H9. Klappt das?
Herzliche Grüße,
Nawaz.
----- Original Message -----
From:
[email protected] To:
[email protected] Sent: Saturday, August 9, 20XX 19:12
Subject: Travel to Pakistan
Lieber Nasim,
nun habe ich auch eine Telefonnummer, unter der Du mich erreichen kannst. Ein Freund aus Rawalpindi ist so nett, mir sein Handy für die Dauer meines Aufenthaltes zu leihen. Die Nummer lautet: 0351 2242 5770.
Herzliche Grüße,
Nawaz.
PS: Ich hoffe, Euch hat das Erdbeben verschont! Hier sind die Zeitungen voll davon – wegen der beiden Deutschen, die in einem Bergwerk umgekommen sind. Wenn ich etwas für Euch tun kann, laßt es mich wissen!
Sander strahlte. Die letzte Botschaft war typisch für Nawaz. Er stand zur Verfügung, sollten sie ihn brauchen. Sander schaute, erkennbar erleichtert, in die Runde. „Das heißt, wir könnten sofort losfahren! Das ist Wahnsinn! Igor, wir kommen raus aus der Bredouille! Wir packen das!“
Nasim unterbrach den Freudenausbruch. „Heute könnt ihr nicht mehr losfahren, dazu ist es zu spät. Es sind rund 1.000 Kilometer! Keine Autobahn, wie ihr das gewohnt seid. Ich empfehle, daß ihr kommende Nacht gegen vier Uhr aufbrecht. Dann fahrt ihr überwiegend bei Tageslicht. Das erleichtert in diesem Land das Überleben. Es kann schon mal vorkommen, daß in tiefer Nacht mitten auf der Straße ein Eselgespann steht, hinter dem sein Besitzer schläft. Oder eine Mörderbande lauert … Über Land fahren ist hier gleichbedeutend mit Gefahr, bei Nacht gleichbedeutend mit Lebensgefahr. Übrigens, hier ist ein Stadtplan von Islamabad. Ich habe die Adresse markiert. Sie liegt meines Wissens in einem Viertel, in dem überwiegend regierungsnahe Einrichtungen untergebracht sind. Da müßte es einigermaßen sicher sein. Paßt aber auf, man kann sich bei dem Kennzeichnungssystem der Quartiere und Straßen schnell verfahren! Kommt mit raus, ich habe einige Dinge für eure Reise mitgebracht!“
11. August, 19:50 Uhr Ortszeit; Anfahrt auf Islamabad
Vor sechs Stunden hatten sie bemerkt, daß ihnen ein schwarzer Geländewagen folgte, ein PS-Monstrum unbekannten Typs mit gewaltiger Bereifung, einem nicht minder beeindruckenden hartverchromten Rammschutz vor dem ausladenden Bug, auf dem Dach eine Ansammlung voluminöser Zusatzscheinwerfer, die einer Weltkrieg 2-Flakbatterie zur Ehre gereicht hätte. Den Blick in die Fahrzeugkabine verwehrte die dunkel verspiegelte Verglasung. Allein schon das Äußere des Fahrzeugs war Bedrohung pur!
Offensichtlich war ihr Aufbruch in der Nacht nicht unbeobachtet geblieben. Also hatte Aamir recht mit seiner Interpretation der zahlreichen Fahrzeugspuren hoch oben auf der Gebirgspiste. Doch was beabsichtigten die Verfolger? Sicherlich nichts Gutes! Je länger und je hartnäckiger sie auch lebensbedrohliche Situationen in Kauf nahmen, in der Unwägbarkeit des ländlichen Verkehrsgewusels den Anschluß an den klapprigen, doch stets gut erkennbaren GSP-Pick-up nicht zu verlieren, und je unverhohlener sie diese Absicht zu erkennen gaben, desto beklemmender wurde die Atmosphäre in ihrem betagten Vehikel. Igor blickte seit Stunden schon unverwandt nach hinten, berichtete jedesmal mit aufgeregter Stimme, wenn das verfluchte Monstrum sich wieder unmittelbar hinter ihnen in die gemächlich nach Nordosten rollende Kolonne gedrängt hatte. Entkommen? Unmöglich – Eselsgespanne gaben alle paar Kilometer das Tempo vor. Eines war sonnenklar: Gegen das schwarze Ungetüm hätten sie nicht den Hauch einer Chance! Schon gar nicht abseits der Straße in offenem Gelände. Und gegen die Insassen – wieviel mochten es sein? – sicherlich auch nicht. Wer sich so verhielt, bewies Entschlossenheit, hatte ein lohnendes Ziel! Ein lohnendes Ziel zu verfolgen bedeutete in dieser Region Erbarmungslosigkeit, kostete häufig genug das Leben, sei es das der Zielperson oder derjenigen, die diese schützen wollen.
Islamabad ohne Angriff der Verfolger zu erreichen, war nun das vorrangige Ziel. Nur hierauf konzentrierten sie sich, immer wieder darum bemüht, sich in Fahrzeugpulks einzureihen und möglichst zwischen sich und die Verfolger einige Fahrzeuge zu bringen. Ihre einzige Chance lag im innerstädtischen Bereich; außerhalb der Stadt hätten sie keine Chance, zu entkommen, das schwarze Ungetüm war ihrem altersschwachen Pick-up in sämtlichen Belangen haushoch überlegen. Ängstlich hatten sie immer wieder auf die Tankanzeige geschaut, deren Zeiger sich