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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Tabakdunst die Sicht besser. Er wartete nicht, bis Bassett in seinem Sessel versank. „Wir haben einen Maulwurf! Jemand hat unsere Aktion im Khyber-Park verraten.“
    Bassetts linke Augenbraue schoß in die Höhe, wölbte sich dort wie ein gespannter Bogen. „Seit wann weißt du das? Habt ihr ihn identifiziert?“
    Abdul stand auf und sah zum Fenster hinaus. Einen Moment starrte er auf den chaotischen Verkehr, dessen Lärm – durch die schußsichere Verglasung bis an die Wahrnehmungsschwelle gedämpft – wie ein Signal aus einer anderen Welt in das Innere des Raumes drang. Abrupt drehte er sich um. „Seit heute früh weiß ich das. Es gab kurz vor Fünf eine Schießerei mit eingeschleusten Taliban nordwestlich von Nasir Bagh, einem Kaff in der Grenzprovinz. Bei einem der Erschossenen fanden wir einen Zettel. Auf dem standen Details unserer Aktion der vergangenen Nacht. Vermutlich ist das der Grund, warum wir im Khyber Park nichts fanden. Wer der Maulwurf ist, weiß ich nicht. Keinesfalls ist es jemand aus Masoods Truppe. Es muß jemand im Ministerium sein.“
    Bassett griff nach der Zigarettenpackung. „Wer käme da in Frage?“
    Abdul hob die Hände, um das Ausmaß seiner Unkenntnis zu vermitteln. „Da die Genehmigung der Aktion – entgegen der üblichen Praxis – per Fax erfolgte, können es Hunderte sein!“
    Bassett hauchte einen gewaltigen Kringel in Richtung Deckenleuchte. Nachdenklich sah er ihm nach. „Dann würde ich mir mal den Typen vorknüpfen, der die übliche Praxis ignorierte!“
    Abdul schien verschnupft, war dieser Hinweis aus seiner Sicht doch so überflüssig wie ein Kropf. „Ist längst gemacht, brachte keinerlei Erkenntnis. Es handelt sich um eine Studentin, eine Praktikantin. Die wußte es nicht besser. Der zuständige Staatssekretär war überraschend in eine Arbeitssitzung gerufen worden. Das Mädchen hatte es gut gemeint, als es die Unterschriftenmappe von der Sekretärin ausgehändigt bekam, um die unterzeichneten Schriftstücke den betreffenden Abteilungen zuzustellen. Uns kannte die Lady nicht, wir sind ja nicht im Ministerium untergebracht. Von uns gibt es im Directory nur Ruf- und Faxnummern, keine Anschrift. Also tat sie das aus ihrer Sicht einzig Logische: Sie faxte die Genehmigung."
    Bassett nickte kaum merklich, machte einen letzten Zug an der bis fast zum Filter gerauchten Zigarette und suchte – wie üblich – einen Platz in dem überbordenden Aschenbecher, um ihrer Glut den Garaus zu bereiten. Er wandte sich Abdul zu. „Das könnte bedeuten, daß es sich um einen Einzelfall handelt, der auf die unprofessionelle Behandlung des Schriftstückes zurückzuführen ist. Das wäre nicht weiter tragisch, denn natürlich haben die Kameraden vom Hindukusch ihre Informanten in sämtlichen Ministerien und Behörden von Belang. Das ist ja keine neue Erkenntnis. Gänzlich anders sähe es allerdings aus, wenn nicht die Praktikantin der Auslöser des Verrats war. Dann hätten wir ein veritables Problem. Das würde bedeuten, daß wir selbst bei akuter Gefahr nicht das Plazet deiner oder meiner Behörde einholen, geschweige, deren Unterstützung anfordern können. Würde ich meine Vorgesetzten informieren, hielten sie im Rahmen der bilateralen Abkommen den Dienstweg ein, das heißt, sie würden vorauslaufend eure Bürokratie informieren. Schon wüßten Taliban und Mudschahidin Bescheid.“
    Bassett schnippte sich die Aschereste von den Fingerkuppen, bevor er aufblickte und fortfuhr: „Meine Behörde ist unautorisierte Aktionen von mir gewohnt. Nicht, daß sie die billigt! Sie nimmt sie einfach nicht zur Kenntnis. Sie interessiert das Ergebnis, nicht der Weg, wie es zustandekommt. Sollte sich aber deine Behörde bei meiner beklagen, dann führt das zu einem Vorgang, dessen Abwicklung der diplomatischen Routine unterworfen ist. Das wäre das Ende unserer schönen Zweisamkeit! Und damit das Ende dieser Jagd!“ Bassett schaute erneut auf die Fingernägel, ganz so, als wäre er mit seinem Latein am Ende. Abdul kannte ihn zu gut, um sich durch Bassetts Körpersprache irritieren zu lassen. Insofern kam dessen plötzliche Bemerkung für ihn nicht unerwartet: „Stellen wir der Ratte eine Falle!“
    Abdul grinste. „Genau das habe ich vor.“
    Es klopfte deutlich vernehmbar an der Tür. „Kommen Sie ‘rein, John!“ Cannon trat ein, versuchte, mit seinem Blick die Nebelschwaden zu durchdringen. Er wedelte mit der Rechten, als könne er damit eine Schneise in den Dunst schlagen. „War wohl

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