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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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mit der angekündigten Erklärung ihres Auftauchens begännen. Schienbar bereitete ihnen dies Probleme. Das Gespräch wurde einsilbiger, bis die Müdigkeit die beiden fast zeitgleich übermannte. Aamir holte aus dem Obergeschoß Decken. Nachdem er sie zugedeckt hatte, ging er in eines der angrenzenden Büros, ergriff dort den Telefonhörer und wählte aus dem Gedächtnis eine offenkundig häufig benutzte Nummer. Er wartete mit erkennbarer Ungeduld, bis endlich die Verbindung zustande kam. „Ich bin‘s, Aamir. Ich brauche dich so schnell wie möglich. … Keine Erklärungen am Telefon! Wann kannst du hier sein? ... Wieviel Uhr? ... OK. ... Bring deine Utensilien mit! Sie werden gebraucht.“
     
     

05. August, 16:00 Uhr Ortszeit; Davos, Schweiz
    Sie hatten im Tal lukullisch gespeist, die Standseilbahn zur Schatzalp genommen und folgten nun dem Weg, der sie in zwei Spitzkehren nach Davos Dorf hinunter führte. Es war ein traumhafter Sommertag. Sie reihten sich ein in die Prozession der Spaziergänger, unauffällig, zwei Herren halt, denen man an Kleidung und Auftreten die gehobene Herkunft ansah. „William, ich hörte, es gibt Probleme in Pakistan. Du weißt, wir sind jetzt in der sensibelsten Phase des Projektes. Zuviel steht auf dem Spiel! Zu allem Überfluß hat Kyoto Wind von der Sache bekommen. Die warten nur auf eine Schwäche unsererseits! Mit allen anderen kann man reden, die Japaner aber machen ständig Probleme. Da sollten zumindest wir uns keine leisten!“ Der gutturale Hauch des sonst perfekten Englisch verriet den Russen. William, aufgrund seines Outfits unübersehbar britischer Traditionalist, hatte die ganze Zeit seinen Gesprächspartner von der Seite her angeschaut, um aus dessen Mimik eine Gemütsbewegung ablesen zu können. Wie so oft war dies ein vergebliches Unterfangen. Dennoch gab William nie auf, insbesondere nicht in solch heiklen Situationen.
    „Ein Erdbeben und seine Auswirkungen sind nur schwer vorhersehbar, Boris! Ich danke Gott, daß er mir die Möglichkeit bot, dem Berg zu entkommen.“ Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her.
    Der ältere Herr mit dem vollen, schlohweißen Haar, von William mit Boris angeredet, blieb stehen. Er schien den Ausblick zu genießen. „Du hast dir als Minister ein hervorragendes Image erworben! Dies, dein Organisationstalent, deine akademische Ausbildung und deine Verbindungen sind es, was dich in der Organisation unentbehrlich macht. Du weißt selbst am besten, daß ein einziges unkontrolliertes Ereignis reicht, all das innerhalb weniger Sekunden in Schall und Rauch aufgehen zu lassen. Du hast doch alles unter Kontrolle, William?“ Die Stimme klang weich, dennoch hatten die letzten Worte eine nicht zu überhörende Schärfe.
    William konnte seine Anspannung nicht länger verbergen. Dennoch wiegelte er ab: „Mach dir keine Sorgen! Es ist niemand aus dem Berg entkommen, da bin ich mir sicher. Alle Ausgänge führten durch die verstrahlten Kavernen; dort waren radioaktiv hochgradig belastete Säurebäder ausgelaufen. Außerdem habe ich den einzigen Zugang sprengen lassen. Vergangene Nacht wurde sicherheitshalber auch der Aufzugschacht der Sulaiman-Mine in die Luft gejagt. Außerdem haben wir alle Pläne der alten Minenbereiche kassiert. Es gibt keine Lücke!“
    Boris schaute ihn besorgt an. „Sprengen lassen? Und wenn der redet?“
    William spielte den Beleidigten. „Boris, du solltest mich inzwischen kennen! Der kann nicht mehr reden! Den haben bereits die Schakale zerlegt!“
    Boris schien noch immer nicht überzeugt. „Kennt derjenige, der ihn den Schakalen überließ, den Grund für seinen Auftrag?“
    Erneut gab William seine Unzufriedenheit mit einer solchen Fragestellung zu erkennen. „Er kennt weder mich noch den Grund!“
    Boris blieb hartnäckig: „Wer hat den Auftrag erteilt?“ William glaubte, ein schwaches Zucken der Wangenmuskulatur in Boris‘ Gesicht zu erkennen. Dies war endlich ein sicherer Indikator für dessen Gemütsverfassung. Je stärker das Zucken, desto intensiver arbeitete sein Gehirn, desto größer der Streß. William wußte, daß er nun auf der Hut sein mußte. „Ich frage nochmals: Wer hat die Sache in die Hand genommen?“
    „Mehdi Bidram.“
    „Der ‚Schlächter von Peshawar‘?“
    „Genau der.“ Boris setzte sich wieder in Bewegung. William interpretierte dies als positives Zeichen. Dennoch, das Zucken der Wangenmuskulatur blieb – jetzt sogar deutlicher – erkennbar. Die Krise war noch nicht

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