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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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fortziehen könnten. Er sitzt buchstäblich auf Knirsch. Nur – wir haben wenig Platz, und der nutzbare Hebel ist verdammt knapp.“
    Sie hockten eine Weile schweigend nebeneinander. Ihre Hirne arbeiteten fieberhaft. Sander spürte unbändige Motivation: Er hatte an der Oberfläche das Tageslicht, den blauen Himmel gesehen! Die Aufgabe lautete schlicht und einfach, dorthin zu gelangen. Zwischen der unter ihnen drohenden Hölle und der über ihnen strahlenden Sonne lag einzig ein Felsbrocken, nichts als ein lausiger Felsbrocken! Die Aufgabe war es, diesen in die Tiefe zu schicken, möglichst zwölf Meter weit. Mochte er doch unterhalb von ihnen sich erneut verkeilen! Sander schüttelte unwirsch den Kopf. Bei Gott, er wird den verfluchten Brocken dort oben lösen, ihn in die Unterwelt schicken!
    Igor beobachtete die ganze Zeit Sanders Mimik, als hoffe er, darin die Zukunft lesen zu können. Die Zukunft? Sie reduzierte sich in diesem Moment auf ‚Tod oder Überleben‘, alles andere schien diffus, nicht von Interesse. „Die Lasche!“ Igor erschrak, so laut schrie Sander. Der schlug sich vor die Stirn. „Die Schienenlasche – das ist die Lösung!“ Igor verstand nicht, was Sander damit meinte. Er verzichtete darauf, Fragen zu stellen. Wenn ihn jemand an die Oberfläche brächte, wäre es Sander, hiervon war er überzeugt. Der lehnte sich aus dem Fluchttunnel, prüfte kritisch das Gleisbett. „Vielleicht hält‘s!“ An Igor gewandt: „Du holst die Lasche, ich bring‘ oben die Seile an!“
    Igor sah ihn fragend an. „Die Lasche? Du meinst das Stück Stahl, das mir vorhin entgegen rutschte?“ Sander nickte. Igor fummelte umständlich den Draht von dem Wurfanker, mit dem er diesen am Körper fixiert hatte, nahm das Seil von der Schulter und reichte es Sander. Dann zwängte er sich an ihm vorbei. Sander entfernte knapp unterhalb des Fluchtstollens mit einer Spitze des Wurfankers Gesteinssplitter und Staub unter der ihm zunächst gelegenen Schiene, bis eine Seilschlaufe darunter hindurchpaßte. Er kroch hoch zu dem Felsen, fädelte die freien Seilenden durch das äußere der Schraubenlöcher der hochstehenden Schiene und zog an ihnen, bis die Wurfanker stramm anlagen. Nun ließ er sich bis zum freigelegten Schienenstück ab, zog die Seilenden jenseits der Schwelle darunter hindurch und kraxelte den Schacht mit ihnen wieder hinauf, bis er erneut das Ende der deformierten Schiene erreichte. Er zog die beiden Seile durch das freie Schraubenloch, dann hing er sich in die Seilenden, bis sie straff gespannt waren. Mit zwei geschickten Schlaufen fixierte er sie und prüfte abschließend ihre Spannung. Sander schien zufrieden. Er rutschte den Schacht hinunter zum Fluchtstollen. Dort wartete der Russe bereits mit der Lasche.
    Sander erklärte seinen Plan. „Ich werde ein paar Meter oberhalb die Lasche zwischen die Seile stecken und diese durch Drehen der Lasche spannen. Du bleibst im Fluchtstollen und beobachtest den Felsen. Ich werde ihn nicht die ganze Zeit beobachten können. Die geringste Bewegung kann entscheidend sein! Sollte er ins Gleiten geraten, brüllst du und zerrst mich in den Stollen. Du mußt den richtigen Moment abwarten. Der Fels muß wirklich rutschen! Brüllst du zu früh, wickelt sich die Seilwendel ab, der Koloß bleibt, wo er ist, und wir müssen unter erhöhtem Risiko von neuem beginnen. Alles angekommen?“
    Igor nickte. „Meinst du, die Seile sind stark genug?“
    „Es sind armierte Nylonseile, die halten was aus. Versuchen wir‘s! Denk daran – du bist, was mein lausiges Leben angeht, jetzt die wichtigste Person diesseits dieses verdammten Brockens!“ Sander nahm die Lasche, kletterte soweit hinauf, bis der Abstand zwischen den gespannten Seilen und dem Schachtboden ausreichte, drückte sie dort zwischen die Seile, daß zu beiden Seiten gleich lange Hebel entstanden und begann, durch stetes Drehen die Seilspannung zu erhöhen. Nach wenigen Drehungen hebelte er ein Ende der Lasche soweit heraus, wie dies möglich war, ohne das Abspringen der Seile zu riskieren. Nun hatte er die erforderliche Hebelwirkung. Immer wieder umgreifend drehte er die sich zunehmend spannenden Seile zu einer sich allmählich verstärkenden Wendel. Atemlos hielt er inne, lauschte, ob der Fels sich rührte. Nichts. Weiter! Er stemmte sich, so gut dies der enge Stollenquerschnitt zuließ, gegen die Lasche, um ihr keuchend Drehung um Drehung abzuringen.
    „Da! Hast du’s gehört?“ Igors Stimme überschlug sich vor

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