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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Aus dem Nachbarraum drangen Geräusche. Endlich erschien eine verschlafene Gestalt im Türrahmen. Sie schien sich einen Augenblick zu orientieren, bis sie nach erneutem Klingeln zielstrebig den Tisch ansteuerte, dort nach dem Telefon griff. „Hallo?“ Eine vertraute Stimme meldete sich. „Ach, du bist es, Asad. Salem alaikum! Leg los! Was gibt es?“
    „Sie sind gerade aufgebrochen. Drei deutsche Schützenpanzer, Richtung Kabul.“
    Die Gestalt strich sich nachdenklich über den Bart. „Bist du sicher, daß sie es sind? Hatte einer von ihnen einen auffälligen Kopfverband?“
    Am anderen Ende der Leitung schien Asad mit dieser Frage gerechnet zu haben, seine Antwort kam postwendend. „Einen Kopfverband kann ich nicht bieten. Reicht ein kahlgeschorener Hinterkopf mit erkennbarer Verwundung?“
    Die Gestalt strich sich unverwandt den Vollbart. „Eine Verwundung, sagst du? Irgend etwas muß an dem Schädel ja kaputt gewesen sein, wozu sonst der Kopfverband? Aber wir müssen ganz sicher sein! Nicht, daß wir uns an die Falschen heften! Nowokusnezk will den Russen lebend. Asad, du kennst die Russen. Die machen uns verantwortlich, wenn das schief geht! Du weißt, was das heißt!“
    Asad ließ an seiner Gewißheit keinen Zweifel aufkommen. „Wir haben alle Quellen abgegriffen. In ganz Kundus ist gestern nichts Auffälliges passiert, das in einen direkten Zusammenhang mit den Dreien gebracht werden könnte. Einzig auffällig war die Ankunft eines KSK-Trupps, der ein abseits gelegenes Gebäude bezog. Es wird seitdem militärisch gesichert. Deshalb kamen wir nicht nah‘ genug ‘ran, um die Personen identifizieren zu können, die sich die Nacht über darin aufhielten. Doch vorhin wurden fünf Mann vom KSK und drei Zivilisten von drei Schützenpanzern abgeholt. Ich frage dich: Was hat das KSK hier zu suchen? Und warum werden drei Zivilisten, einer mit kahlgeschorenem Hinterkopf, auf drei Schützenpanzer verteilt? Das muß eine kostbare Fracht sein! Ich habe keine Zweifel – sie sind es. Sie müßten in zwei, drei Stunden bei euch aufkreuzen.“
    Die Gestalt schien sich Asads Beurteilung anzuschließen. „Ist gut, Asad. Wir hängen uns dran. Fahren sie Richtung Khyber-Paß, dürfte der letzte Zweifel ausgeräumt sein. Ich sag‘ Nowokusnezk Bescheid. Behaltet dennoch in Kundus die Augen offen! Jede Auffälligkeit unverzüglich melden! Und denkt daran: Dem Russen darf kein Haar gekrümmt werden! Die Organisation will ihn lebend …“
    „Der war doch bisher die größte Gefahr! Kapierst du das?“ Asads Ungläubigkeit schrillte aus dem Mikrofon.
    „Nein, aber darauf kommt es nicht an. Moskau will es so, und dann machen wir es so. Das gilt auch für euch! Ende.“
    Die Gestalt legte das Telefon zurück auf den Tisch und schlurfte in den Nebenraum. „Abu! Ahmed! Omar! Raus aus der Falle! Es gibt Arbeit!“
     
     

26. August, 19:10 Uhr Ortszeit; Fahrt zum Khyber-Paß, afghanische Seite
    Das Biwak in der Nähe von Charikar hatten sie überwiegend im Tiefschlaf hinter sich gebracht. Die Fahrt von Kundus dorthin war alles andere als vergnüglich gewesen. Aufgrund nächtlicher Wärmebildaufklärung wurde an mehreren Stellen der Provinzialstraße von möglichen Verminungsaktionen ausgegangen. Die resultierende Schleichfahrt in brütender Sonnenhitze – dies bei geschlossenen Luken – zerrte gleichermaßen an Nerven wie Kräften. Entsprechend ausgezehrt kamen sie erheblich verspätet in dem militärisch gesicherten, spartanisch ausgestatteten Lager an, über das der Nachschub nach Kabul und in den Hindukusch rollte.
    Oberleutnant Wolf hatte ihnen lediglich eine Stunde eingeräumt, sich unter dem durchlöcherten Boden eines ausgedienten Ölfasses – er nannte das ‚Feldbrause einfach‘ – zu duschen und anschließend mit erkennbarer Unlust aus der Einsatzpackung zu verpflegen. Unerbittlich hatte er darauf bestanden, das Restlicht für den angekündigten Waffendrill am AK-47 zu nutzen. Todmüde waren sie anschließend in ihre Schlafsäcke gekrochen, unmittelbar danach eingeschlafen.
    War der gestrige Tag in hohem Maße strapaziös, so war der heutige über etliche Stunden geprägt von Langeweile. Wie Oberleutnant Wolf in Kundus schon andeutete, hing der Zeitpunkt ihres Aufbruchs zum Khyber-Paß von der Lage ab. Seit sechs Uhr in der Frühe waren sie abmarschbereit, doch offensichtlich ließ die Lagebeurteilung des OEF-Stabes dies über Stunden nicht zu. „Unser offizieller Auftrag lautet ‚Fernaufklärung im

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