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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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würde. Bassett hatte den Schlüssel gefunden. Zumindest war er hiervon überzeugt.
     
     

Datum und Uhrzeit unbekannt; Sulaiman Coal Mine
    „Bukhara? Wo, zum Teufel, liegt Bukhara?“ Sander tastete nach der Flasche, nahm einen Schluck und stieß den Russen an.
    Der griff – allmählich gewöhnte er sich an die totale Finsternis – zielsicher danach. „Es liegt nicht weit von Taschkent im östlichen Zipfel Usbekistans. Eine uralte Stadt, die älteste erhaltene Bausubstanz stammt aus dem 4. Jahrhundert vor Christus.“
    Sander wechselte die Sitzposition, da ihm die Beine einzuschlafen drohten. „Sag bloß! Da bist du hin? Und deine Familie, wie ist es der ergangen?“
    Igor zögerte einen Moment. „Das war meine größte Sorge! Die Worte des Vizeministers hatte ich noch in guter Erinnerung! Ich flog am nächsten Tag nach Moskau und nahm noch am gleichen Abend den Nachtzug nach St. Petersburg. Die ganze Fahrt suchte ich nach einer schlüssigen Erklärung, wie ich meiner Frau nahe legen konnte, für einige Wochen das Land zu verlassen, ohne bei ihr Panik auszulösen. Ich fand kein überzeugendes Argument, so sehr ich auch mein Hirn zermarterte. Ich beschloß schließlich, ihr die bittere Wahrheit zu sagen.“
    Der Russe trank, nicht, weil er Durst hatte, sondern um seine Erregung in den Griff zu bekommen. Sander spürte, daß das Vorhaben, die Familie zu schützen, gescheitert sein mußte. Der Russe fuhr fort: „Es war ein schwieriges Gespräch, in dem ich Natascha – meiner Frau – verdeutlichte, daß ich als Leiter des Entsorgungsprogramms verantwortlich sei und nur eine Chance hätte, irreparablen Schaden von mir und Rußland abzuwenden, wenn es mir gelänge, die Abnehmer des gestohlenen Plutoniums zu ermitteln. Gelänge mir dies nicht, wäre ich ruiniert. Ich verdeutlichte ihr, daß die gesamte Familie gefährdet sei, sollte meine Aktion der usbekischen Mafia bekannt werden. Ich beschwor sie, sich für ein paar Wochen mit den Kindern bei einem Freund in Lettland zu verstecken, bis ich die Angelegenheit unter Kontrolle hätte.“
    Igor räusperte sich. Sander wollte ihm die Wasserflasche reichen, aber er fuhr, hörbar erregt, fort: „Mein Freund ist Professor für Wirtschaftsrecht, in Riga im Auftrage der Europäischen Union tätig. Er genießt dort Diplomatenstatus. Ich sagte Natascha, ich hätte ihn bereits informiert. Er würde sie und die Kinder erwarten.“ Nun verlangte er doch nach der Flasche. Sander ahnte, daß der Russe eine Pause benötigte, zu sehr wühlte ihn die Berichterstattung auf. Er hielt es für ratsam, ihn nicht zu drängen, sondern abzuwarten. So vergingen ein, zwei Minuten, bis der Russe sich wieder im Griff hatte. „Natascha war außerordentlich gefaßt. Ich hatte mit ihrem Temperamentsausbruch gerechnet, mit Vorwürfen, mit allem, nur nicht mit dieser in Worten nicht zu beschreibenden Gefaßtheit, ja, Souveränität, wie sie mir zuhörte, wie sie mich ansah und wie sie schließlich meine Hand nahm, als wolle sie mir die Kraft verleihen, diese schwierigste Phase meines Lebens, unseres Lebens, zu überstehen. Ich schämte mich! Da zermarterte ich mir stundenlang das Hirn, um nach einer für sie erträglichen Erklärung zu suchen, und sie ging mit dieser Katastrophe souveräner um als ich!“
    Der Russe tastete nach Sanders Arm, umklammerte ihn wie ein Schraubstock, daß es schmerzte. „Sie sagte, ich solle mir keine Sorgen um sie und die Kinder machen. Sie würden nach Riga gehen und dort auf meine Rückkehr warten. Sie sei voller Zuversicht, daß ich es schaffen würde, wer sonst wäre schon hierzu in der Lage! Es ist dieses grenzenlose Vertrauen, das mich wahnsinnig macht, ihre sanften, wissenden Augen, die mir Mut zusprachen, wo ich doch ihr Mut geben wollte. Es ist mein Versagen, das mir – ich weiß nicht, wie lange schon – den Schlaf raubt!“ Sein Griff schraubte sich in Sanders Muskulatur, der dies stumm ertrug, weil es der geringere Schmerz war. „Horst, darum muß ich hier raus! Bring mich nach oben! Natascha und die Kinder sind in höchster Gefahr – ich spüre es! Ich habe etwas in Ordnung zu bringen!“
     
     

01. August, 14:35 Uhr Ortszeit; Kharadar, Saddar Town, Karatschi
    „Hier, nimm!“ Bassett hielt Taheri ein nasses Handtuch hin. Der nahm es und preßte es, im Moment der Berührung vor Schmerz aufstöhnend, gegen die aufgeplatzten Lippen. Bassett ging ins Nebenzimmer und kehrte, den Bürostuhl an der Lehne hinter sich herziehend, zu Taheri zurück. Er

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