer wäre das?«
»Es ist eine einfache Rechnung. Was kostet es den Herzog, einen Ritter Eures Ranges, der zwanzig Fußknechte mitbringt, zu ersetzen? Dann verdoppelt die Summe, damit er großzügig über die Verletzung Eures Lehnseides hinwegsieht.«
»Und das macht insgesamt?«
»Mindestens sechzig Pfund Silber, würde ich sagen.«
»Seid Ihr von Sinnen?«, schrie de Guillory. »Wo soll ich so viel Geld hernehmen?«
»Was ist mit dem Silber, das Ihr Melville als Lösegeld abgeknöpft habt? Und der Beute aus der Fehde?«
Der Blick des Ritters sprach Bände. Vermutlich hatte er das Geld längst verschleudert.
Ulman fasste einen Entschluss. Da de Guillory nicht gewillt war, für die Christenheit einzutreten, musste Ulman eben dafür sorgen, dass die Kirche auf geschäftlichem Wege zu ihrem Recht kam. Dieser gottlose Halunke hatte es nicht besser verdient. »Ich könnte Euch Geld leihen.«
»Die ganzen sechzig Pfund?«
»Sagen wir vierzig. Den Rest müsstet Ihr selbst aufbringen.«
De Guillory starrte ihn voller Misstrauen an. »Und das tut Ihr aus purer Nächstenliebe und Verständnis für meine missliche Lage und selbstverständlich ohne den kleinsten Hintergedanken.«
»Seid doch kein Narr«, sagte Ulman. »Ich biete Euch ein Geschäft an. Ich leihe Euch das Geld, und Ihr zahlt es mir innerhalb einer bestimmten Frist mit einem Aufschlag zurück.«
»Aufschlag? Redet Ihr von
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