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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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pünktlich liefere.«
    Ulman blickte ihn stechend an. »Ihr weigert Euch?«
    »Es tut mir ehrlich leid.«
    »Wie Ihr wollt. Ihr lasst mir keine Wahl: Martel, beschlagnahmt den Kahn.«
    Michel dachte zuerst, er hätte sich verhört, doch als der Schultheiß mehrere Waffenknechte zu sich rief, ging ihm auf, dass Bischof Ulman es ernst meinte. »Das könnt Ihr nicht tun, Exzellenz, ich bitte Euch! Ich brauche mein Schiff. Ihr ruiniert mir ein wichtiges Geschäft.«
    »Es ist Eure Pflicht als Bürger dieser Stadt, mir in jeder erdenklichen Weise zu Diensten zu sein«, erwiderte Ulman schneidend. »Fügt Euch, oder ich lasse Euch für eine Nacht einsperren, damit Ihr Demut lernt.«
    Der Schultheiß schob Michel unsanft zur Seite. »Aus dem Weg!«
    Martel und drei Kriegsknechte stapften mit dumpf pochenden Schritten über den Anlegesteg. Jean versperrte ihnen den Weg, in den Händen einen Knüppel.
    »Lasst uns zum Schiff«, forderte Martel ihn auf.
    »Nein.«
    »Bei allen Kreisen der Hölle«, schnarrte der Schultheiß und fuchtelte mit seinem Stock, »muss ich Euch erst in den Kerker werfen, damit Ihr spurt?«
    »Das Schiff gehört uns. Was Ihr vorhabt, ist Raub.« Jean schien entschlossen zu sein, es notfalls auf einen Kampf mit dem Schultheißen ankommen zu lassen. Die beiden Söldner standen bei den Salzfässern, befingerten nervös die Schäfte ihrer Äxte, unschlüssig, was sie tun sollten.
    Michel wurde klar, dass er eingreifen musste, bevor jemand zu Schaden kam. »Lass sie durch, Jean.«
    »Was?«, rief sein Bruder aufgebracht. »Du willst dich ihnen fügen? Einfach so?«
    »Jetzt mach schon.«
    Für einen Moment sah Jean so wütend aus, dass Michel fürchtete, er werde Martel angreifen. Aber er schnitt nur eine zornige Grimasse, spuckte aus und trat zur Seite.
    »Schön, dass Ihr endlich vernünftig seid«, schnaufte Martel, bestieg mit seinen Soldaten das Boot und winkte den Reichskanzler und dessen Gefolge heran.
    Zuerst stieg ein Diener ein und bereitete seinem Herrn mit Kissen ein bequemes Lager im überdachten Verschlag des Salzschiffs. Michel konnte nur hilflos zuschauen, wie zwei Mönche Johann stützten, während der kleine Mann über den Anlegesteg hinkte und mit Martels Hilfe ins Boot kletterte.
    »Ich bedaure außerordentlich, dass ich schon abreisen muss«, wandte sich der Reichskanzler lächelnd an Ulman. »Ich habe den Aufenthalt in Eurer Stadt sehr genossen. Habt Dank für Eure Gastfreundschaft, mein lieber Freund. Besucht mich, wenn Ihr einmal in Trier seid.«
    Nachdem Martel ausgestiegen war, begab sich ein Teil von Johanns Gefolge an Bord des Salzschiffs. Einer der Waffenknechte löste die Taue, ein anderer ergriff das Ruder, und der Kahn legte ab. Die Ritter bestiegen ihre Pferde und kanterten am Flussufer entlang, gefolgt von den restlichen Soldaten.
    »Auf Nimmerwiedersehen«, murmelte Ulman missmutig.
    »Ich hoffe, dass Ihr mich wenigstens angemessen entschädigt«, sagte Michel.
    »Das hätte ich getan, wenn Ihr mir meine Bitte gewährt hättet, wie es Eure Pflicht gewesen wäre. Aber durch Euer unverschämtes Verhalten habt Ihr jegliches Recht auf eine Entschädigung verwirkt.«
    »Das ist ungeheuerlich!«
    »Befleißigt Euch eines angemessenen Tons, wenn Ihr mit mir sprecht. Wache!« Zwei Büttel eilten herbei und zwangen Michel, zurückzutreten. Ohne ein weiteres Wort bestieg Ulman die Sänfte und zog mit Martel und dessen Waffenknechten von dannen.
    Michel warf seine Mütze auf den Boden und fluchte so hässlich, dass sich ein altes Fischweib in seiner Nähe ängstlich bekreuzigte.
    »Wieso hast du mich zurückgehalten?«, fragte Jean. »Ich hätte Martel alle Zähne ausgeschlagen!«
    »Und dann? Wärst du am Galgen gelandet.«
    »Na und? Vielleicht wäre es mir das wert gewesen.«
    »Hör auf damit«, fuhr Michel ihn an. »Überlegen wir lieber, was wir jetzt tun.«
    Jean kaute auf der Lippe, während er die Salzfässer betrachtete. »Wir könnten bei der Gilde fragen, ob uns jemand sein Schiff leiht.«
    »Du siehst doch, dass gerade keins hier ist. Und wir können nicht tagelang warten, bis eins zurückkommt. Wir müssen das Salz mit Pferden zur Starkenburg bringen.« Der Ochsenwagen war zu langsam und zu schwerfällig für eine derart lange Reise.
    »Wir haben nicht genug Saumpferde für so viel Salz.«
    »Ich frage Gaspard, ob er uns welche leiht.«
    Michel wies die Söldner an, bei der Ware zu bleiben. Jean schickte er nach Hause, um die Packpferde, den Wallach und alle

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