Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)
Männer, von denen er das behauptete.
Wie es schien, zeitigte sein Plan den gewünschten Erfolg: Die Gäste genossen das Fest in vollen Zügen und vergaßen darüber die ärmliche Behausung, in der es stattfand. Niemand verhöhnte Aristide oder seine Burg. Allmählich besserte sich seine Laune.
Er spürte, dass es an der Zeit war, den Wein loszuwerden. Er entschuldigte sich bei Brautvater und Braut, verließ den Saal und urinierte von der Palastreppe in den schmelzenden Schnee. Als er wieder hineingehen wollte, stand Ferry der Jüngere vor ihm.
»Auf ein Wort, de Guillory.«
»Für Euch Aristide, mein Schwager.«
Yolandes Bruder war ihm offensichtlich nach draußen gefolgt. Was wollte der Mann von ihm?
»Noch bin ich nicht Euer Schwager«, meinte Ferry. »Erst, wenn die Ehe vollzogen ist.«
»Ich versichere Euch, spätestens, wenn die Sonne untergeht, mache ich Eure Schwester zur Frau, und dann gibt es keinen Zweifel mehr an der Gültigkeit unserer Ehe.« Aristide lächelte dünn. »Ihr entschuldigt mich – die Gäste warten.«
Er wollte hineingehen, doch Ferry verstellte ihm den Weg. Der Mann war ähnlich gebaut wie sein Vater, nicht sehr groß, aber breitschultrig und muskulös – ein zäher Krieger. Aristide kannte diesen Charakter: Der verborgene Zorn, der Ferry immerzu erfüllte, würde sich in der Schlacht in tobende Raserei verwandeln, was ihn zu einem gefährlichen Gegner machte. Wenngleich Aristide nicht daran zweifelte, dass er ihn bezwingen würde, käme es zwischen ihnen zum Handgemenge, so wäre es doch ein unangenehmer, riskanter Kampf.
»Wenn ich Euch einen Rat geben darf«, sagte Ferry, »behandelt Yolande stets mit dem größten Respekt. Meine Schwester bedeutet mir sehr viel. Ich werde es nicht zulassen, dass man ihr ein Leid zufügt.«
»Warum sollte ich ihr ein Leid zufügen?«, erwiderte Aristide. »Sie ist meine Gemahlin. Ich habe geschworen, sie zu achten.«
»Das hat noch keinen Mann davon abgehalten, seiner Frau etwas anzutun.«
»Ihr wagt es, so mit mir zu reden? In meinem eigenen Haus?«
Sie standen sich nun so dicht gegenüber, dass keine Handbreit mehr ihre Gesichter trennte.
»Meinen Vater und den Herzog könnt Ihr mit schönen Worten und Euren Taten im Krieg blenden«, sagte Ferry. »Aber nicht mich. Ich weiß, was für ein Mann Ihr seid, de Guillory. Ich werde Euch von nun an genau beobachten.«
Er ging zurück in den Saal.
Aristide ballte seine Rechte zur Faust, während er ihm nachblickte. Wäre der junge Ferry ein gewöhnlicher Ritter gewesen, hätte er ihn für diese Beleidigung auf der Stelle zum Zweikampf aufgefordert. Aber Ferry war nun einmal ein Châtenois, einer der mächtigsten Männer Oberlothringens – da verbot sich dergleichen. Aristide blieb nichts anderes übrig, als seinen Zorn zu schlucken.
Eines Tages zahle ich dir diese Unverschämtheit heim, du erbärmlicher kleiner Wicht.
Er blieb auf der Treppe stehen und atmete die kühle Luft ein, bis er sich wieder imstande fühlte, seinen Platz neben der Braut einzunehmen. Als der Abend herabsank, erreichte das Fest allmählich seinen Höhepunkt. Die Gäste zechten, tranken und lachten, was das Zeug hielt, und seine Hausbedienten kamen kaum noch nach, neue Weinfässer anzustechen und die Kelche auf dem Tisch zu füllen. Aristide jedoch war die Lust am Feiern gänzlich vergangen. Er wünschte, er könnte diese ganze Bande von Schmarotzern, allen voran den jungen Ferry und diesen großmäuligen Bischof, mit der Peitsche aus seiner Burg treiben und die Tore hinter ihnen verrammeln, damit er ihr törichtes Geschwätz nicht mehr hören musste. Stattdessen saß er da, in der Faust seinen Silberbecher, und machte gute Miene zum bösen Spiel, während der Brautvater mit seinen Heldentaten aus einer längst vergangenen Fehde prahlte, was ihm den Beifall all dieser hohlköpfigen Edelleute einbrachte.
Denk daran, warum du das tust. Denk an den Marschallposten und das viele schöne Geld, das er dir einbringen wird. Denk vor allem an die Hochzeitsnacht.
Irgendwann, nach endlosen Stunden, stand Ferry der Ältere schließlich auf und verkündete mit dröhnender Stimme: »Führen wir nun das Paar zur ehelichen Bettstatt, bevor der Wein dem Bräutigam noch die Manneskraft raubt.«
»Der Wein, der das vermag, muss erst noch gekeltert werden«, erwiderte Aristide, womit er das Gelächter auf seiner Seite hatte. »Folgt mir, Yolande«, sagte er, und sie legte die Hand in seine. Sie wirkte nicht verschüchtert, wie er
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