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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Zeit, den Kaufleuten wieder einmal zu zeigen, wer in dieser Stadt das Sagen hatte. Eine andere Sprache verstanden sie nicht.
    »Berengar!«, rief er. »Beweg deinen Hintern hierher. Es gibt Arbeit.«

April und Mai 1198

    V ARENNES -S AINT -J ACQUES
    I n den ersten beiden Aprilwochen unternahm Michel mit der Unterstützung der Gilde Verschiedenes, um sich und sein Geschäft vor Aristide de Guillory zu schützen.
    Zuerst nahm er die Hälfte seiner Ersparnisse und kaufte Grundbesitz in Varennes und den benachbarten Pfarrsprengeln. Er hatte einmal den Fehler begangen, sich allein auf die Einkünfte aus seinem Geschäft zu verlassen – inzwischen war er klüger. Melville, Duval und Le Roux halfen ihm, Weideland, Äcker, Fischteiche und Wohngebäude zu finden, die zum Verkauf standen und die er erwerben konnte, ohne dass das Schöffenkollegium davon erfuhr. Die monatliche Zinspacht aus diesen Besitztümern war nicht hoch, aber sie würde ihm immerhin ermöglichen, in schlechten Zeiten, wenn kein Handel möglich war, über die Runden zu kommen.
    Anschließend stellte ihm die Gilde sechs erfahrene Söldner zur Seite. Die Krieger hatten den Auftrag, sein Haus zu schützen und nie von seiner Seite zu weichen. Als Michel andeutete, er könne sich so viele Männer nicht lange leisten, ließ Melville ihn wissen, dass die Gilde alle Kosten tragen werde.
    »Das kann ich nicht annehmen!«
    »Ich bestehe darauf«, erwiderte Melville entschieden. »Wenn Ihr keinen Schutz habt, werden Euch de Guillorys Kriegsknechte übel mitspielen. Sorgt Euch nicht wegen der Kosten. Die Gildekasse ist voll, und die Schwurbrüder sind sich einig, dass das Geld gut angelegt ist, wenn wir Euch helfen.«
    Währenddessen hörten sich Yves und Louis in der Stadt um. Sie erfuhren, dass jede Bruderschaft Besuch von Berengar bekommen hatte. De Guillorys Sarjant hatte sämtliche Handwerker und Stadtbauern Varennes’ eingeschüchtert und sie unter Androhung schmerzlicher Folgen davor gewarnt, mit Michel Geschäfte zu machen. Die Schwurbrüder hatten auch dafür eine Lösung: Wenn sie auf den Markt gingen, kauften sie für Michel mit ein und ließen die Waren, die er brauchte, heimlich zu seinem Haus bringen, wo er ihnen den Kaufpreis erstattete. Genauso handhabten sie es mit dem Salz, damit er nicht selbst zur Saline fahren musste. De Guillory hatte die Wachen auf der Zollbrücke verstärkt, sodass Michel sie trotz seiner Söldner kaum gefahrlos hätte überqueren können.
    All das geschah im Verborgenen, ohne dass de Guillory, Berengar oder das Schöffenkollegium davon erfuhren. Baffour, d’Alsace und Nemours schienen dichtzuhalten. Melvilles Drohung, sie andernfalls aus der Gilde auszuschließen, hatte ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt.
    Am wichtigsten war jedoch, dass Michel nicht mehr allein auf Reisen ging. Bevor er zwei Wochen nach Ostern in die Champagne aufbrach, hatte er sich mit Duval und einigen anderen Schwurbrüdern zusammengetan. Ihrem Handelszug gehörten ein Dutzend Söldner und noch einmal so viele bewaffnete Knechte an – de Guillorys Waffenknechte würden es nicht wagen, sie zu behindern. Vier seiner Söldner sowie Yves und Louis ließ er in Varennes zurück, damit sie auf sein Haus aufpassten. Außerdem versprachen die daheimgebliebenen Schwurbrüder, seine Besitztümer im Auge zu behalten und sie vor de Guillory zu schützen.
    Eine Woche nach Christi Himmelfahrt kehrten Michel und seine Gefährten aus Provins zurück. Die dortige Maimesse war ein voller Erfolg gewesen, sie hatten Schatullen voller Silber verdient und begehrte Waren aus Frankreich und Flandern eingekauft. Die Wachen am Stadttor unternahmen einen halbherzigen Versuch, von Michel überhöhte Einfuhrzölle zu verlangen. Die gegnerische Übermacht aus Kaufleuten und Bewaffneten schüchterte sie sichtlich ein; außerdem hielt Duval ihnen mit schneidender Stimme einen Vortrag über die Zollbestimmungen Varennes’. Nach einer kurzen Auseinandersetzung gaben die Büttel auf und ließen den Handelszug passieren, nachdem Michel den üblichen Zoll und keinen Denier mehr entrichtet hatte.
    In bester Stimmung zogen die Kaufleute zur Gildehalle, wo Michel seine Waren einlagerte. Duval und die anderen hatten angeboten, sie für ihn auf dem Markt zu verkaufen, damit die Marktaufseher keine Gelegenheit bekämen, ihn zu schikanieren. Michel dankte ihnen und versprach, sich eines Tages für ihre Hilfe zu revanchieren.
    Zu Hause begrüßten ihn Louis und Yves herzlich. Nachdem sie den

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