Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)
Truhe neben dem Bett und drehte es, sodass es das Kerzenlicht auffing und glitzerte wie ein Karfunkel. Vorsichtig schob er das Amulett unter ihr Kissen.
Beschütze sie, jeden Tag und jede Nacht.
Er blies die Kerze aus und legte sich neben sie.
Am Morgen nach der Hochzeit ritten sie durch das Burgtor und den Berg hinab, fünfzehn Edelleute, darunter Herzog Simon, Aristide de Guillory, Ferry der Jüngere sowie sein Vater Ferry I., gefolgt von ihren Knechten, Hundeführern und Jagdhelfern. Die Knappen trugen die Waffen, und jeder Jüngling hatte einen Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken, am Gürtel mehrere Messer, in der Hand einen Bogen und in der anderen einen Sauspieß. Westlich von Varennes stieß der Trupp in die Wälder vor, die Fährtenleser gingen voraus und führten ihre Herren tief in den Forst. Einer der Suchmänner blies das Horn, und das langgezogene AA-UUUUUU schreckte ein ganzes Hirschrudel auf. Als die Tiere flohen, ließen die Knechte die Hunde los, die Edlen nahmen die Verfolgung auf und hetzten das Wild an einem Bachlauf entlang durch das Unterholz, bis das Gestrüpp für die Pferde zu dicht wurde.
Ferry der Jüngere war der Erste, der aus dem Sattel stieg. Er griff sich seinen Bogen und schoss einen prachtvollen Zwölfender, was ihm die Anerkennung seiner Gefährten einbrachte. Doch auch die anderen Männer bewiesen ihr Geschick und ihre Treffsicherheit und erlegten Hirsch um Hirsch. Besonders de Guillory war mit großem Jagdglück gesegnet, zu Ferrys nicht geringem Verdruss. Vor dem Mittag hatte der Kerl bereits drei Tiere geschossen, und unablässig prahlte er mit seinen Taten, wenn er nicht gerade herumtönte, wie er Yolande gestern Nacht auf der Kommode genommen hatte. Es war Ferry ein Rätsel, dass weder sein Vater noch sein Onkel, der Herzog, erkannten, was für ein ehrloser Blender und aufgeblasener Wichtigtuer de Guillory war. Zweifellos würde er der Familie Scherereien machen, aber Ferry war entschlossen, es nicht so weit kommen zu lassen.
Er wollte ungestört mit seinem Onkel reden, doch eine entsprechende Gelegenheit ergab sich erst am frühen Nachmittag, als das Rudel aus dem Tal geflohen war. Während Herzog Simon den Hirschen nachsetzen wollte, sprach sich Ferrys Vater dafür aus, stattdessen Wildschweine zu jagen. Sie stritten eine Weile, und schließlich einigte man sich darauf, getrennter Wege zu gehen. De Guillory ritt mit Ferrys Vater, und Ferry mit seinem Onkel.
Wie es schien, waren die Hirsche in die stark bewaldeten Hügel geflohen. Herzog Simon schickte die Suchmänner aus und entschied, dass der Rest des Trupps an einer Bachquelle rastete, bis die Fährtenleser zurückkämen. Die Knechte fütterten die Hunde und rieben die Pferde ab, derweil die Knappen herumgingen und ihren Herren Schläuche mit Wein und Bier reichten.
Herzog Simon stand auf einer Anhöhe über der Quelle, in der Hand seinen Bogen, und beobachtete den Forst, in dem die Suchmänner verschwunden waren. Seit dem Morgen verhüllten dunstige Schwaden die Sonne, es war kühl in den Hügeln, und Simons Atem dampfte in der frischen Luft. Ferry machte einen Schritt über den Bach und stieg zu ihm hinauf.
»Auf ein Wort, Onkel.«
»Was gibt es, Ferry?«, fragte der Herzog, ohne den Blick von den Bäumen auf der anderen Seite der Wiese zu nehmen.
»Ich muss mit Euch über de Guillory sprechen. Ich hörte, Ihr wollt ihn zum Marschall ernennen.«
Simon nickte. »Er ist mir treu ergeben und leistet mir seit Jahren gute Dienste. Es wird Zeit, dass ich das honoriere.«
Ferrys Onkel reagierte überaus empfindlich, wenn man ihm in seine Entscheidungen bezüglich des Herzogtums und der Familie hineinredete. Nun war Fingerspitzengefühl gefragt. »Er ist zweifellos ein wichtiger Vasall unseres Hauses, der eine Belohnung verdient hat«, sagte Ferry. »Aber ich fürchte, ihn zum Marschall zu erheben, könnte Folgen haben, die sich als schädlich für Oberlothringen erweisen. Erlaubt Ihr, dass ich Euch meine Bedenken darlege?«
»Nur zu«, sagte Simon. »Ihr wisst, ich habe Euren Rat immer geschätzt.«
»Der Marschall ist ein bedeutsames Amt – im Krieg, aber auch in Friedenszeiten. Es geht einher mit einer ganzen Reihe von Privilegien. Mir fallen aus dem Stand drei oder vier Männer ein, die es mehr verdient hätten als de Guillory. Männer, die seit einer ganzen Weile darauf warten, dass Ihr sie begünstigt, und die mit Recht enttäuscht wären, wenn Ihr de Guillory ihnen vorziehen würdet. Es besteht die Gefahr,
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