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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Rassepferd. Für Cécile genügt ein Gaul aus Varennes.«
    »Sie ist Eure erstgeborene Tochter«, erwiderte Yolande. »Für sie muss Euch nur das Beste gut genug sein.«
    »Wenn sie ein Junge wäre. Aber sie ist ein Mädchen, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Wenn wir einen Sohn hätten, bekäme er ein Rassepferd?«
    »Schon möglich.«
    »Ihr würdet ihn unverhohlen Euren Töchtern vorziehen?«
    »Natürlich. Ein Sohn ist ein Sohn. Euer Vater würde mir da zustimmen, darauf wette ich meinen rechten Hoden.«
    »Das ist unerhört«, sagte Yolande.
    »Morgen gehen wir nach Varennes und kaufen dem Mädchen das verdammte Fohlen«, schnarrte Aristide und schritt zur Tür. Cécile begann zu weinen, und Héloise stimmte vor lauter schwesterlicher Verbundenheit in das Geheul mit ein.
    »Ihr wagt es, mich stehen zu lassen wie eine Dienstmagd? Redet gefälligst mit mir!«, fauchte seine Gemahlin, bevor er die Tür ins Schloss warf und die Treppenstufen hinabstieg.
    Die Pfaffen hatten recht: Es gab eine Hölle, und sie befand sich in dieser Burg. Er musste dringend ausreiten, Regen hin oder her, in diesem Gemäuer erstickte er noch. Missmutig verließ er den Palas und schlurfte zu den Stallungen.
    Dort traf er Berengar, der gerade aus dem Sattel stieg. Der Sarjant übergab das Pferd einem Knecht und schlug seine Kapuze zurück. Sein Mantel war durchgeweicht, und Tropfen rannen ihm über das gerötete Gesicht.
    »Gut, dass ich Euch treffe, Herr. Es gibt schlechte Neuigkeiten.«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »De Fleury ist nach Varennes zurückgekehrt. Die Gilde hat ihn gestern aufgenommen.«
    Aristides Lippen formten eine schmale Linie. Er hatte seit Jahren nicht an de Fleury gedacht. Dass er wieder da war, konnte nur eines bedeuten: Er wollte Ärger machen. Aber das würde er zu verhindern wissen. »Hol vier Männer«, befahl er Berengar. »Wir reiten nach Varennes und knöpfen uns Melville vor.«
    Eine Stunde später saß er in seiner Amtsstube im ehemaligen Bischofspalast und schickte einen Boten zu Melville. Der Gildemeister ließ nicht lange auf sich warten. Gut aussehend und geschniegelt wie eh und je betrat er die Kammer und verneigte sich.
    »Herr de Guillory, was kann ich für Euch tun?«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr diesen Unruhestifter de Fleury in Eurer Gilde aufgenommen habt. Ich wünsche, dass Ihr ihn noch heute wieder ausschließt.«
    »Das kann ich nicht«, erwiderte Melville dreist. »Unsere Statuten verlangen, dass jeder Kaufmann in Varennes der Gilde angehört. Handel außerhalb unserer Bruderschaft können wir nicht dulden.«
    »Darum geht es doch gerade. Dieser Kerl soll keinen Handel treiben!«
    »Herr de Fleury ist ein freier Mann. Er kann tun, was ihm gefällt. Es wäre gegen das Gesetz, ihm dieses Recht zu verwehren.«
    »Das Gesetz bin ich!«
    »Ich fürchte, da muss ich Euch widersprechen.« Melville lächelte freundlich. »Wir Kaufleute unterstehen dem Willen des Königs. Wie Ihr wisst, hat einst Kaiser Otto persönlich die Gilde …«
    »Immer diese alte Leier – ich kann es nicht mehr hören«, sagte Aristide. »De Fleury verlässt die Gilde, oder Ihr spürt die Folgen.«
    »Welche Folgen wären das?«
    »Das wisst Ihr genau.«
    »Ihr wollt die Gilde verbieten? Herzog Simon würde das nicht gutheißen.«
    Aristide starrte den Gildemeister bohrend an. Dieser Mann war verschlagen wie eine Natter, und wie viele Krämer verstand er sich meisterhaft darauf, anderen das Wort im Mund zu verdrehen. Er hatte von Anfang an gewusst, dass Melville ihm eines Tages Schwierigkeiten machen würde. »Gut«, sagte er gedehnt. »Wenn Ihr mir nicht entgegenkommen wollt, muss ich die Sache eben auf meine Weise klären. Betet, dass Euer Freund dabei nicht zu Schaden kommt.«
    Jegliche Freundlichkeit verschwand aus Melvilles Stimme. »Ihr habt kein Recht, unseren Schwurbruder bei seinen Geschäften zu behindern.«
    »Oh, ich werde seine Geschäfte nicht behindern«, sagte Aristide. »Ich werde sie gänzlich unterbinden.«
    »Wir werden sehen, ob Euch das gelingt.«
    »Wie darf ich das verstehen? Plant die Gilde, gegen mich zu rebellieren?«
    »Keineswegs. Im Gegensatz zu Euch achten wir das Gesetz. Bin ich entlassen?«
    »Ja. Geht mir aus den Augen. Verschwindet, verdammt noch eins.«
    Als Melville fort war, lehnte sich Aristide zurück, ballte die Rechte zur Faust und berührte seinen Mund. Erst Yolande, jetzt die siebenmal verfluchte Gilde – alle hatten sich gegen ihn verschworen. Es wurde

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