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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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warten lassen: Bereits in der zweiten Nacht hatte es heftig zu schneien begonnen, und es war ihnen mit letzter Kraft gelungen, in Murat Zuflucht zu suchen, bevor die Täler in Eis und Schnee versanken.
    Das war vor zwei Wochen gewesen. Seitdem saßen sie in diesem abgelegenen Bergdorf fest und konnten nichts tun, als Gott und den heiligen Nikolaus um besseres Wetter zu bitten, damit sie endlich weiterziehen konnten. Doch wie es schien, war weder der eine noch der andere geneigt, ihre Gebete zu erhören. Michel stellte sich darauf ein, noch viele Wochen in Murat ausharren zu müssen.
    Er stampfte mit den Stiefeln auf, hängte seinen Mantel an den Haken neben der Tür und durchquerte den schummrigen Schankraum. Sie waren die einzigen Gäste in der kleinen Herberge, in der im Frühjahr und Sommer Flößer, Holzfäller und Fallensteller abstiegen. Le Roux, Deforest und de Neufchâteau saßen mit ihren Knechten und Söldnern am Kaminfeuer und vertrieben sich die Zeit mit Tric Trac und anderen Spielen.
    »Setzt Euch zu uns«, forderte Deforest ihn auf.
    Michel winkte ab. Wenn er seinen Gefährten Gesellschaft leistete, würde es keine halbe Stunde dauern, bis er mit Le Roux Streit bekam, und gestritten hatten sie in den letzten Tagen wahrlich genug. Er öffnete eine Tür im rückwärtigen Teil des Schankraumes und betrat die Küche, wo Josiane gerade Näpfe und Löffel abspülte.
    »Es hört überhaupt nicht mehr auf zu schneien«, meinte er.
    »Hab ich’s dir nicht gesagt? Die Winter hier im Zentralmassiv sind kalt, lang und gnadenlos. Finde dich damit ab. Hier. Fass mal mit an.«
    Sie drückte ihm ein Tuch in die Hand, und er half ihr, das Geschirr vom Mittagsmahl abzutrocknen.
    »Der alte Bauer von nebenan meint, im Februar seien die Wege meistens frei.«
    »Élie ist ein Dummkopf. Gib nichts auf sein Geschwätz. Ich habe schon erlebt, dass die Pässe bis März verschneit sind.« Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Ob es dir passt oder nicht, so schnell wirst du mich nicht los.«
    »Es gibt Schlimmeres«, sagte er lächelnd.
    Josiane, eine blonde Schönheit, war ihre Wirtin und führte die Herberge seit dem Tod ihres Mannes vor nunmehr fünf Jahren allein. Vom ersten Tag an hatte sie Gefallen an Michel gefunden, was sich gut traf, denn er hatte auch Gefallen an ihr gefunden. Josiane war ein Geschenk des Himmels in diesem verschlafenen Dorf am Ende der Welt. Ohne sie wäre er gewiss längst vor Langeweile und Stumpfsinn gestorben.
    Als sie mit dem Abtrocknen fertig waren, umfasste er ihre Taille und küsste sie.
    »Nicht«, protestierte sie halbherzig. »Ich muss noch Holz hacken, sonst müssen deine Freunde frieren.«
    »Na und? Strafe muss sein.« Er zog sie an sich und bedeckte ihren Hals mit Küssen.
    »Du bist ja unersättlich. Sind alle Männer von Varennes so verdorben wie du?«
    »Nur, wenn man uns einsperrt. Dann kommt unsere sündhafte Natur zum Vorschein.«
    »Wenn das so ist, müssen wir dir rasch Linderung verschaffen, bevor du noch zu einer Gefahr für die braven Christen von Murat wirst.«
    Sie nahm seine Hand und führte ihn nach hinten zu ihrer Schlafkammer, wo sie bis zum nächsten Morgen blieben. Nur einmal stand Josiane auf und brachte Le Roux und den anderen das Abendbrot. Michel schlüpfte derweil in sein Gewand und hackte Feuerholz, damit Josiane gleich wieder zu ihm unter die Decken schlüpfen konnte.
    Irgendwann mitten in der Nacht wachte er auf. Er hatte geträumt – was, daran konnte er sich nicht erinnern. Sein Herz pochte heftig, er betrachtete die Frau, die neben ihm schlief, und für einen Moment dachte er, es wäre Isabelle.

März 1199

    V OGTEI A LTRIP
    B auer Anselm war es nicht gewohnt, mit Frauen Geschäfte zu machen. Dass Isabelle das Kalb kaufen wollte, gefiel ihm ganz und gar nicht.
    »Geschäft ist Männersache«, sagte er. »Dein Gemahl soll zu mir kommen.«
    »Mein Gemahl ist krank«, log Isabelle.
    »Dann soll er kommen, wenn er wieder gesund ist.«
    »Das kann dauern. Aber wir brauchen das Kalb jetzt.«
    »Sei nicht so ein sturer alter Bock«, sagte Anselms Weib Grete, die zwei Eimer mit Milch zum Haus trug. »Verkauf der Madame schon das Kalb. Sie ist die Tochter eines Kaufmanns. Sie versteht mehr vom Geschäft als manch einer deiner hohlköpfigen Freunde.«
    Anselms Augen verengten sich, doch natürlich sagte er nichts. Jeder im Dorf wusste, dass er Gretes spitzer Zunge nicht gewachsen war. Bohrend blickte er Isabelle an, als müsse er sich erst vergewissern, dass

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