Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
„Was weißt du über Janus? Zu welchem Zweck habt ihr die Nummer seines Satellitentelefons? Was ist dein Auftrag? Mach‘ schon!“
Taheri faßte sich an den Hals, als wolle er das Wasser aus sich herauswringen. Er räusperte sich mehrmals, dann kam es dünn über seine Lippen. „Ich weiß es nicht.“
Bassett beugte sich zum ihm herab, ganz dicht an Taheris angstvoll aufgerissene Augen. „Was weißt du nicht?“
„Wer hinter Janus steht. Ich habe nur gehört, daß er ein Ungläubiger sei. Nur wenige Auserwählte haben Zutritt zu seinem Kreis. Niemand bekommt ihn zu Gesicht! Gewöhnlich auch nicht ans Telefon. Wir berichten einer Stimme, und wir erhalten Befehle von einer Stimme. Die Leitung muß rund um die Uhr frei gehalten werden. Wir dürfen nur in außergewöhnlichen Notfällen anrufen.“ Taheri atmete flach und stoßweise. Er stand erkennbar unter Schock.
Bassett wurde ungeduldig. „Was ist euer Auftrag?“
Taheris Blick verriet die Angst, sein Wissen könne nicht reichen, einen weiteren Wutausbruch des Amerikaners zu unterbinden. „Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen, daß ich die Wahrheit sage! Wir sind unwissend, nur ein Rädchen in dieser Konstruktion. Unsere Aufgabe beschränkt sich darauf, im Grenzgebiet für Unruhe zu sorgen, um den Bau der amerikanischen Pipeline zu verhindern und damit der Friedenspipeline den Boden zu bereiten. Die iranische Pipeline genießt den Schutz der Maulana und der Taliban. Eure Turkmenistan-Pipeline flöge jeden Tag mindestens zweimal in die Luft! Allein ihr Bau würde schon Hunderte, eher Tausende Tote kosten!“ In Taheris Augen kehrte das Funkeln zurück, das sie am Anfang ihrer Begegnung ausstrahlten, ein aggressives, hinterhältiges Glühen.
Bassett hatte es bemerkt. „Hör’ zu, Kojote! Da drüben liegen die Dinge, die ich dir zeigte! Es kostet mich wenige Minuten, dein Todesurteil zu veranlassen. Ich weiß, du sehnst den Märtyrertod herbei. Doch dich werden die Maulana als hinterhältigen Verräter verdammen. Kein Märtyrer – kein Paradies, keine Jungfrauen, nur deinesgleichen um dich herum, nichts als aus dem Hals stinkende Kojoten! Also mäßige dich, um deines erbärmlichen Schicksals Willen!“ Bassett hatte sich lange genug in islamischen Ländern aufgehalten, um den richtigen Ton zu treffen. Taheri hatte die Botschaft verstanden; er schaute wieder so demoralisiert drein, wie ihn Bassett aus der Wanne gezogen hatte.
„Warum wolltet ihr dem Deutschen ans Leder? Der hat doch mit den Pipelines nichts zu tun!“
Taheri suchte nach Worten. „Das hat mehrere Gründe. Sein Projekt stört das iranische Pipelineprojekt. Das ist der wichtigste Grund. Der zweite ist die pakistanische Regierung. Sie paktiert mit den Amerikanern und deren Vasallen. Die pakistanische Regierung verhindert den Gottesstaat, sie ist unser Feind. Auch wer der pakistanischen Regierung dient, ist unser Feind. Also ist der Deutsche unser Feind. Dann gibt es noch einen dritten Grund: Der Siddiqi-Clan ist nicht kooperativ. Die Steigerung seiner Konkurrenzfähigkeit hätte die Geschäfte der uns gewogenen Minenbesitzer gestört. Der Deutsche mußte also weg! Daß uns das nicht gelang, ist eine Schande. Irgend jemand hat uns verraten. Aber Allah hat die Schmach ausgemerzt! Der Deutsche verreckte im Berg, erfuhr dort sein gerechtes Schicksal. Er wird unserer Sache nicht mehr schaden.“
Da war es wieder, dieses Blitzen in Taheris Augen! Bassett zeigte in Richtung des Schranks, um den Blick des Iraners wieder verzagen zu lassen. Dennoch, Taheri war härter, als er angenommen hatte. Irgendwie imponierte ihm der Iraner, aber er verwarf den Gedanken gleich wieder. ‚Werde bloß nicht sentimental! Schon gar nicht bei diesem Hurensohn!‘ Bassett brachte rasch die ursprüngliche Ordnung in seine Gedanken, um energisch das Verhör fortzusetzen. „Warum nahmt ihr diesen deutschen Killer?“
„Das weißt du? Er war Iraner, das Deutsche hatte er längst abgestreift wie eine verrottete Pelle! Warum ihn? Das hatte zwei Gründe: Er kam, ohne Verdacht auszulösen, auf den Executive Floor, und es war ein letzter von ihm abgeforderter Treuebeweis. Hätte er den Auftrag ausgeführt, wäre er in den inneren Zirkel aufgenommen worden. Gott sei mit ihm!“
Bevor Bassett die nächste Frage stellen konnte, klingelte im Nebenzimmer eines der Telefone. Bassett zeigte auf das Aufzeichnungsgerät. „Du gehst an das Telefon und wirst ganz normal sein! Ich zeichne jedes deiner Worte auf. Sollte die
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