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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Wand.
    Auf dem Flur versetzte Foulque Louis einen Kopfstoß. Im Durchgang zur Küche brach der Knecht zusammen und lag mit schmerzverzerrtem Gesicht da, während Blut aus seiner Nase troff.
    Foulque hob die flackernde Kerze auf und warf sie hinunter in den Eingangsraum. Fauchend entzündete sich das Lampenöl. Der Widerschein der Stichflamme tönte Wände und Decke des Flurs orange, und Michel spürte die aufwallende Hitze bis in den Saal.
    Foulque wandte sich um und eilte in seine Richtung. Obwohl Michel kaum noch klar denken konnte, begriff er, dass der Meuchelmörder aus dem Fenster klettern und sich mit einem Sprung vor den Flammen retten wollte – für jemanden mit seiner Gewandtheit ein Leichtes. Michel presste sich neben der Tür gegen die Wand und machte sich bereit.
    Doch Foulque kam nicht herein. Michel riskierte einen Blick nach draußen und sah, dass der gedrungene Mann nach der Schaufel griff. Offenbar hatte er bemerkt, dass Louis noch bei Bewusstsein war, und wollte ihm den Schädel einschlagen.
    Ohne zu zögern trat Michel aus dem Saal, mehr torkelnd als gehend, und unterdrückte einen Schrei, als bohrender Schmerz seine Brust durchzuckte. Während Foulque mit der Schaufel ausholte, rammte Michel ihm von hinten das Messer in die Lende.
    Ächzend stürzte der Mann zu Boden und ließ die Schaufel fallen. Unglaubliche Mengen von Blut schossen aus der Verletzung. Foulque wollte sich aufrichten, schaffte es jedoch nicht und zuckte, bis sein Leib schließlich erschlaffte.
    Michels Knie gaben nach. Er hielt sich am Türrahmen fest, bis er auch dafür zu schwach war.
    Wie er da lag, blickte er genau in die Flammen, die hinter der Tür zum Erdgeschoss loderten. Rot, gelb und orange züngelten und knisterten sie und reckten sich gierig nach den Deckenbalken.
    Sieht so das Tor zur Hölle aus?
    Sein Gesicht wurde so heiß, dass ihm die Augen tränten.
    Dann wurde alles schwarz.

November 1189

    V ARENNES -S AINT -J ACQUES
    I n der Ferne, weit über sich, sah Michel Licht.
    Es war nur ein kleiner Fleck, doch er wusste, dass er ihn um jeden Preis erreichen musste. Träge setzte er sich in Bewegung, glitt durch die Schatten, die ihn einhüllten wie Nebel. Rauchige Schwaden umklammerten ihn, wollten ihn festhalten, ihn zurück in die Finsternis ziehen. Unter Einsatz all seiner Kräfte kämpfte er sich weiter, Stück für Stück.
    Er musste zum Licht. Alles hing davon ab.
    Als ihn Erschöpfung überkam, ließ seine Entschlossenheit nach, und er dachte, dass es einfacher wäre, sich der Dunkelheit zu ergeben. Warum kämpfen? Es war doch viel bequemer, loszulassen und ins Vergessen hinabzugleiten.
    Keine Furcht mehr. Keine Sorgen …
    Da tauchten Bilder vor ihm auf. Gesichter.
    Isabelle.
    Jean.
    Louis.
    Catherine. Charles. Pierre. Isoré. Raymond.
    Er wollte sie wiedersehen, und da wusste er, dass er nicht aufgeben durfte. Weiter glitt er, immer weiter, obwohl der Weg zum Licht unendlich weit war und ihm alles abverlangte.
    Nur noch ein Stück. Ein kleines Stück …
    Da! Er hatte es geschafft. Das Licht umfloss ihn, die Schatten verschwanden, und plötzlich war da nur noch gleißende Helligkeit.
    Und Schmerz. Sengender, beißender Schmerz.
    Michel keuchte. Er wollte sich bewegen, doch sein Körper fühlte sich an, als wäre er von allen Seiten von schweren Balken umgeben – von Sargbrettern.
    »Beim heiligen Jacques, Herr! Herr! Könnt Ihr mich hören?«
    Eine Hand auf seiner Wange.
    Eilige Schritte. Das Knarren einer Tür.
    »Frau Partenay! Frau Partenay! Er ist aufgewacht!«
    Trotz der Schmerzen war Michel zufrieden mit sich. Er war vielleicht kein großer Kämpfer, aber auch kein Schwächling. So leicht bezwang man ihn nicht.
    Hier oben zu sein kostete ihn viel Kraft.
    Er musste wieder gehen.
    Langsam glitt er zurück in die Schatten, doch sie waren lange nicht so tief wie zuvor.
    Als er das nächste Mal aufwachte, waren seine Gedanken klarer. Auch die Schmerzen waren nicht mehr so schlimm, obwohl sich sein Leib immer noch anfühlte, als stünde jede Muskelfaser in Flammen.
    Er lag im Bett, in einer kleinen Kammer. Trübes Tageslicht fiel durch einen Fensterschlitz, und er hörte das Gackern von Hühnern. Sein Körper war steif. Er versuchte, den Kopf zu heben. Dabei wurde der Schmerz so stark, dass er beinahe das Bewusstsein verlor.
    Er hatte Durst. Neben dem Bett stand auf einem Tischchen ein Krug – unerreichbar fern. Er wollte rufen, doch aus seiner Kehle drang lediglich ein Krächzen.
    Das Licht wurde heller.

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