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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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nachdenklich werden. Hinzu kommt eine stärker werdende Bewegung – von Waziristan und der Region um Peshawar ausgehend –, aus Pakistan einen Gottesstaat zu machen. Diese Bewegung hat inzwischen alle Schichten erreicht, ob aus tatsächlicher Überzeugung oder aufgrund vorauseilenden Gehorsams, sei dahingestellt. Alle Bereiche der Gesellschaft sind betroffen, selbst höchste Ebenen in Regierung, Geheimdienst und Armee! Insofern haben Sie mit Ihrer Einschätzung recht, niemandem vertrauen zu können. Gibt es tatsächlich in dem Berg das, was Sie berichten, dann haben Sie in diesem Land, vermutlich in der gesamten südasiatischen Region kaum eine Überlebenschance, sobald man von Ihrer Existenz erführe! Ich muß Ihnen das so brutal sagen. Man wird Sie jagen, um Sie zu töten, bevor Sie das Komplott gefährden können!“
    Nasim nahm ein Stück Fladenbrot, wischte damit durch die nahezu geleerten Fleischschüsseln und klaubte mit ihm wie der Sortiergreifer eines Baggers die restlichen Fleischstückchen auf. Er wendete sich wieder an die Fremden: „Das bedeutet, Sie müssen das Land schleunigst verlassen. Allerdings gibt es ein Problem: Horst, Sie sind offiziell tot! Die Presse war voll davon. Es gab sogar eine Trauerveranstaltung vor dem Mineneingang, an der Vertreter der deutschen Botschaft teilnahmen. Das heißt, auch in Ihrer Heimat gelten Sie als tot! Tote können sich in der Regel nicht ausweisen, sie kommen durch keine Kontrolle, es sei denn, in einem Sarg. Die Situation ist grotesk: Nur als Toter können Sie überleben, aber nicht das Land verlassen! Und Sie, Igor, gibt es hier überhaupt nicht. Vermutlich werden Sie in Rußland vermißt, aber in Pakistan sind Sie eine Unperson!“ Der Arzt war erkennbar erregt, hatte er doch noch immer nicht sein kunstvoll gefaltetes Fladenbrot verspeist. „Über die Grenze nach Indien oder China kommen Sie nicht. Sie kämen noch nicht einmal bis zur Grenze, schon gar nicht bis zur chinesischen. Und was wollen sie denen erzählen, ohne Papiere? Ihre Geschichte? Vergessen Sie‘s! Bliebe Afghanistan oder der Iran. Dort aber lauern Ihre ärgsten Feinde!“
    Nasim schüttelte resignierend den Kopf. „Selbst die Kontaktaufnahme zu Ihren Botschaften wäre gefährlich! Wer so etwas initiiert – die Herstellung Schmutziger Bomben tief im Innern eines Gebirges, eine Kampfansage an die zivilisierte Welt – und strategisch professionell in die Wege leitet, der hat Helfershelfer überall! Warum nicht auch in Ihren Vertretungen? Das müssen nicht zwangsläufig pakistanische Botschaftsangestellte sein! Diese Geschichte ist bizarr, sie sprengt alle Phantasie ...“
    Aamir unterbrach den Redefluß seines Schwagers: „Reden wir zunächst über die sichere Unterbringung, bevor wir das Thema Flucht in Angriff nehmen! Was meinst du, siehst du in Quetta eine bessere Möglichkeit als hier im Camp?“
    Nasim starrte konzentriert auf seinen Happen Fladenbrot. Schließlich blickte er auf. „Nein, keinesfalls. Hier ist es viel sicherer, wer verläuft sich schon in dieses Tal? Außerdem ist die Tarnung perfekt – die beiden beim GSP, das ist nicht zu toppen! Sie wären Angehörige einer staatlichen Institution, trügen deren Einheitskluft, führen in einem Dienstfahrzeug, könnten sich, ohne aufzufallen, im ganzen Land frei bewegen – besser geht‘s nicht! Beim GSP gibt es häufig hospitierende Experten aus dem Ausland. Du bist ja auch ein halber!“ Nasim erinnerte sich erst jetzt seines Fladenbrotes. Die Hälfte der darin gesammelten Fleischreste hatte er während seines temperamentvollen Vortrags auf dem Boden verteilt. Kritisch schaute er sich an, was ihm da zwischen den Fingern geblieben war, um es dann mit verächtlichem Gesichtsausdruck in eine der Schalen zu werfen. Nun hatte auch Nasim das Mahl beendet.
    Sander und der Russe hockten in sich gekehrt auf der Couch. Wogen sie sich bis eben schon halbwegs in Sicherheit, so mußten sie nun erkennen, daß sich erneut scheinbar unüberwindliche Hindernisse auftürmten. Zwar würden sie sich innerhalb Pakistans mehr oder weniger unbehelligt bewegen können, doch wie sollten sie das Land unerkannt verlassen?
    „Allein auf uns gestellt kommen wir nicht weiter. Laßt uns überlegen, ob wir Personen unseres uneingeschränkten Vertrauens kennen, die eventuell helfen können! Vielleicht kennt jemand einen Reeder, der regelmäßig in Karatschi Ladung löscht. Oder den Piloten einer Frachtfluglinie, wie sie regelmäßig aus Kasachstan

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