Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Abdullah nach Quetta führende Provinzstraße. Dort hätten sie unseren Checkpoint passieren müssen. Das haben sie aber nicht. Bergauf führt die Piste direkt zum GSP-Camp am Ende des Tals. Dort endet sie. Ich entschied mich für bergauf.“
Bassett nickte anerkennend. „Hätte ich nicht anders gemacht. Wißt ihr schon, wer die beiden sind?“
Abdul nickte. „Es ist Sander und ein Russe. Wir haben das Etablissement verwanzt, während sie auf den Bergrücken fuhren.“
Bassett sprang auf. „Hab‘ ich es doch geahnt! Ein Russe! Der kann doch nur aus dieser ominösen Produktion kommen! Geheime Produktion, Atropinspritzen und nun ein Russe – na, klingelt‘s? Werdet ihr sie festnehmen?“
Abdul verneinte. „Sie sind unsere Köder. Sie sind unter Kontrolle, rund um die Uhr, keine Sorge!“
Bassett starrte seinen Kampfgefährten sekundenlang an. Schließlich ließ er sich zurück in den Sessel fallen. „Gut. Wenden wir uns dem dritten Instrument zu, dem ‚Gesprächspartner‘ in Peshawar! Was die dort wirklich vorhaben, ist – übereinstimmend mit deiner Warnung – de facto bestätigt worden. Ich hatte einen kurzen Blick auf den Zettel geworfen, den Taheri mir gab. Die darauf angegebene Anschrift stimmte nicht mit dem Haus überein, das wir Dank Taheri in der Nishtar Colony als ihr Hauptquartier identifiziert haben. Jetzt ist es eine Adresse im Khyber Park. Ich habe das inzwischen gecheckt. Das Quartier liegt im Westen, direkt neben dem Industriegebiet, gut 14 Kilometer von der Nishtar Colony entfernt. Von dort aus sind sie im Handumdrehen im Stammesgebiet …“
Wieder war es Cannon, der eine Zwischenfrage nicht länger zurückhalten konnte. „Trotzdem wollen Sie dorthin?" Abdul vermochte ein Grinsen nicht zu unterdrücken, kannte er doch Bassett schon viel zu lange.
„Natürlich gehe ich da hin, aber nicht ohne entsprechende Vorbereitung. Bestünde ich auf einem anderen Ort, wären sie verunsichert und würden jeden Stein umdrehen, nach einer Falle suchen. So aber fühlen sie sich im Vorteil. Es reicht, daß ich ihnen den Zeitplan auf den Kopf stelle. Das gekennzeichnete Haus befindet sich nördlich einer Moschee, in unmittelbarer Nähe eines Supermarkts. In diesem Areal wird mittags der Teufel los sein. Es dürfte schwierig sein, Angreifer oder Verfolger zu erkennen. Beides ist zwar ungünstig für uns, aber wir haben eine Woche Zeit, das Haus und sein Umfeld zu studieren. Uns wird schon etwas einfallen.“ Er blickte Cannon an. „Hast du Taheris Zettel unter dem Tisch gefunden?“
Cannon zeigte auf den überbordenden Schreibtisch. „Liegt oben drauf.“
Bassetts Blick kreiste über das ausgebreitete Chaos. „Ach ja, da ist er. Hier, nimm!“ Er reichte ihn Abdul. Der warf einen kurzen Blick darauf und steckte ihn in die Brusttasche. „Was meinst du, Abdul? Kriegt ihr das hin?“
Abduls Lächeln strahlte unerschütterliches, doch keinesfalls überhebliches Selbstvertrauen aus. „Klar doch!“ Cannon zog es vor, nicht zu fragen, was dieses ‚kriegt ihr das hin‘ zum Inhalt hatte. Er würde es früh genug erfahren. Irgendwann würden sie ihn schon noch akzeptieren.
„Wißt ihr, was das Verrückte an der Sache ist?“ Bassett wollte dies nicht als Frage verstanden wissen. Deshalb fuhr er fort, ohne eine Reaktion abzuwarten: „Mein Auftrag lautet, Sander an der Realisierung des Thar-Projekts zu hindern. Also ist er mein Gegenspieler. Tatsächlich wird er mein Köder, mein wirksamstes Instrument im Kampf gegen eine verschwörerische Organisation, von der zuvor nie die Rede war. Und was tut das Instrument? Es stirbt im Berg! Also entwickle ich einen virtuellen Sander, um die Kameraden von der anderen Feldpostnummer zur Jagd zu animieren, in der Hoffnung, daß sie bei dieser Gelegenheit ihre Strukturen entblößen. Doch was muß ich feststellen? Sander ist gar nicht tot! Es gibt ihn wirklich, nicht virtuell, nein, es gibt ihn leibhaftig! Nur glaubt‘s mir keiner. Sie wollen Beweise! Also muß ich alles daran setzen, sie von seiner leibhaftigen Existenz zu überzeugen. Ich muß sein Leben gefährden, um es letztendlich zu schützen! Ich setze sie auf seine Fährte, muß aber alles tun, daß sie ihn nicht erwischen, denn nur ein lebender Sander kann uns berichten, was er im Berg sah! Außerdem locken wir ihm die Brüder aus der Deckung! Was aber tut Sander? Während ich mich bemühe, seine Existenz nachzuweisen, versucht er, diese zu verbergen! Er weiß, nur als ‚Toter‘ hat er realistische
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