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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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diffuses Licht. Sander begann mit der üblichen Bestandsaufnahme. „Der Brocken dürfte zwei, drei Tonnen wiegen, den kriegen wir nicht bewegt. Selbst wenn uns dies dort oben gelänge, wäre es der sichere Tod. Wir würden zermalmt, bevor wir den Fluchtstollen erreichten. Unsere einzige Chance ist es, den Felsbrocken aus der Deckung heraus in Bewegung zu versetzen. Fragt sich nur, wie?“
    Igor nickte matt. Er hatte kein Patentrezept, und er ahnte, er würde auch später keins haben. Sander fuhr fort. „Ich glaube, ihn blockiert die Schiene, die sich rechts an der Stollenwand in die Höhe biegt. An ihr scheint der Brocken anzuliegen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir die verdammte Schiene dazu bekommen, sich von ihm fortzubewegen! Wenn uns dies gelänge, könnte der Fels sich ins Gefälle drehen und – hoffentlich weit genug – in die Tiefe rauschen. Würde er unseren Rettungsstollen passieren, wäre der Weg frei! Was meinst du?“
    Igor zuckte die Schultern. Er hatte keine Meinung, zumindest keine eigene. In dieser kritischen Phase war er auf Sander angewiesen, auf Gedeih und Verderb. Der wußte um seine Verantwortung, ahnte, daß die Hoffnungen des Russen allein auf ihm ruhten. Beide schauten sie gebannt hinauf zu ihrem schwergewichtigen Gegner, der letzte im Berg, im ungünstigsten Fall allerdings für den Rest ihrer Tage. Unüberwindlich schien die Barriere. Endlich ging ein Ruck durch Sander. Er ergriff die Lampe. „Ich klettere hoch, ich muß das aus der Nähe sehen! … Nein, nein! Du bleibst hier!“ Er drückte den Russen zurück in den Stollen. „Sollte der Brocken über mich hinwegdonnern, wäre der Weg frei für dich! Du hast eine Aufgabe da draußen, vergiß das nicht! Und meine Familie wüßte wenigstens, wo und warum ich starb.“ Sagte es, hing den Handstrahler in die Montur und kroch, schneller als je zuvor, zu dem Felsbrocken hinauf.
    Igor beobachtete von seinem sicheren Standort aus, wie Sander sich der linken Seite zuwandte. Er richtete sich dort ein wenig auf und starrte an dem Felsen vorbei in die Freiheit. „Igor, ich kann das Windenhaus sehen! Und ein Stück blauen Himmels! Hier hinter sind es vielleicht noch zwanzig Meter, dann hätten wir es geschafft!“
    Sander tastete sich an dem Felsen nach rechts, inspizierte dort die Schiene. „Es sind nur wenige Zentimeter! Wenn wir die Schiene ein kleines Stück auf uns zu bewegen können, müßte der Fels sich ins Gefälle drehen. Aufgrund der Steilheit käme er dann sicherlich ins Rutschen. Aber die Last des Brockens preßt die Schiene gegen die Stollenwand, mit bloßer Muskelkraft ist da nichts zu machen. Wir müssen nach einer Lösung suchen. ... Ich komm‘ runter.“
    Sander rutschte den Schacht hinab, hockte sich auf den Rand des Fluchtstollens, klopfte sich den Staub von der Montur. Dann sah er Igor an. Der glaubte, im Widerschein des Handstrahlers ein entschlossenes Glimmen in Sanders Augen zu erkennen. Oder hoffte er es nur? Geduldig wartete er auf Sanders Vorschlag. Wenn einer einen Vorschlag zu ihrer Rettung machen konnte, dann nur der Deutsche. Doch der schwieg. Unverwandt sah er den Russen an, ohne ein Wort von sich zu geben. Er schien verzweifelt nach einer Lösung zu suchen. Fände er sie nicht, wäre ihr Schicksal, gerade einmal dreißig Meter von der rettenden Windenstation entfernt, unweigerlich besiegelt. Sanders Schweigen beunruhigte den Russen zutiefst, gleichzeitig erweckte die spürbare Entschlossenheit des Deutschen Hoffnung. Igor wußte, ihm blieb nur die Hoffnung, hatte er selbst doch nicht die geringste Vorstellung, wie dieses furchterweckende Felsungetüm aus dem Weg zu schaffen sei. Und immer immer noch schwieg der Gefährte. Keine Regung, kein Laut, nur dieses Starren, ohne tatsächlich zu sehen. Die Spannung wuchs ins Unerträgliche.
    Sander räusperte sich. Endlich! „Igor, wir müssen mit den Seilen arbeiten! Das ist unsere einzige Chance – nur dann sind wir weit genug von dem Brocken entfernt, sollte er sich in Bewegung setzen. Nur – wie sollen wir die Seile nutzen? Ich glaube nicht, daß unsere Kraft ausreicht, das Schienenende mit ihnen weit genug vom Fels wegziehen zu können. Wenige Zentimeter würden schon genügen!“
    Igor stellte die einzige Frage, die der Situation angemessen war: „Wieviel Zentimeter, glaubst du, muß sich diese verdammte Schiene bewegen?“
    Sander zuckte die Schultern. „Der Fels kommt meines Erachtens frei, wenn wir sie vier, fünf Zentimeter von ihm

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