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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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genug – glaub mir, ich kenne sie. Davon abgesehen bleibe ich nicht in Metz. Im Frühjahr gehe ich zurück nach Varennes.«
    »Wieso?«
    »Pierre war neulich da. Er ist jetzt Gildemeister und hat versprochen, mich aufzunehmen. Diese Gelegenheit muss ich nutzen.«
    »Glaubst du, das ist klug, nach allem, was passiert ist?«
    »Frag mich nicht«, sagte er lachend. »Vielleicht ist es töricht. Aber ich kann nicht anders. Ich gehöre nun einmal nach Varennes. Wollen wir einen kleinen Ritt über die Wiesen machen?«, fragte er Rémy.
    Der Junge nickte eifrig. Michel schwang sich hinter ihm in den Sattel, hielt ihn mit einer Hand fest und ergriff mit der anderen die Zügel.
    »Aber nicht so wild, ja?«, sagte Isabelle.
    »Was meinst du, Rémy?«
    »Artos soll galoppieren!«, rief der Junge.
    »Da hörst du es«, sagte Michel und schlug dem Zelter die Stiefelabsätze in die Flanken.
    Es war ein unbeschwerter Nachmittag, der wie immer viel zu schnell zu Ende ging. Als es dunkel wurde, wollte Isabelle ihren Sohn nach Hause bringen.
    »Bis morgen.« Sie umarmte ihn zum Abschied, nahm Rémys Hand und ging.
    Michel blickte ihnen nach, bis sie zwischen den Büschen verschwanden. Er konnte nicht leugnen, dass Isabelles Schönheit ihm auch nach all den Jahren immer noch einen Stich versetzte.
    Hör auf. Du weißt, wo das hinführt.
    Er stieg in den Sattel und ritt am Rhein entlang in Richtung Norden.
    Rémy plapperte den ganzen Heimweg von seinem Ritt auf Artos, der Pfeilspitze und den anderen Abenteuern, die er heute erlebt hatte. Die gemeinsamen Stunden mit Michel genoss er stets in vollen Zügen. Sie waren eine willkommene Abwechslung von dem Leben auf dem Hof, das mitunter recht eintönig und einsam war. Natürlich wusste Thomasîn, was sie hier draußen an der Quelle taten. Er ließ sie gewähren, so wie Isabelle ihn gewähren ließ, und stellte niemals Fragen. Das war ihre Übereinkunft, seit Jahren schon.
    »Kommt Onkel Michel morgen wieder?«, fragte Rémy, als sie an den Fischteichen vorbeigingen.
    »Ja. Und übermorgen auch.«
    »Glaubst du, er lässt mich sein Schwert ziehen?«
    »Dafür bist du noch zu jung, mein Schatz. Du hast doch dein eigenes Schwert.«
    »Aber es ist nur aus Holz«, murrte der Junge. »Ich will ein echtes.«
    Obwohl er den ganzen Nachmittag herumgetobt hatte, war er kein bisschen müde. Isabelle ließ ihn vorauslaufen, damit sie in Ruhe ihren Gedanken nachhängen konnte. Sybille Aspremont … Zu gerne hätte sie mehr über diese geheimnisvolle Dame erfahren, doch Michel sprach nur von ihr, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Sie schien eine schöne, lebensfrohe Frau aus wohlhabenden Verhältnissen zu sein, und Isabelle gönnte es Michel von Herzen, dass er endlich jemanden gefunden hatte, der ihn daran erinnerte, dass das Leben nicht nur aus Handelsreisen und Pflichten in der Gilde bestand.
    Das tat sie doch, oder?
    Gewiss. Sie spürte, dass er einsam war, wenngleich er das niemals zugeben würde. Er lebte nur noch für seine Arbeit und hatte kaum Freunde in Metz. Sybille tat ihm gut. Und doch – als er gesagt hatte, dass er sie nicht heiraten werde, war ein kleiner Teil von ihr tief in ihrem Innern erleichtert gewesen, geradezu glücklich.
    Ich sollte mich was schämen. Wenn jemand eine Frau und eine Familie verdient hat, dann er.
    Isabelle presste die Lippen zusammen und stieg den Pfad zum Gehöft hinauf. Den Rest des Abends verbrachte sie im Stall, denn nichts lenkte sie besser von törichten, unnützen Gedanken ab als die Arbeit mit den Tieren.
    M ETZ
    D er Winter kam früh in diesem Jahr. Als Michel kurz nach dem ersten Advent in Metz eintraf, lag bereits Schnee im Moseltal, und die Seille war teilweise zugefroren, zum Ärger der Flößer und Salzschiffer, die gedacht hatten, sie noch bis Weihnachten befahren zu können.
    Am Morgen nach seiner Ankunft holte er Sybille ab, und sie machten einen Spaziergang am Flussufer. Kinder tollten im Schnee herum, und die Trauerweiden ächzten unter der weißen Last.
    »Du bist heute so still«, sagte Sybille, die einen Mantel aus Hermelinpelz trug und sich bei ihm untergehakt hatte. »Bedrückt dich etwas?«
    »Ich verlasse Metz«, antwortete Michel. Warum es ihr noch länger verschweigen?
    »Wann?«
    »Im Frühjahr, nach der Schneeschmelze. Ich gehe wieder nach Varennes.«
    Sie blickte ihn von der Seite an. »Es ist eine andere Frau, nicht wahr? Du möchtest heiraten.«
    »Keine Frau.« Er lächelte. »Es gibt nur dich. Du hast mein Wort.«
    »Kann ich

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