Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
stellen. Ich kann nur hoffen, daß Sie wissen, was Sie tun.“ Er gab sich keine Mühe, seine Zweifel zu verbergen.
„Fahren wir fort! Es kann, wie gesagt, eine Lage eintreten, in der gekämpft werden muß. Zu Ihrer Selbstverteidigung erhalten Sie morgen abend eine Einweisung in die Handhabung der AK-47.“ Er blickte grinsend zu Igor hinüber. „Ich gehe davon aus, daß sie das eher nicht benötigen.“ Der Russe nickte sachkundig. Der Oberleutnant sah‘s mit Wohlgefallen. ‚Wenigstens ein Brauchbarer!‘ Er gab zu erkennen, daß das Ende des Festmahls bevorstand: „Meine Herren, morgen früh sehen wir uns, mit Ausnahme von Major Spindler, abmarschbereit um sechs Uhr. Wünsche gute Nacht. Unteroffizier Dirk zeigt Ihnen Ihre Schlafstelle. Wo der Lokus ist, wissen Sie ja inzwischen. Was Besseres können wir leider nicht bieten. Schon gar nicht unterwegs.“ Sein Grinsen war Verheißung.
„Gestatten Sie noch eine Frage, Sir?“ Cannons Wissensdurst kannte keine Gnade.
„Nur zu!“
„Wieso AK-47?“
Der Oberleutnant hatte es inzwischen aufgegeben, sich über die Fragen seines Gegenübers zu wundern. Entsprechend sarkastisch fiel die Antwort aus: „Sollten Ihre Schießübungen in dem einen oder anderen Taliban Löcher hinterlassen, wäre es vorteilhaft, wenn man darin keine NATO-Munition fände.“ Cannon hatte verstanden.
24. August, 19:15 Uhr Ortszeit; Ulina Twerskaja, Moskau
„Na endlich!“ Jason setzte sich aufrecht und nahm den Telefonhörer in die Linke, um sich gegebenenfalls Notizen machen zu können. „Was habt Ihr in Erfahrung gebracht?“
Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang verrauscht; es war keine besonders gute Verbindung. „Wir haben Kasachstan gecheckt. Astana war negativ, aber in Karaganda gab es ein auffälliges Manöver. Dort wurde eine kasachische A-24 an einer entlegenen Parkposition aufgetankt. Herkunft unbekannt. Niemand verließ die Maschine, keiner stieg zu. Sie startete direkt danach wieder, angeblich nach Taschkent.“ Die Stimme legte eine Pause ein.
Jason hatte eine Idee. „Einen Moment, ich stelle auf Außenlautsprecher. Also, was habt Ihr in Taschkent herausbekommen?“ Er legte das Mobilteil auf den Schreibtisch, erhob sich ächzend und ging schnurstracks zu der Schranktür, hinter der sich der Himmel auf Erden verbarg.
Die Stimme krächzte aus dem Lautsprecher: „In Taschkent ist die Maschine nicht angekommen!“
Jason, gerade mit dem Wodka beschäftigt, rief laut durch den Raum: „Und? Wo ist sie gelandet? Erzähl mir nicht, ihr wüßtet es nicht!“
Wieder krächzte es aus dem Lautsprecher: „Sie ist in Termez gelandet. Auch dort gab es ein ungewöhnliches Manöver; die Maschine wurde auf einer entlegenen Außenposition, ganz in der Nähe des deutschen Luftwaffenstützpunktes, von Militär umstellt. Heraus kamen drei Mann, die umgehend zum deutschen Luftwaffenstützpunkt gebracht wurden und dort einen Hubschrauber bestiegen. Sie haben Termez gegen zwanzig Uhr Ortszeit in südlicher Richtung verlassen.“
Jason stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank, betrachtete das gut gefüllte Glas mit sichtlichem Entzücken und nahm einen kräftigenden Schluck. „Und? Was meint ihr? Wo sind sie hin?“
„Vermutlich nach Kundus. Nach Kabul fliegen in der Regel Transall.“
Jason stärkte sich erneut. „Mann, erzähl mir nicht dauernd Dinge, die mir bekannt sind! Drei Mann, sagtest du? Habt ihr herausbekommen, wer sie sind?“ Er ging näher an den Schreibtisch, um jedes Wort zu verstehen.
„Noch nicht, aber einer von ihnen trug einen auffälligen Kopfverband.“
Jason war plötzlich hellwach. „Das sind sie! Gebt eure Kenntnisse nach Baghlan durch! Die sollen dran bleiben! Nur dran bleiben – keine Aktion ohne meine ausdrückliche Freigabe! Noch etwas: Wir brauchen den Russen lebend! Lebend – hast du gehört?“
Kurzes Rauschen, dann krächzte es erneut aus dem Hörer. „Lebend? Bist du sicher?“
„Ja. Janus will es aufgrund besonderer Ereignisse so. Trichter das deinen Leuten ein! Du stehst in der Verantwortung! Wird er getötet, kannst du dich gleich dazu legen! Ende.“
Zufrieden grinsend umkurvte er den Schreibtisch und nahm Platz. Er leerte das Glas, rülpste voller Inbrunst. ‚Na also! Ging ja glatter, als gedacht.‘ Er war zufrieden; auch Janus‘ Adrenalinspiegel dürfte aufgrund dieser Information wieder auf ein unbedenkliches Niveau sinken. Der Mann mit dem Kopfverband war eindeutiges Indiz, daß sie die richtige
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