Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Kernbrennstoffe aus Atomkraftwerken, sondern waffenfähiges Plutonium! Jeder einzelne SS 20-Sprengkopf bekommt seinen eigenen Behälter! Wie soll das sonst – sicherheitstechnisch und wirtschaftlich – gehandhabt werden? Mit abgebrannten Brennstäben aus Kernkraftwerken wird in Ausnahmefällen ebenso verfahren. Das ist aber relativ selten der Fall.“
„Sorry, ich bin Maschinenbauer, kein Nuklearexperte. Du warst also am richtigen Ort?“
„Der südwestliche Versandbunker war an der Reihe. Und so war es auch. Morgens gegen vier Uhr hörte ich den Lkw. Jetzt wurde mir auch klar, warum sie Lkws nahmen. Er fuhr im Kriechgang und sank zuweilen bis zu den Achsen im Morast ein. Kleinere Fahrzeuge wären Gefahr gelaufen, unterwegs mit der Bodenwanne aufzusetzen. Sie drehten und hielten keine zehn Meter entfernt von mir an. Drei Mann sprangen aus dem Führerhaus, einer von ihnen war der Oberst, Chef meiner Wachmannschaft! Zwei weitere Figuren, auch sie in mehr oder weniger vollständigen Kampfmonturen, sprangen von der Ladefläche. Den Gesprächsfetzen konnte ich entnehmen, daß sich die Truppe aus Russen und Usbeken zusammensetzte. Ich mußte mich näher heranarbeiten, um die Gespräche zu verstehen. Das Dickicht gab mir ausreichende Deckung. Trotzdem schlug mir das Herz bis zum Hals!“
Igor mußte wieder trinken, die letzten Worte kamen nur kehlig herüber. „Es dauerte nicht lange, dann trugen meine Leute – das mußt du dir vorstellen, die eigenen Leute! – insgesamt drei Behälter aus dem inneren Sicherheitsbereich zum Verladeort. Sie waren zu siebt. Erst als sie in die Lichtung traten, konnte ich sie im ersten Morgengrauen erkennen: sechs Mann von der Wachmannschaft und mein Sicherheitsingenieur!“ Igor schien sich jetzt noch aufzuregen. Mit erhobener Stimme fuhr er fort: „Ich konnte jedes Wort verstehen! Der Sicherheitsingenieur übergab einem Usbeken, offensichtlich Anführer des Lkw-Trupps, einen Satz Dokumente, Kopien der Lebensakten der Behälter. Dann unterhielten sie sich über Termin und Ort der Geldübergabe. Es gab eine hitzig geführte Diskussion wegen des Zeitpunktes, der dem Oberst zu spät schien. Der Usbeke erklärte, daß wie immer verfahren würde, daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern, da zunächst der Inhalt geprüft werden müsse. Man träfe sich in zwei Wochen nach dem Freitagsgebet in Bukhara, im Haupteingang des Friedhofs von Chor Bakr. In diesem Moment erfuhr ich den ersten Zielort meiner Aktion.“
01. August, 14:15 Uhr Ortszeit; Kharadar, Saddar Town, Karatschi
Bassett warf Taheri rücklings auf die Pritsche. Mit naß schmatzendem Geräusch schlug sein Rücken gegen die Wand. Aus Hosenbeinen und Schuhen rann Wasser. Vom Bad bis zur Pritsche zogen sich die Schleifspuren seines Körpers, die sich da und dort zu Lachen vereinigten. Bassett schaute, scheinbar angeekelt, auf die Nässe. „Sieh nur, was du für eine Sauerei gemacht hast!“ Sein Zeigefinger schwenkte vom Bad zum Stahlschrank, in dem bleich der zerfetzte Koloß kauerte, als könne er sich jeden Moment aufrappeln und erneut mit wildem Geschrei angreifen. Die keilförmig gespreizten Beine spiegelten sich in der sich nur noch langsam ausbreitenden Blutlache, die an ihren Rändern bizarr das Licht der Deckenleuchte reflektierte. „Das ist nichts gegen das, was dich bei deinen Freunden erwartet! Erzähl‘ Onkel Dick, was du weißt! Wer oder was ist Janus?“ Erst jetzt bemerkte Taheri, daß Bassett ihm ein Aufzeichnungsgerät entgegenhielt. Er wußte nur zu genau, was ihm blühte, sollten seine Äußerungen der Überprüfung durch die CIA nicht standhalten.
Taheris Widerstand war gebrochen, daran zweifelte Bassett nicht einen Augenblick. Dieses klatschnasse Häufchen Elend würde erzählen, alles, was es wußte, um sein erbärmliches Leben zu retten. ‚Wie viele hast du in den Tod geschickt, im Hagel unzähliger Autobomben massakrieren lassen – und nun winselst du um dein beschissenes Leben?‘ Bassett war angewidert. „Ich gebe dir fünf Sekunden ...“
Bassett hatte noch nicht ausgesprochen, da sprudelte es aus Taheri heraus. „Janus ist der Kopf einer international aufgestellten Organisation. Niemand weiß genau, wer zu ihr gehört, wo das Machtzentrum ist, was ihr Ziel ist. Es gibt nur Gerüchte. Es heißt, sie will die weltweiten Energie- und Trinkwasserressourcen unter ihre Kontrolle bringen.“ Taheri rang nach Luft, das Reden hatte ihn angestrengt.
Bassett gab ihm einige Sekunden.
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