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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Gilde stellte sich geschlossen vor de Fleury und schützte ihn mit allen Mitteln. Wieder einmal dachte er darüber nach, die Gilde kraft seiner Macht als Stadtherr zu verbieten, doch wenn er das täte, bekäme er Ärger mit Herzog Simon, der sich für einen florierenden Handel in Oberlothringen starkmachte. Die Kaufleute wussten das und tanzten ihm nach Lust und Laune auf der Nase herum – ihm, einem Ritter, einem Mann von edlem Geblüt, der seinen Wert in einem Dutzend Schlachten bewiesen hatte.
    Er verspürte den Drang, jemanden zu prügeln.
    Es klopfte, und ein Diener betrat das Burggemach.
    »Was willst du?«, fragte Aristide.
    »Ein Bote ist da – von Seiner Gnaden Herzog Simon.«
    Ein Mann mit den drei silbernen Adlern des Hauses Châtenois auf dem Waffenrock kam herein und verneigte sich. Sein Mantel und seine Stiefel waren staubig von einem langen Ritt. »Eine Nachricht von Herzog Simon, Herr de Guillory.«
    Aristide stand auf, riss ihm das Pergament aus der Hand und brach das Siegel. »Kannst du lesen?«
    »Ein wenig, Herr.«
    »Lies mir das vor.«
    Der Bote nahm die Nachricht nicht in die Hand – er schien ihren Inhalt auswendig zu kennen. »Seine Gnaden bittet Euch, umgehend nach Köln zu reiten. Am neunten Juni versammeln sich dort die norddeutschen Fürsten. Ihr sollt das Treffen beobachten und Herzog Simon Bericht erstatten.«
    Der Bote musste ihm nicht erklären, was die norddeutschen Fürsten in Köln zu tun gedachten: Jeder Mann mit Verstand wusste, dass sie ihren Kandidaten Otto von Braunschweig zum Gegenkönig wählen würden. Was einer Kriegserklärung an Philipp von Schwaben und die Staufer gleichkäme.
    Diese Nachricht kam zur Unzeit. Aristide hatte wahrlich Besseres zu tun, als sich in Köln den Hintern plattzusitzen, während de Fleury und seine Krämerbande ihr arrogantes Spiel trieben. Doch was hatte er für eine Wahl? Befehl war Befehl.
    »Sag Berengar, dass er einen Trupp aus verlässlichen Männern zusammenstellen soll«, wies er den Diener an. »Morgen früh brechen wir auf.«
    Mit finsterer Miene starrte er das Pergament mit dem gebrochenen Siegel an. Wieder einmal war er ein treuer Vasall und tat klaglos seine Pflicht. Und wieder einmal stellte ihm Simon keinen Lohn dafür in Aussicht.
    Wieso auch? Ferry de Bitche hätte ohnehin dafür gesorgt, dass er ihn nicht bekam.

Juni 1198

    K ÖLN
    E s war noch früh am Morgen, doch die Sommerhitze lastete bereits schwer auf der Reichsstadt Köln.
    Außerhalb der Wehrmauern, auf den Wiesen am Rheinufer, erstreckte sich ein riesiges Lager. Die Zelte gehörten Fürsten und Edelleuten aus dem Norden des Reiches; an den Herdfeuern drängten sich ihre Ritter, Kriegsknechte und Dienstleute. Dutzende verschiedener Wappen zierten Waffenröcke, Schilde, Banner.
    Aristide hingegen hatte das Wams mit dem springenden Wolf seiner Familie zu Hause gelassen und trug ein schlichtes blassblaues Gewand über dem Kettenhemd. Er war als einfacher fahrender Ritter hier und wollte nicht erkannt werden. Deshalb hatte Herzog Simon ihn für diesen Auftrag ausgewählt: weil von den anwesenden Herren kaum einer wusste, wer er war.
    Mit der Hand auf dem Schwertknauf schlenderte er durch das Lager und suchte sich einen schattigen Platz unter einer Ulme. Von hier aus konnte er den Bereich im Zentrum der Zeltstadt überblicken. Eine alte Eiche beherrschte die ovale Fläche und breitete ihre Äste über einem Baldachin aus, unter dessen goldenem Dach ein Thron stand. Noch saß niemand auf dem Sessel, doch es konnte nicht mehr lange dauern, bis Otto von Braunschweig darauf Platz nehmen würde.
    Obwohl Aristide zunächst alles andere als glücklich über den Auftrag gewesen war, hatte er die letzten Tage in vollen Zügen genossen. Weit und breit keine Yolande, die ihm Vorhaltungen machte. Keine zeternden Töchter und aufmüpfigen Kaufleute. Köln war einmalig im Reich; eine derart riesige Stadt bot einem Mann mannigfaltige Möglichkeiten, sich zu vergnügen und seine Sorgen zu vergessen. An jeder Ecke gab es Freudenhäuser mit den schönsten Huren. Aristide hatte reichlich Gebrauch von ihren Diensten gemacht – bei Gott, er hatte es nötig. Seit Yolande Héloise geboren hatte, war ihre Lust gänzlich erloschen. Inzwischen hütete das Weib seine Punze, als wäre sie so heilig wie die Reichsinsignien. Es musste Monate her sein, dass er sie das letzte Mal genommen hatte.
    Einem fliegenden Händler kaufte er zwei Äpfel ab und aß sie. Als er das Gehäuse des zweiten ins Gras

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