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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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drang das zerstörerische Gepolter einer abgehenden Steinlawine. Dann war Stille.
    Sander lehnte sich an die Stollenwand. Erst jetzt bemerkte er, daß er am ganzen Körper zitterte. War er endgültig verrückt geworden? Ritt da wirklich ein Mudschahidin auf dem Felsbrocken, wie einst Münchhausen auf der Kanonenkugel? Er spürte Igors Hand auf seinem Unterarm. Den Russen hatte er ganz vergessen, zu sehr war er mit sich beschäftigt. Er hörte ihn mit seltsam belegter Stimme sprechen. „Horst, hast du das gesehen? Zum Teufel, was war das?“ Also war er doch nicht verrückt! Wie kam der Bursche auf den Felsen? War es etwa ein Helfer, der von oben den Schacht räumen, sie retten wollte? Hatten sie ihn etwa auf dem Gewissen? Hörte diese Katastrophe denn niemals auf?
    Nur langsam senkte sich der Staub. Erst jetzt registrierten sie die plötzliche Helligkeit. Ohne hoch oben am Schachtausgang etwas erkennen zu können wußten sie, daß sie das Tor zur Freiheit aufgestoßen hatten! Die letzten Meter wären ein Kinderspiel! Doch sie waren geistig wie körperlich zu erschöpft; kein Gefühl des Triumphes wollte in ihnen aufkommen. So verharrten sie eine Weile, warteten darauf, daß der Staub sich weiter setzte. Schließlich lehnte sich Sander aus dem Rettungsstollen, blickte – fast ängstlich – nach oben. Durch die tanzenden Schleier erkannte er schemenhaft einen Teil des aufgeständerten Schutzdachs der Windenstation, das auf seiner linken Seite den Blick hoch zum Himmel freigab. Sander sog das Blau in sich auf. Dann zupfte er den Russen am Ärmel. „Schau dir das an!“
    Igor zwängte sich an ihm vorbei und blickte nach oben. „Um Gottes Willen! Wer ist das?“
    Sander schaute verwirrt. „Wer ist was? Ich meine den Himmel! Schau dir dieses Blau an! Wie lange hast du das nicht gesehen?“
    Igor war sichtlich beunruhigt. „Ich meine den, der rechts an der Schiene lehnt!“
    Sander, dessen ganze Aufmerksamkeit dem Himmel gegolten hatte, fuhr zusammen. Sein Blick jagte nach oben. Tatsächlich, da klebte eine Gestalt an der rechten Stollenwand, den Oberkörper leicht über die Schiene gelehnt, als wollte er mit ihnen Kontakt aufnehmen. ‚Na gut, dann ist da eben noch einer.‘ Emotionslos nahm er zur Kenntnis, was er sah. Das Maß verarbeitbarer Eindrücke war längst voll. Oben in der Windenstation, dort müßte jemand sein! Der würde die Erklärung liefern. „Hallo! Ist da wer? Hallo!“ Sanders Rufen hallte von den Schachtwänden zurück. Niemand schaute zu ihnen herab, niemand antwortete, so oft er und Igor ihr Rufen auch wiederholten. Dort oben war niemand!
    Sander ahnte in diesem Moment, daß sie dort oben etwas erwartete, von dem sie keinerlei Vorstellung hatten. Was war passiert, während sie Gefangene des Berges waren? Wurden sie noch gar nicht vermißt? Oder etwa für tot gehalten? Er verspürte weder Furcht noch Neugier. Er würde dort oben Feststellungen treffen, und es würden Entscheidungen zu fällen sein. An mehr brauchte er in diesem Moment nicht zu denken. „Steigen wir hoch!“ Spontan fingen sie an zu klettern. Sie zwängten sich an dem Toten vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Er war da, er war tot, beides war sein Problem! Sie wollten nur eines – raus aus diesem Berg! Nichts auf der Welt konnte sie noch aufhalten!
    Endlich erreichte Sander den Boden der Windenstation; er schaute über den Rand der Schachteinfassung und wunderte sich über seine plötzliche Abgeklärtheit. Wie sehr hatte er diesen Moment herbeigesehnt, doch nun machte er nichts als eine nüchterne Bestandsaufnahme. Die zurückliegenden Strapazen, die Ängste, der stete Wechsel zwischen Hoffen und tiefer Niedergeschlagenheit, die Finsternis, das deprimierende Bewußtsein, unter Abermillionen Tonnen Felsgesteins gefangen zu sein – das alles schien ihm die Befähigung zur Emotion genommen zu haben. Er ließ den Blick kreisen.
    Die Windenstation war verlassen. Rechter Hand stand ein Lorenfahrgestell, Pendant zu dem Vehikel, dem er sich vor dem Beben anvertraut hatte, an der gegenüberliegenden Wand, gut zehn Meter entfernt am Ende des hier horizontal verlegten Gleises, befand sich die Winde mit angeflanschtem Elektromotor, rechts davon der Steuerstand, über dem ein federgespannter Seilzug an einer Glocke endete. Das war sie also, die ‚Kommunikationseinrichtung‘, die ihn tief unten an die Straßenbahn der 50er Jahre erinnert hatte. Er blickte nach links. Dort fehlte die Wand, da ein zweites Gleis in den Schuppen

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