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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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dich umstimmen?«
    »Ich habe mich bereits entschieden. Varennes ist meine Heimat. Es wird Zeit, dass ich zurückkehre. Ich bin viel zu lange fort gewesen.«
    Nun war es Sybille, die schwieg. »Du wirst mir fehlen, Michel«, sagte sie schließlich. »Ich habe dich nämlich sehr gern, weißt du?«
    »Ich bin ja nicht aus der Welt. Gewiss bin ich drei- oder viermal im Jahr in Metz. Wir können uns jedes Mal sehen.«
    »Und den Rest des Jahres darf ich auf dich warten? O nein. Das ist ein schlechtes Geschäft. Da mache ich nicht mit. Die alleingelassene Geliebte, die sich nach ihrem Prinzen verzehrt – das ist ein Leben, das mir ganz und gar nicht steht. Genauso gut könnte ich in ein Kloster eintreten.«
    »Dann komm mit. Zieh mit mir nach Varennes.«
    »In dieses Provinznest? Sei nicht albern.«
    »Ich weiß, Varennes ist nicht Metz. Aber es hat auch seine guten Seiten. Es ist beschaulich, ruhig …«
    »Und meine Familie? Meine Kinder? Der skandalöse Ruf, den ich mir in jahrelanger Schwerstarbeit aufgebaut habe? Nein, Michel. Ich müsste all das aufgeben, und das kann ich nicht.«
    Er hatte gewusst, dass sie das sagen würde. Sie liebte Metz, so wie er Varennes liebte. Sie würde niemals fortgehen. »Also sagen wir einander Lebwohl?«
    »Einen anderen Weg gibt es nicht, oder?«
    Schweigend schlenderten sie unter der Pont Saint-Georges hindurch, auf der wie jeden Morgen ein reger Verkehr aus Ochsenwagen, Fußgängern und Lastenträgern herrschte.
    »Jetzt mach nicht so ein Gesicht.« Sybille knuffte ihn in die Seite. »Wir haben doch immer gewusst, dass es eines Tages so kommen wird, nicht wahr?«
    »Ich schätze, das haben wir«, meinte Michel.
    »Nichts hält ewig, höchstens das Himmelreich. Und bis zum Frühjahr ist noch viel Zeit. Zeit, die uns gehört.«
    Er musste lächeln. Das war seine Sybille. Sie ließ sich von nichts und niemandem die Freude am Dasein verderben, schon gar nicht von einem Mann.
    »Ab jetzt ist jeder Tag kostbar«, hauchte sie ihm ins Ohr. »Wir dürfen keinen vergeuden. Bring mich nach Hause, Michel. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es dort Wein, ein schönes Kaminfeuer und ein weiches Bett.«
    Wie sich herausstellte, gab es dort wirklich ein Bett, und es war in der Tat so weich, dass sie es bis zum nächsten Morgen nicht mehr verließen.

März 1198

    M ÜHLHAUSEN
    W ährend Michel in Metz seine Heimkehr nach Varennes vorbereitete, ereignete sich am 8. März anno Domini 1198 etwas, das die Geschicke des Heiligen Römischen Reiches für viele Jahre bestimmen sollte.
    Die Reichsfürsten hatten bis zu jenem Tag noch immer keinen Nachfolger für den so plötzlich verstorbenen Kaiser Heinrich VI. gefunden. Weil Heinrichs Sohn Friedrich noch ein kleines Kind und nicht in der Lage war, das Reich zu führen, verzichtete seine Mutter in seinem Namen auf die Königswürde. Das Sacrum Imperium war weiterhin kopf- und führerlos. Um diesem gefährlichen Zustand der Instabilität ein Ende zu setzen, reisten die Fürsten mit ihren Rittern und Gefolgsleuten im Frühjahr nach Mühlhausen. In der jungen Stadt in der Landgrafschaft Thüringen wollten sie endlich einen neuen König küren.
    Die Wahl stand unter keinem guten Stern. Während die süddeutschen Fürsten und sächsischen Edelleute den Staufer Philipp von Schwaben auf dem Thron sehen wollten, bevorzugten die norddeutschen Herren den Welfen Otto von Braunschweig, der überdies die Unterstützung des englischen Königs genoss, seines Onkels Richard Löwenherz. Ein erbitterter Streit brach aus, in den alte Rivalitäten, ungeklärte Machtansprüche und gekränkte Ehre hineinspielten. Schließlich setzten sich die stauferfreundlichen Fürsten durch und ernannten den jungen Schwabenherzog Philipp zum römisch-deutschen König.
    Erbost reisten Philipps Gegner ab und kündigten Widerstand gegen dessen Herrschaft an. Man werde Philipp nicht anerkennen, sagten sie, und mit Otto von Braunschweig einen eigenen König wählen. Kaum hatten sie Mühlhausen den Rücken gekehrt, begannen sie, ein Bündnis gegen die Staufer zu schmieden.
    Statt dem Reich Stabilität und Rechtssicherheit zurückzugeben, hatte die Königswahl die Stimmung im Lande aufgeheizt und die politische Lage verschärft. Als Herolde, Pilger und fahrende Kaufleute die Kunde von den Ereignissen in Thüringen in jeden Winkel des Reiches trugen, breitete sich Furcht aus. Bald begriff selbst der unwissendste Leibeigene: Wenn kein Wunder geschah, würde es noch in diesem Jahr Krieg

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