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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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zunächst ihre Köpfe. Sie arbeiteten verbissen, ohne ein Wort zu sprechen. Erschöpft hielten sie erst inne, als von den Toten nichts mehr zu sehen war, nur noch Wölbungen ihre Position unter den Steinen verrieten. Sander legte am Fuße einer jeden Wölbung den zugehörigen Helm ab. Beide nahmen sie Haltung an. Jeder stand unbeweglich, allein mit seinen Gedanken. Sie nahmen Abschied. Sander bekreuzigte sich. Igor zog die Lampe hinter der Schiene hervor. Sie stiegen die Aufschüttung hinab.
    „Bist du katholisch?“
    Sander, noch in Gedanken, zuckte zusammen. „Katholisch, ich? Nein.“
    Der Russe tat erstaunt. In Wirklichkeit wollte er nur sprechen, um über die alptraumhaften Eindrücke hinwegzukommen. „Aber du hast dich bekreuzigt!“ Sander war nun selbst überrascht. Tatsächlich, er hatte sich bekreuzigt! „Warum bekreuzigst du dich, obwohl du kein Katholik bist?“
    Die Hartnäckigkeit des Russen irritierte ihn. Wieso war das für den Russen so wichtig? „Ich weiß es selbst nicht. Mir fiel nichts Besseres ein.“
    Sie kehrten zurück zur Drehscheibe, setzten sich erschöpft auf den Rand des Kavernengrunds. Sander nahm die Wasserflasche, leerte sie mit einem Schluck und zeigte sie, ihren tropfenden Hals nach unten gekehrt, dem Russen. „Igor, ich glaube, du mußt den Schlitten öffnen. Ich suche einstweilen meine Uhr. Ich habe sie dort oben in der Nähe des Schachtes verloren. Wir ruhen anschließend eine Weile aus, dann greifen wir die letzte Etappe an!“ Sander hatte den Gedanken bis zu diesem Augenblick verdrängt, er hatte ihn auch Igor gegenüber nicht erwähnt. Gleich würde er am Fuße des Schachtes den Weg in die Freiheit sehen. Aber was wäre, wenn sich an dessen Ende wieder kein Licht zeigte? Würden sie das verkraften? Vor allem aber: Würden sie dennoch an die Oberfläche zurückkehren können? Oder blieb ihnen der Fluchtweg auf alle Ewigkeit versperrt? Er wußte keine Antwort.
    Sander ergriff wortlos die Lampe und kletterte hoch zum Schachtmund, stets den Blick auf den geröllübersähten Boden gerichtet. Er erreichte bald die Stelle, wo er, an den Fels gelehnt, sein Ende erwartete, bevor dieses seltsame Leuchten ihm den Weg in die Tiefe wies. Mit der Akribie des Ingenieurs rasterte sein suchender Blick die unmittelbare Umgebung ab. Dann sah er die Uhr! Silbern blitzte das Metallarmband im Lichtkegel.
    Sander, der diesen Augenblick in Gedanken so oft durchlebt, ihn förmlich herbeigesehnt hatte, registrierte mit Befremden, daß das Finden der Uhr, die mit ihrem Leuchten ihm in seiner tiefsten psychischen Krise eine unendliche Hilfe war, wider Erwarten kein Glücksgefühl auslöste. Erschrocken stellte er fest, daß er gar nichts fühlte. Unterbewußt begriff er, daß sich in diesem Augenblick der Kreis schloß: Er war exakt dort angelangt, wo er schon einmal war! Er hatte von hier aus den Weg in die Unterwelt gewagt und war aus dieser unbeschadet zurückgekehrt. Mehr nicht. Der Welt dort oben war er nicht einen Schritt nähergekommen! Er klaubte die Uhr vom Boden, zog sie auf, lauschte eine Weile ihrem Ticken, dann legte er sie an. Ihre Zeiger standen auf kurz nach Neun. Morgens? Abends? Es war ihm einerlei. Dort, wo sie waren, hatte die Zeit keine Bedeutung.
    Sollte er den Blick in den Schacht wagen? Er schaute hinunter zu dem Russen. Der hatte seine Lampe eingeschaltet und leuchtete unruhig in seine Richtung. Er schien aufgeregt, als stünden sie kurz vor einer Entdeckung, die die Welt veränderte, ihre Welt, die Welt der Finsternis. Sander raffte sich auf. Er würde es wagen, Igor zuliebe! Er trat an den Schacht, beugte sich tief in ihn hinein und blickte nach oben. Er brauchte einen Moment, seine Enttäuschung zu überwinden, denn innerlich hatte er auf das vom Tageslicht erleuchtete Karree des oberen Schachtmundes gehofft. Statt dessen lag der Schacht in tiefster Finsternis. Doch dann sah er den schwachen Lichtschein, der sich hoch oben entlang der linken Schachtwand einen das Wandrelief nur sporadisch erhellenden Weg in die Dunkelheit bahnte. Zwar gab es dort in der Höhe ausreichendes Licht, die Kontur des oberen Schachtbereichs halbwegs erkennen zu können, doch es war kein direkter Lichteinfall. Irgend etwas versperrte den Querschnitt des Schachtes.
    Sander nahm die Beobachtung vollkommen emotionslos auf. Er analysierte, das war‘s. Von Freude, von Begeisterung keine Spur. Er war über sich selbst erschrocken, hatte ihn doch seit dem Erdbeben keine Vision so sehr getrieben, wie

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