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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Differenzen, die schon bald erneut aufbrechen konnten. Unter diesen Umständen war es nur zu verständlich, dass Gaspard vorerst keine Schritte unternahm, um eine Verbindung zwischen Michel und seiner Schwester anzubahnen.
    Michel wusste nicht recht, was er von dieser neuen Entwicklung halten sollte. Ein Teil von ihm fühlte so etwas wie Erleichterung. Er war noch nicht bereit dazu, eine Ehe einzugehen. Davon abgesehen, konnte er sich bei seiner prekären wirtschaftlichen Lage keine kostspielige Hochzeit leisten, geschweige denn seiner Gemahlin ein standesgemäßes Leben ermöglichen. Insofern konnte es ihm nur recht sein, dass Gaspard ihn nicht zu einer Entscheidung drängte.
    Und doch – ein anderer Teil verspürte eine gänzlich unvernünftige Enttäuschung. Was soll der Unsinn? Er hatte doch überhaupt nicht vorgehabt, um Isabelles Hand anzuhalten. Er war zufrieden damit, ihr ein Freund zu sein. Warum also fühlte er sich, als hätte Gaspard ihn soeben abgewiesen?
    Jeder einzelne dieser verwirrenden Gedanken war augenblicklich vergessen, als er den zweiten Stock betrat und Isabelle erblickte.
    Sie sah atemberaubend aus in ihrem neuen Kleid. Leuchtend rot war es und an der Taille eng geschnürt; die Ärmel und der Saum waren mit Borten besetzt. Sie trug ihr Haar offen, und es floss golden über ihre Schultern.
    Ihre Schwägerin Lutisse und ihre Mutter zupften an ihr herum und forderten sie auf, sich zu drehen. Die kritischen Blicke der beiden Frauen wichen Begeisterung.
    »Wunderbar!«, sagte ihre Mutter. »Du siehst zum Anbeißen aus, mein Schatz. Wie ein Edelfräulein.«
    »Die Männer werden sich die Hälse nach dir verrenken«, fügte Lutisse mit einem anzüglichen Grinsen hinzu.
    »Michel!«, rief Isabelle, als sie ihn in der Tür der Kammer erblickte. »Du bist wieder da.«
    »Isabelle, was habe ich dir gesagt?«, mahnte ihre Mutter stirnrunzelnd.
    »Ich meine natürlich ›Herr de Fleury‹«, fügte sie mit einem spöttischen Knicks hinzu.
    Am Hals trug sie das Kruzifix.
    »Guten Abend, Isabelle«, begrüßte er sie lächelnd.
    »Na, was sagt Ihr zu meinem neuen Kleid? Ist es nicht herrlich?« Sie drehte sich noch einmal. Durch den Schwung bauschte sich das Gewand ein wenig auf, sodass er ihre Knöchel sehen konnte.
    Lutisse und Gaspards Mutter waren zur Seite getreten und beobachteten ihn aufmerksam.
    »Wüsste ich es nicht besser, würde ich glauben, vor mir stünde eine burgundische Gräfin.«
    Ihr Strahlen vertrieb auf einen Schlag den ganzen Ärger der letzten Wochen.
    »Ihr versteht wahrlich mit Worten umzugehen«, lobte Isabelles Mutter. »Ich muss schon sagen, in Mailand ist ein feiner Herr mit geschliffenen Manieren aus Euch geworden. Davon könnte sich so mancher Schwurbruder der Gilde eine Scheibe abschneiden.«
    »Mutter, hör auf«, sagte Isabelle. »Du bringst mich in Verlegenheit.«
    »Es ist doch wahr«, fuhr Marie unbeirrt fort. »Meiner Meinung nach sollte jeder Kaufmann ein Jahr in Italien verbringen, damit er lernt, wie man sich einer Dame gegenüber verhält. Die Nemours-Brüder und einige andere benehmen sich manchmal wie Schweinehirten. Seid doch so nett und bleibt zum Essen«, wandte sie sich an Michel. »Ich werde Olive auftragen, einen Braten mit frischem Gemüse zu machen. Auf Eurer Reise habt Ihr gewiss nichts Vernünftiges gegessen.«
    »Eigentlich bin ich nur hier, weil ich Isabelle abholen möchte. Sie schuldet mir noch einen Spaziergang.«
    Er konnte förmlich hören, wie Lutisse und Marie den Atem anhielten.
    »So, tue ich das?« Isabelle hob eine Augenbraue. »Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir vereinbart, dass Ihr Euch den Spaziergang verdienen müsst.«
    »Isabelle!«, empörte sich ihre Mutter. »So kannst du doch nicht mit Herrn Michel sprechen!«
    »Schon gut, Frau Caron, es ist nur recht und billig, dass sie mich an unsere Abmachung erinnert.« Michel wandte sich an Isabelle. »Und natürlich halte ich mich daran.«
    »Was bietet Ihr also?«, fragte sie.
    »Ihr schenkt mir zwei Stunden Eurer Zeit, und dafür zeige ich Euch ein … Geheimnis.«
    »Ein Geheimnis? Welcher Art?«
    »Begleitet mich, und Ihr werdet es erfahren.«
    »Und wenn ich ablehne?«
    »Werdet Ihr Euch bis an Euer Lebensende fragen, was Ihr verpasst habt. Überlegt Euch also Eure Antwort gut.«
    »Ihr versteht es wirklich, eine Frau neugierig zu machen«, sagte Isabelle. »Also gut, Herr de Fleury, ich gewähre Euch diesen Abend.«
    »Fein!«, rief Lutisse. »Und schon hast du eine

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