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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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schlicht.
    »Lüg mich nicht an. Das letzte Mal habe ich im Dezember Geld geholt. Zehn Pfund. Es waren aber noch über vierzig da. Also, wo ist der Rest?«
    »Die laufenden Kosten, Herr. Der Lohn der Stadtbüttel und der anderen Amtsträger. Die Instandhaltung der Stadtmauer, der Backöfen und der Brunnen. Die Armenfürsorge …«
    »Das ist Aufgabe der Pfaffen. Streich diesen Posten.«
    »Das wollte ich gerade anregen. Überhaupt wäre es an der Zeit, die eine oder andere Ausgabe zu überdenken, Herr. Denn wenn wir so weitermachen wie bisher, stoßen wir bald an unsere Grenzen.«
    »Ich soll sparen?«, fragte Aristide gedehnt.
    »Ich fürchte, in den nächsten ein, zwei Monaten müsst Ihr Euch dieser Herausforderung stellen.« Der Kämmerer biss sich einen Fingernagel ab, ehe er fortfuhr: »Erschwerend kommt hinzu, dass im Sommer der Zins für das Darlehen fällig wird, das Ihr aufgenommen habt. Die Lombarden haben vorige Woche geschrieben. Sie verlassen sich darauf, dass sie die vereinbarte Summe pünktlich erhalten.«
    »Das Lombardenpack soll mit Rauch und Schwefel zur Hölle fahren«, sagte Aristide. »Und was meine Ausgaben angeht: Ich kann sie nicht verringern. Ich brauche Geld. Vierzig Pfund. Und ich brauche es jetzt.«
    »Vierzig Pfund.« Der Kämmerer rang um Fassung. »Das ist eine beträchtliche Summe.«
    »Treib sie auf. Nächste Woche liegt sie hier auf dem Tisch, verstanden?«
    »So bald schon? Dafür müsste ich ein neues Darlehen aufnehmen.«
    »Dann tu das.«
    »Und womit begleichen wir die Zinsen?«
    »Woher soll ich das wissen? Du bist der Kämmerer. Erhöh die Steuern.«
    »Davon rate ich dringend ab. Die einfachen Leute leiden schon jetzt unter der hohen Abgabenlast …«
    »Ich habe dich nicht um deine Meinung gefragt«, fuhr Aristide ihn an. »Tu, was getan werden muss, damit ich mein Geld bekomme. Oder ich suche mir einen fähigeren Kämmerer.«
    »Sehr wohl, Herr.« Der Mann verneigte sich und eilte davon.
    Am nächsten Morgen verkündeten die städtischen Ausrufer auf dem Domplatz, dem Heumarkt und am Salztor, dass mit sofortiger Wirkung die Herdsteuer, die accisa und der Marktzoll heraufgesetzt worden seien, um jeweils zwei von hundert Teilen.
    »Herr de Guillory, ich flehe Euch an, Ihr müsst die Steuern wieder senken«, sagte Charles Duval. »Die einfachen Leute haben kaum genug zum Leben. Viele hungern bereits. Und der Handel! Ihr schadet damit unseren Geschäften, und das wird dazu führen, dass Ihr auf lange Sicht weniger Steuern einnehmt. Wir leiden schon genug unter dem Krieg.«
    »Wieso?«, fragte Aristide. »Ihr macht doch Geschäfte mit den Franzosen. Und in Frankreich ist Frieden, oder?«
    »Der Bürgerkrieg in Deutschland beeinträchtigt auch den Handel mit der Champagne und Burgund. Uns sind wichtige Märkte weggebrochen, weil man jenseits des Rheins seines Lebens nicht mehr sicher ist. Wenn Ihr nichts unternehmt, um uns zu entlasten, droht uns der Ruin.«
    »Ihr Kaufleute rühmt euch doch eures Einfallsreichtums. Wenn ihr so findig seid, wie ihr immer behauptet, dann sucht euch neue Märkte.«
    »Das tun wir bereits. Es ist nicht so einfach, wie Ihr Euch das vorstellt. Und was ist mit den Stadtbauern und den Handwerkern? Sie sind darauf angewiesen, ihre Waren hier verkaufen zu können. Aber das können sie nicht, weil die Leute kein Geld mehr haben.«
    »Seltsam«, sagte Aristide. »Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich einen Markt, auf dem die Leute Tag für Tag mit Silber nur so um sich werfen. Wie erklärt Ihr Euch das, wenn angeblich alle so arm sind?«
    »Der Schein trügt«, beharrte der Gildemeister. »Viele Tagelöhner und Arbeiter gehen schon lange nicht mehr zum Markt. Sie holen sich ihr Brot von den Klöstern, die kaum noch mit dem Verteilen von Almosen nachkommen.«
    »Na und? Dafür ist die Kirche da.«
    Duval sah aus, als wäre er den Tränen nah. »Herr de Guillory, Ihr seid doch ein verständiger Mann. Ihr müsst doch einsehen, dass es falsch ist, was Ihr tut. Ihr richtet unsere Stadt zugrunde.«
    »Ich habe eine Wehrmauer gebaut, zwei neue Bruderschaften genehmigt und Euch Eure Gilde gelassen, obwohl ich allen Grund hatte, sie zu verbieten. Ich spreche sechsmal im Jahr Recht, höre mir die kleinlichen Querelen des Stadtvolks an und versuche, einvernehmliche Urteile zu fällen, damit der Frieden gewahrt bleibt, was mich jedes Mal einen ganzen Tag kostet. Glaubt mir – wenn ich etwas zugrunde richten will, sieht das anders aus.«
    »Wenn Ihr die Steuern

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