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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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überstanden!
    Der Weg führte sie weiter ins Tal. Sie erreichten wortlos die erste Spitzkehre. Unvermittelt blieb Boris ein weiteres Mal stehen. „Was ist mit dem Amerikaner, der in Karatschi den Hünen und den Iraner so übel zugerichtet hat? Macht der uns Probleme?“
    William beobachtete das Zucken der Wangen. „Du meinst Amir und Taheri?“
    „Ich glaube, so hießen sie.“
    „Die Situation ist unter Kontrolle. Der Ami glaubt, Taheri in der Hand zu haben. Wir werden ihm eine Falle stellen, es ist alles vorbereitet. Kommenden Freitag ist er tot.“ Das Zucken oberhalb des Kiefergelenkes wurde bei dieser Bemerkung schlagartig stärker. ‚Mein Gott, was habe ich jetzt schon wieder verkehrt gemacht?‘ durchfuhr es William.
    Boris fixierte ihn mit einem Blick, der seinen Anspruch auf uneingeschränkte Machtausübung erahnen ließ. „Ich will ihn lebend!“
    Nun war es William, der seine Erregung nicht mehr verbergen konnte. „Lebend? Warum? Der Mann ist gefährlich, ein hervorragender Analytiker! Wenn uns jemand Probleme bereiten kann, dann er!“
    Boris Wangen zuckten nun wie Götterspeise, in die ein Graupelschauer einschlug. „Er wäre die perfekte Ergänzung des Netzwerks. Uns fehlt ein Informant seiner Klasse, Geheimnisträger mit Zugang zu den Entscheidungsebenen gleich mehrerer Ministerien. Ich will ihn!“
    William wußte, daß jeder Widerstand nicht nur nutzlos, sondern auch gefährlich war. Boris Kustow, Sohn sowjetischer Diplomaten, wuchs während seiner Schulzeit in der Schweiz auf, in Zürich, Bern und Genf. Er besuchte dort allerbeste Internate und studierte später in St. Gallen. Er hatte geschliffene Umgangsformen, war bei den Damen der Gesellschaft als sympathischer Charmeur äußerst beliebt und umworbenes Mitglied diverser Vorstände edelster Clubs. Sein wohltätiges Engagement war Legende. Er war ein wahrhaftiger Edelmann, konnte aber innerhalb eines Sekundenbruchteils zur Furie werden, sollte etwas nicht seinen Ansprüchen genügen. Diese waren außerordentlich hoch. Wer sich zu seinem Kreis zählen durfte, hatte die höchste Ebene erklommen, doch um so tiefer konnte er im nächsten Augenblick fallen. William kannte das Risiko seiner Frage. „Kannst du mir verraten, wie ich das bewerkstelligen soll?“
    Boris schaute ihn mitleidig an. „Mit Geld, William! Mit sehr viel Geld, wenn es denn sein muß! Jeder hat seinen Preis.“ Sie schritten wortlos nebeneinander her. In der zweiten Spitzkehre war es William, der abrupt stehen blieb. „Und was machen wir, wenn es nicht so funktioniert, wie du dir das vorstellst?“
    Die Antwort kam ohne Zögern, kühl, emotionslos: „Dann freuen sich die Schakale.“
    Sie hatten das Tal erreicht. Hier würden sich ihre Wege trennen. Der Russe legte die Hand auf Williams Schulter. Sie schauten sich in die Augen. „Bring ihn mir lebend!“
    William lächelte. ‚Du wirst senil, Alter! Glaub‘ nicht, daß ich dich nicht durchschaue! Tatsächlich willst du Argos, den aufsässigen Amerikaner, ersetzen und liquidieren. Die Dinge entgleiten dir zunehmend. Zeit, daß du dich auf dein Altenteil zurückziehst!‘ Trotz dieser Gedanken lächelte er den Russen weiterhin leutselig an. Der schien nichts zu merken. Kustow mochte Williams Intelligenz, sein Wissen, seine Eloquenz, aber eines mochte er an ihm nicht: die bernsteinfarbenen Augen! Als wüßte William dies, ließ er sich Zeit mit der Antwort: „Ich werde mein Möglichstes tun, Boris. Denk daran, er hat die Mudschahidin gegen sich aufgebracht! Es wird ein Problem sein, diese Gesellen unter Kontrolle zu halten.“
    Boris schien diese Antwort zu mißfallen. „Ich verlaß‘ mich auf dich. Wenn es einer schafft, dann du!“ Er hob die Hand zum Abschied, machte kehrt und ging, ohne eine Erwiderung abzuwarten. William schaute ihm einen Moment nach. Er wußte, daß er diese Anweisung nicht befolgen würde. Das Todesurteil über den Amerikaner und die Deutschen, sollten sie tatsächlich dem Berg entkommen sein, war längst gefällt. Keine Macht der Erde könnte es aufheben! Auch Boris Kustow nicht. Dessen Tage waren ohnehin gezählt.
     
     

06. August, 10:00 Uhr Ortszeit; GSP Camp, Ziarat-Gebirge, Belutschistan
    Aamir hatte beiden aufmerksam zugehört. Ihre Geschichte klang zu grotesk, als daß er sie uneingeschränkt hätte glauben können. Andererseits stellte sich die Frage nach dem Sinn, sich derartig Abstruses einfallen zu lassen, eine Legende zu bilden, die von vornherein als unglaubwürdig

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