Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
wir‘s an?“
Abdul schien irritiert, war er doch Entscheidungen, nicht Fragen von Bassett gewohnt. Er wartete, bis Bassett ihn auffordernd anschaute. „Dick, du selbst hast doch schon das Stichwort gegeben!“
Nun schien Bassett erstaunt. „So? Hab‘ ich das?“ Cannon durchschaute das Zeremoniell. Natürlich wollten sie ihn auf die Folter spannen, aber das würde ihnen nicht gelingen. Er hatte alle Zeit dieser Welt, Gedankengänge und Mechanismen dieses Gespanns zu studieren. Eines nicht zu fernen Tages würde er ihre Antworten, ihre Rezepturen wissen, bevor sie überhaupt ausgesprochen wären. Abdul riß ihn aus seinen Gedanken: „Natürlich hast du das! Vergangenen Freitag, genau hier!“
Bassett wirkte nun ungeduldig. „Nun mach schon! Gib mir ein Stichwort!“
Abduls Grinsen schien seinen Kiefer zu spreizen. „Halsbänder!“
Bassett schlug sich vor die Stirn. „Na klar, jetzt fällt‘s mir wieder ein! Ich werd‘ alt! Genau so machen wir‘s. Reduzierte Truppe für das Kerngeschäft, das heißt, nur wir drei. Abdul, du organisierst die Begleitmusik, sowohl in Khyber Park als auch in der Nishtar Colony! Wir müssen von deren Büro aus mit Janus telefonieren! Ich will, daß Janus weiß, daß wir ihn von dort aus anrufen!“ Zu Cannon gewandt ergänzte er: „Die Hintergründe erkläre ich Ihnen nachher.“ Er stellte die vergebliche Suche nach einer neuen Zigarettenpackung ein und erhob sich ächzend. „Kommt, gehen wir in den Club!“
Cannon ahnte, was mit ‚Halsbändern‘ gemeint war, aber er konnte sich noch kein rechtes Bild machen, wie sie es einstilen würden. Übermorgen würde er es wissen.
Sie nahmen das Treppenhaus, das einen Blick in die gepflegte Parkanlage gestattete. In einem angrenzenden Quertrakt war der Club untergebracht, der neben zwei Restaurants, verschiedenen Aufenthaltsräumen, Freizeit- und Sporteinrichtungen eine schummerige Bar im Westernstil aufwies. Hier hatten sie am Ende der gut zwölf Meter langen Bartheke ihren Stammplatz, an dem man, über Eck sich gegenübersitzend, ungestört Gespräche führen konnte. Bassett winkte dem Barkeeper zu. „Sam, das Übliche! Mach zu, die Männer haben Durst!“ Während sie sich auf ihre Hocker hievten, setzte ihnen Sam, ein gut zwei Meter großer Farbiger, mit breitem Grinsen eiskalte Budweiserdosen vor, von denen umgehend Kondenswasser abperlte, auf dem polierten Mahagoni rasch anwachsende Kränze hinterließ. Sie öffneten mit geübtem Griff die zischenden Dosen, prosteten sich zu. Bassett unterdrückte, wie gewohnt, nur wenig erfolgreich einen Rülpser, bevor er sich Abdul zuwendete: „Wie steht‘s mit dem Deutschen und dem Russen?“
Abdul schien sich fast zu verschlucken. Bassetts linke Augenbraue tat, was sie immer tat, wenn irgend etwas sein Mißfallen auslöste. Abduls Hüsteln löste sein Mißfallen aus, denn Abdul hüstelte sonst nie! Etwas stimmte nicht, und er wollte es wissen, sofort, nicht irgendwann. „Raus mit der Sprache! Was ist los mit den beiden?“
Abdul setzte seine Bierdose ab. „Wir haben sie verloren.“
Nun war es an Bassett, sich nicht zu verschlucken. „Ihr habt was?“
Abdul tat, als sei es das Alltäglichste der Welt. Treuherzig blickte er Bassett in die Augen. „Ich sagte es bereits – wir haben sie verloren. Es passierte in einem Außenbezirk Islamabads. Offensichtlich hatten sie bemerkt, daß sie verfolgt wurden. Mit einem gewagten Wendemanöver konnten sie unsere Leute abschütteln.“
Bassett gab den Schockierten. „Sie haben deine Leute bemerkt! Ich dachte, ihr seid Profis!“ Er stützte seine Ellbogen auf die Theke, vergrub den Kopf zwischen den Händen und schüttelte ihn kummervoll. „Und ich glaubte, ich hätte es mit Profis zu tun!“
Abdul beobachtete das Schauspiel mit sichtlicher Gelassenheit. „Nun hau mal nicht so auf den Putz, Dick! Wir sind hier nicht in einem amerikanischen Gangsterfilm, in dem man tausend Meilen jemanden unerkannt verfolgen kann, sondern in der Realität. Hier fährst du überwiegend durch gottverlassene Gegend. Da bleibt es nicht aus, daß irgendwann dem Fahrer auffällt, daß in seinem Rückspiegel immer wieder dasselbe Fahrzeug auftaucht. In Sarghoda hatten wir die Fahrzeuge gewechselt, ohne daß sie etwas bemerkt hätten. In Rawalpindi sollten die Verfolgerfahrzeuge erneut getauscht werden, aber der neue Trupp wurde vor der Übernahme in einen Unfall verwickelt. Das nennt man Force Majeure. Das soll sogar in New York, Dallas oder LA
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