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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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„John, was ist los mit dir? Klar schaffen wir die! Wir haben ja nichts anderes. In den Club kriegen mich heute keine zehn Pferde.“
    Cannon, aufgrund Stellas unerwarteter Absage den ganzen Abend nicht in bester Verfassung, schien nicht sonderlich überzeugt. Schließlich akzeptierte er, daß die dritte Flasche das bestgeeignete Elixier sei, den Abend ohne tiefgehenden seelischen Schaden zu überstehen. Dachte er an Stella, dachte er automatisch auch an Jutta, so sehr er auch versuchte, die Dinge voneinander zu trennen. Beinahe alles in Deutschland brachte er unterbewußt mit Jutta in Zusammenhang, ob es die Sprache war, ein vorbeifahrendes Käfer-Cabriolet, wie sie eines fuhr, ihre Haarfarbe, ihre Frisur, die Kleidung, die Biergärten – all das riß verkrustet geglaubte Wunden auf. Freilich hätte ihm Stellas Gesellschaft über die Krise hinweggeholfen, da sie aber verhindert war, mußte halt der Chianti den Seelentröster abgeben. Er schob Sander das leere Glas zu. „Aber nur, wenn du sie aufmachst.“
    Sander sah ihn erschrocken an. „Mann, ich kann mich kaum bewegen!“
    Cannon tat, als überhöre er Sanders Einwand. Er drückte die Fernbedienung; nach wenigen Sekunden zeigten die über den Bildschirm huschenden Laufbänder mit neuesten Börsennachrichten und den Breaking News, daß nach Cannons Wunschdenken CNN zur weiteren Unterhaltung beitragen sollte. Sander, ob dieser Aussicht nicht sonderlich begeistert, wuchtete sich umständlich aus dem Sessel und schlich mehr, als daß er ging, zur Küchenzeile. Bevor er den Korkenzieher ansetzte, machte Cannons Zuruf auf das Programm aufmerksam. „Sieh dir das an! Zwanzig Tote in Chaman, alle Soldaten der pakistanischen Armee. Das Kaff liegt nordwestlich von Quetta nahe der afghanischen Grenze, nicht weit von deiner Mine. Jetzt geht auch dort der Terror richtig los!“
    Sander entkorkte unter vernehmbarem Stöhnen die Flasche und hangelte sich von Fixpunkt zu Fixpunkt zurück zu seinem Sessel. „Wundert dich das? Sind doch alles paschtunische Taliban, egal, auf welcher Seite der Grenze die sich tummeln. Denen tretet ihr ja mit eurer Enduring Freedom-Mission seit Jahren schon auf die Füße. Das einzig Dauerhafte an dieser Aktion ist nicht die Freiheit, sondern die Mission.“
    Cannon beobachtete angesichts dieses provokanten Kommentars mit unverhohlener Schadenfreude, wie sich Sander mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Sessel quälte. „Ihr Europäer habt eine grandiose Gabe, euren Feinden alles nachzusehen und euren Verbündeten zugleich in den Hintern zu treten. Ihr vergeßt dabei vollkommen, daß ihr selbst weder Willens noch in der Lage seid, euch gegen die islamistische Aggression nachhaltig zu verteidigen. Gerade ihr Deutschen solltet zurückhaltender sein! Schließlich lebten bei euch unbehelligt die maßgeblichen Nine-Eleven-Attentäter.“ Cannon war nun sichtlich in Fahrt gekommen. Er goß ein, nahm einen herzhaften Schluck und hob die Hand, als Sander etwas entgegnen wollte. „Einen Moment! Ich war noch nicht am Ende.“
    Er griff nach der Fernbedienung und stellte den Fernseher ab. Nicht Berieselung, Diskussion war angesagt! Er liebte das. Seitdem er seine Promotion aufgegeben hatte, fühlte er sich oftmals geistig unterfordert. Mit Sander konnte man diskutieren. Mit Bassett war es vielleicht eine größere Herausforderung, da der sich vorzüglich darauf verstand, ohne jede Rücksichtnahme das Florett des gnadenlosen Zynismus zu schwingen. Dagegen nahm sich Sander geradezu bieder aus, typischer deutscher Ingenieur eben, stets um Sachlichkeit bemüht, das physikalisch-technische Korsett, unerbittlicher Feind jeder phantasiegeprägten Ungereimtheit, stets im Hinterkopf. Aber Analysen konnte Sander bieten, da mußte man schon auf der Hut sein! Da stand er Bassett in nichts nach. Es versprach, ein kurzweiliger Abend zu werden, die nun unvermeidliche weinselige Ergründung der ‚Transatlantischen Heterogenität der Philosophien zur Werteverteidigung abendländischer Kultur‘. Mann, das würde anstrengend!
    Cannon ließ die Hand sinken. „Wenn ich allein an euer Affentheater um euren ‚Bremer Taliban‘ denke! Warum wohl hat er die Zelte in Deutschland abgebrochen, wenige Wochen nach Nine-Eleven? Wer sein Handy verkauft, hat nicht vor, schnell zurückzukehren! Was hat der Mann in der Nordwest-Grenzprovinz verloren? Koranschulen gibt es überall im Land! Euer Verfassungsschutz hatte diesen Mann, einen türkischen Staatsbürger, als Gefahr eingestuft,

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