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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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verfügbaren Behälter zu holen, denn sie mussten das Salz so umfüllen, dass die Tiere es tragen konnten. Er selbst eilte zu Gaspard.
    Sein Freund verließ gerade das Haus und schritt in Richtung Gildehalle.
    »Michel«, sagte er verwundert. »Du bist noch in der Stadt?«
    »Hör zu, ich brauche deine Hilfe. Kannst du mir zwei Saumpferde leihen? Besser wären drei.«
    »Du bist ja leichenblass. Was ist denn geschehen?«
    In knappen Worten berichtete Michel von seinem Geschäft mit dem Grafen von Sponheim, seiner Auseinandersetzung mit Bischof Ulman und dem Verlust seines Salzschiffes.
    »Ich habe es dir ja gesagt«, murmelte Gaspard. »Dieser Mann treibt uns noch alle in den Ruin.«
    Das Letzte, was Michel jetzt brauchte, war ein neuerlicher Vortrag über die grassierende Ungerechtigkeit in Varennes. »Ich bin wirklich in Eile«, sagte er mit mühsam unterdrückter Ungeduld. »Kannst du mir helfen?«
    »Natürlich. Komm mit!«
    »Tausend Dank! Du bist ein wahrer Freund und mit Gold nicht aufzuwiegen!«
    Sie eilten zu Gaspards Haus und zäumten drei Saumpferde. Gaspard konnte Michel nicht zur Starkenburg begleiten, denn ein Geschäft erforderte seine Anwesenheit in Varennes. Michel versprach, ihn am Gewinn des Handels zu beteiligen.
    Wenig später führte er die Tiere zum Anlegesteg. Jean hatte inzwischen ihre Pferde geholt. Rasch schaufelten sie das Salz in die kleineren Fässer und Ledertaschen und beluden damit die fünf Packtiere und Abendrot.
    »Wir schaffen es nie im Leben rechtzeitig zur Starkenburg«, sagte Jean.
    »Wir müssen es wenigstens versuchen.« Michel ergriff Abendrots Zügel. »Los jetzt. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    S TARKENBURG BEI T RABEN
    E s war eine beschwerliche Reise, die Mensch und Tier alles abverlangte. Michel und Jean trieben die Pferde zu höchster Eile an, während der kleine Trupp an der Mosel entlangzog, und sie rasteten so selten wie möglich.
    Nördlich von Metz wurde der Marsch besonders mühevoll. Hier war die alte Römerstraße nicht mehr durchgängig vorhanden, weswegen sie manchmal stundenlang schmalen Pfaden folgen mussten. Dornengestrüpp riss ihnen die Arme auf. Umgestürzte Baumstämme versperrten ihnen den Weg. Verdeckte Schlammlöcher brachten sie zu Fall. Manchmal fanden sie bei Einbruch der Dunkelheit eine Herberge, sodass sie in einem Bett schlafen und sich waschen und stärken konnten. Die meisten Nächte jedoch verbrachten sie in der Wildnis, fernab menschlicher Gemeinschaft. Das Geheul der Wölfe versetzte sie in Furcht und bescherte ihnen einen unruhigen Schlaf und düstere Träume.
    Kostspielig war die Reise außerdem: Jeder noch so unbedeutende Herr, dessen Land sie durchquerten, verlangte Wegezoll für die Nutzung seiner Straßen. Stets nur ein paar Deniers, die sich jedoch bald aufsummierten und die Gewinnspanne des Handels weiter schmälerten.
    Zu allem Überfluss schlug nach einigen Tagen das Wetter um. Heftiger Regen ging über dem Moseltal nieder, Sturmböen peitschten die Baumwipfel. Eines ihrer Saumpferde glitt auf dem schlammigen Pfad aus, brach sich beide vorderen Fesselgelenke und riss sich an einem gesplitterten Baumstumpf die Flanke auf. Michel blieb nichts anderes übrig, als es an Ort und Stelle zu töten. Das Salz verteilten sie auf die übrigen Pferde, was eine zusätzliche Last für die übermüdeten Tiere bedeutete.
    Jean verstreute etwas von dem körnigen Gewürz am Wegesrand.
    »Was machst du da?«, fragte Michel.
    »Ein Geschenk für die Kobolde des Waldes. Vielleicht lassen sie uns dann in Ruhe.«
    Schließlich erreichten sie durchnässt und zu Tode erschöpft die Starkenburg, die auf einem Felsen oberhalb des Dorfes Traben thronte und über das Moseltal wachte. Mit letzter Kraft kämpften sie sich den gewundenen Weg zu der Festung hinauf.
    »Ihr seid zwei Tage zu spät!« Truchsess Ivo kam ihnen im Burghof entgegen, die Wangen vor Wut gerötet. »Ich habe Euch doch aufgefordert, pünktlich zu sein. Habt Ihr unser Geschäft nicht ernst genommen?«
    »Ich bitte Euch tausendfach um Verzeihung, ehrenwerter Ivo«, erklärte Michel müde. »Bischof Ulman von Varennes hat mein Salzschiff beschlagnahmt, weshalb wir zu Fuß gehen mussten. Wir sind so schnell gekommen, wie es uns möglich war.« Er wies auf die Saumpferde. »Hier ist Euer Salz. Ich überlasse es Euch billiger, als Zeichen meines tiefen Bedauerns.«
    »Ich brauche Euer Salz nicht mehr. Ich habe inzwischen anderweitig welches beschafft.«
    Tiefe Niedergeschlagenheit überkam

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