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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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fühlt sich noch heute abhängig
von ihr, erfüllt bedingungslos ihre Befehle und kommt nicht los aus dem
Teufelskreis dieser Frau, die sie bevormundet und unterdrückt.
    Durch
schwache Geräusche schreckte sie aus ihren Gedanken auf und findet sofort
wieder zu ihrer gräflichen Haltung zurück, dann: „Du bist also der Michael. Du
hast die Augen deiner Mutter.“
    „Und
du hast die Augen meines Großvaters. Grüß Gott. Du bist Tante Elisabeth, habe
ich recht? Seit wann bist du Gräfin?“
    „Das
war ein Vorwand, um mich bei euch standesgemäß einzuführen. Wie ich sehe,
scheinst du durch deine Heirat in höheren Kreisen zu verkehren.“
    „Ja,
das stimmt. Obwohl, wie du sehr richtig erwähntes, es scheint nur so. Mein
lieber Herr Schwiegervater hält mich ziemlich knapp, im Gegensatz zu seiner
Tochter. Ihr liest er jeden Wunsch von den Augen ab. Aus diesem Grunde konnte
er auch unsere Heirat nicht verhindern, und das lässt er mich natürlich Tag für
Tag deutlich spüren, zumal ich obendrein noch seinen Namen trage“, und etwas
lauter, „ach, Friedrich! Bitte bring uns eine Flasche Champagner. Ich nehme an,
du magst Champagner, Tante Lisa? Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, wenn
ich dich Lisa nenne? Wir sollten auf unser verspätetes Kennenlernen anstoßen.
Apropos, ich kam über den Mädchennamen deiner Mutter auf dich. Warum heißt du
nicht Funke?“
    „Warum
heißt du nicht Hansen? Wahrscheinlich haben wir das gleiche Problem: Wir hassen
einen Teil unserer Erzeuger.“
    Der
Diener brachte das Gewünschte und füllte würdevoll die beiden Kristallgläser.
Nachdem Michael neben seiner Tante Platz nahm, zündete er sieben
elfenbeinfarbene Kerzen in einem silbernen Kandelaber an und erhob dann
feierlich sein Glas.
    „Sehr
zum Wohle, und auf ein gesundes, prosperierendes neues Jahr, liebe Tante. Es
werden all unsere Wünsche in Erfüllung gehen, das verspreche ich uns.“
    Friedrich
verließ die beiden und stellte sich diskret und unauffällig in einiger
Entfernung auf, um jedwede Anordnung des jungen Herrn sofort entgegenzunehmen
und auszuführen. Dass er von diesem Standpunkt aus dem Gespräch zwischen Herrn
Aichinger und der attraktiven Gräfin hätte folgen können, ist auszuschließen,
denn er hatte nebenbei das Eindecken der überlangen Tafeln zu beaufsichtigen,
mit dem die anderen Bediensteten des Hauses eben erst begannen.
    „Ja,
und was die höheren Kreise anbelangt, liebe Tante, die geben sich hier de facto
die Klinke in die Hand, aber geben sich nicht mit einem kleinen Hauptkommissar
der Münchener Kripo ab. Die sind so kriminell, die verkehren mit Herrschaften
von ganz oben. Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Aichinger besitzt eines
der größten Bauunternehmen im freiem Staate der Bayern. Und wenn es sich um die
Vergabe von Aufträgen handelt, wird geschmiert, wo es nur geht. Angefangen in
der bayrischen Staatskanzlei und aufgehört im Bundeskanzleramt. Aichinger hat
sie alle in der Tasche. Stell dir vor, Tantchen, der bekam sogar Aufträge in
den neuen Bundesländern. Direkt vom Kanzler. Deshalb vertrauen ihm seine
Hausbanken eine Unmenge von Geldern an. Die brauchen bloß einen
Blankobriefbogen aus Bonn zu sehen und schon reißen sie für den Aichinger
sämtliche Tresore auf. Es geht im wilden Osten um Milliarden, sage ich dir.
Dagegen hält er seinen lieben Schwiegersohn an der kurzen Leine und schickt ihn
fleißig arbeiten, damit er auf keine dummen Gedanken kommt, anstatt ihn in
seiner Firma als Sicherheitsexperten einzustellen. Höchstwahrscheinlich schätzt
er mich für so dämlich ein, dass er überhaupt nicht erfasst, wie ich ihn und
seine Geschäftsfreunde beobachte und alles sorgfältig registriere, was um ihn
herum vor sich geht. Denn Aichinger bescheißt sie alle.“
    „In
deinem netten Brief an mich klang das aber völlig anders. Ich erinnere mich
sehr genau - ich las das Wort: glücklich.“
    „Das
bin ich auch“, er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, beugte sich leicht zu
ihr herüber und sah zu Friedrich, der stumm das hektische Treiben seiner
Kollegen beobachtete. „Wenn ich mit dir und deiner verrückten Schwester fertig
bin, ist der Alte dran. Ich war noch nie so glücklich. Ich habe jede Menge
Material gegen euch in der Hand - es ist unglaublich. Meine Pension kann ich
mir damit, ohne unseren armen Sozialstaat belasten zu müssen, selbst
finanzieren. Unglücklicherweise bin ich ausgerechnet heute zum Nachtdienst
eingeteilt, und viel Zeit bleibt mir

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