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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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nicht senkt, wird es einen Aufstand geben. Die Leute sind wütend. Es brodelt bereits an allen Ecken.«
    Aristide beugte sich nach vorn. »Droht Ihr mir?«
    »Ich sage nur, wie es ist.«
    »Es wird keinen Aufstand geben. Dafür sorge ich.«
    »Senkt sie wenigstens um eines von hundert Teilen. Damit wäre den meisten Leuten schon geholfen.«
    »Nein«, sagte Aristide.
    »Ist das Euer letztes Wort?«
    »Mein allerletztes.« Als sich Duval nicht vom Fleck rührte, meinte er: »Ihr habt mich gehört, Gildemeister. Also, was wollt Ihr noch hier? Zu Hause wartet doch bestimmt Arbeit auf Euch, Salzkörner zählen, oder was immer ein Krämer tut.«
    Der Kaufmann verneigte sich knapp und stakste davon. Als sich die Tür geschlossen hatte, winkte Aristide Berengar zu sich. Der Sarjant löste sich aus den Schatten neben dem Kamin und trat vor den Tisch.
    »Du hast gehört, was Duval gesagt hat. In der Stadt brodelt es. Verdopple die Wachen an den Toren. Wenn irgendwer Ärger macht, will ich, dass du schnell und hart durchgreifst.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Michel, als Duval den Palast verließ.
    »Er lässt nicht mit sich reden. Die Steuern bleiben.«
    Michel nickte. Er hatte nicht erwartet, dass Duval etwas erreichen würde. Sie schlenderten über den Markt. Am Stand eines Weinhändlers hielt Duval inne, orderte einen Becher und trank.
    »Der Mann ist ein Scheusal. Bösartig bis ins Mark. Es ist ihm gleichgültig, was aus uns wird. Vollkommen egal.« Er nahm noch einen Schluck.
    »Wenden wir uns an den Herzog?«
    »Das bringt nichts. De Guillory hat die alleinige Verfügungsgewalt über die Stadt. Der Herzog würde uns nicht zuhören.« Duval leerte den Becher und bestellte einen zweiten. Schweigend blickte der Kaufmann zu den Wolken auf, die am Himmel hingen und sich beständig veränderten. Die Feder an seinem Hut wiegte sich im Wind. Plötzlich sagte er: »Ich schaffe das nicht mehr. Ich bin diesem Kerl nicht gewachsen. Ich lege mein Amt nieder.«
    »Das ist Unsinn, Charles«, sagte Michel. »Ihr seid ein guter Gildemeister. Ohne Euch wären die vergangenen Jahre noch härter gewesen.«
    Duval schnaubte. »Was habe ich schon erreicht? Später wird man über mich sagen, dass ich die Hälfte meiner Amtszeit damit verbracht habe, vor de Guillory zu buckeln. Seht mich an. Ich bin alt. Alt und müde. Ich höre auf. Es ist höchste Zeit.«
    Michel hätte seinem Freund gerne widersprochen, doch er konnte nicht leugnen, dass die letzten Jahre Duval ausgelaugt hatten. Er war dünn, seine Haut kränklich blass, und wenn seine Hände nichts hatten, womit sie sich beschäftigen konnten, zitterten sie unentwegt. Er hatte schon immer viel getrunken, doch seit er Gildemeister war, wurde seine Gier nach Bier und Wein von Monat zu Monat schlimmer.
    »Wann wollt Ihr es den anderen sagen?«
    »Bei der nächsten Versammlung. Es hat keinen Sinn, noch länger zu warten.«
    Drei Tage später trat die Gilde zusammen. Als alle Schwurbrüder an der Tafel Platz genommen hatten, erhob sich Duval und legte seinen Posten als Gildemeister in aller Form nieder. Seine letzte Amtshandlung bestand darin, zur Wahl eines neuen Vorstehers aufzurufen.
    Michel war der Einzige, der kandidierte. Mit zehn von elf Stimmen wurde er zum neuen Meister der Kaufmannsgilde von Varennes-Saint-Jacques gewählt.
    Zwei Tage nach der Gildeversammlung schlenderte Isabelle über den Markt. Sie wollte einige Besorgungen machen und schaute sich gerade die Auslagen eines Gewandschneiders an, als die Magd einer nahen Schenke zu ihr kam.
    »Frau Isabelle? Hier ist ein Brief für Euch. Ein Pilger hat ihn gerade bei uns abgegeben.«
    Isabelle gab dem Mädchen zum Dank einen Hälbling und faltete das Pergament auseinander. Von wem mochte die Nachricht sein? Vielleicht von Lutisse? Sie hatte schon ewig nichts mehr von ihr und Flori gehört.
    Ihre Hand begann zu zittern. Das war Rémys Schrift.
    Ihr Blick flog nur so über die Zeilen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Nach all den Monaten, in denen sie jeden Morgen mit dem Gedanken an ihn aufgestanden und jede Nacht mit der Sorge um ihn zu Bett gegangen war, bekam sie endlich ein Lebenszeichen von ihrem geliebten Sohn. Er lebte, und es ging ihm gut.
    Mit dem Brief in der Hand ging sie zum Marktkreuz und sank auf den Sockel. Sie weinte und lachte, lachte und weinte, und die Leute glotzten sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Rémy, o Rémy, warum hast du mir nicht viel früher geschrieben? Wie viele quälende Stunden

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