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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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allenfalls zehn Sekunden brauchte er noch. Er ließ das Fernglas in den Riemen fallen, rückte es zur Seite, dann nahm er das G3, streckte sich bäuchlings auf dem Boden aus und legte es auf dem Steinwall auf, wie er dies am Nachmittag bereits mehrfach geprobt hatte. Tagsüber hatte er vor sich Steine aufgeschichtet, damit sein Mündungsfeuer nicht von der Seite gesehen werden konnte. Der, der es von vorn sah, würde nicht mehr darüber berichten können.
    Ein Blick erst über, dann durch das Zielfernrohr, ein kurzer Schwenk, das immer noch stoisch an seiner Stelle hockende Ziel war erfaßt. Ruhig sprach Abdul das Feuerkommando. Er zählte die Sekunden, dann brach gleichzeitig aus vier Richtungen die Hölle los. Er gab zwei kurze Feuerstöße ab, jeweils drei Schuß, dann pendelte er, sein rechtes Auge immer an der Optik, zwischen beiden Gestalten hin und her. Er erkannte sofort, daß hier keine weitere Aktion erforderlich war. Er verlagerte seine Ausrichtung und schwenkte das Gewehr nach rechts unten, blickte kurz über das Rohr, um sich zu orientieren, dann durch das Zielfernrohr. Es dauerte einen Moment, bis er die erste Gestalt erfaßt hatte. Final! Er war hier nicht mehr gefordert. Dies galt beim zweiten Angreifer ebenso. Während er den dritten suchte, hörte er den Pistolenschuß. Er blickte über den Lauf und sah, wie einer seiner Leute die Pistole zurücksteckte. Es knackte in seinem Ohrhörer. „Pascha Zwo an Pascha. Kommen!“
    „Pascha hört.“
    „Vier Ziele ausgeschaltet. Ende.“
    „Pascha Eins an Pascha. Kommen!“
    „Pascha hört,“
    „Auftrag erledigt. Zwei Ziele ausgeschaltet! Was machen wir mit den Leichen? Kommen!“
    Abdul überlegte einen Moment. Sicherlich, es waren Feinde, leibhaftige Todfeinde gar, aber er würde sie nicht in der Sonne verdorren lassen, den Aasgeiern ausliefern. „Werft sie in die Schächte! Ende.“ Er beobachtete, wie seine Leute – weiterhin unter gegenseitiger Sicherung und Ausnutzung jeder sich bietenden Deckung – die Toten zum jeweils nächstgelegenen Schacht brachten. Es war eine Sache von Minuten, dann war auch dieser üble Teil ihres Auftrages abgeschlossen. Abdul ergriff das Funkgerät. „Pascha an alle. Abrücken. Ende.“ Er legte das G3 zurück in die Tasche, holte statt dessen ein FN-Gewehr mit langem Lauf, ein klassisches Scharfschützengewehr der 60er Jahre, hervor. Er liebte diese Waffe. Es knackte in seinem Ohrhörer. Bar jeglicher Funkdisziplin kam die Frage zu ihm herüber: "Du bleibst noch?“
    „Ja."
    „Viel Glück!“ Unverkennbar – das war Masood.
    Abdul schraubte den Schalldämpfer auf, dann brachte er sich und das FN-Gewehr in Schußposition. Er wußte, es würde ein Geduldsspiel werden. Aber sie würden kommen.
     
     

Datum und Uhrzeit unbekannt; Sulaiman Coal Mine
    Sie hatten einen Handstrahler eingeschaltet und an die Stollenwand gelehnt. Das von Wand und Decke reflektierte Licht erlaubte ihnen, die Ausrüstungsgegenstände für den Aufstieg vorzubereiten. Während Sander den Inhalt der Medizinbox inspizierte, um zu entscheiden, was hiervon möglicherweise von Nutzen sei, baute der Russe aus der Lederschürze den ‚Schlitten‘. Im Grunde genommen faltete er sie einmal quer zur Längsrichtung, die Träger nach vorn, packte sechs Wasserflaschen hinein, umwickelte das ganze erst in Quer-, dann in Längsrichtung mit Draht, bis ein recht stabiles Paket entstanden war – fertig war der ‚Schlitten‘. Sander hatte ihm zuletzt interessiert zugeschaut. „Weißt du eigentlich, wozu die Stahltür diente, über die wir hinweg geklettert sind?“
    Igor folgte mit dem Kopf der Richtung, in die der Deutsche wies. „Du stehst hier in einem der Stollen, über die der Abraum transportiert wurde. Darum ist er breiter und höher als die anderen. In der untersten Ebene liegen noch von den Engländern Schienen. Dort werden Hunde benutzt. Auf den Ebenen zwei und drei hat man darauf verzichtet und Elektrokarren eingesetzt, wie man sie von Bahnhöfen kennt. Mit solchen Karren werden alle Transporte innerhalb der Anlage ausgeführt. Jede Ebene hat eine Ladestation ...“
    Sander unterbrach ihn grinsend: „Hättet ihr mal den Schrägaufzug elektrifiziert, dann wär‘s jetzt einfacher. Auf Igor, packen wir‘s an!“
    Jeder nahm seine Handlampe, schulterte ein Seil, Sander stopfte die siebte Wasserflasche und die beiden Reserveakkus in die Beintaschen seiner Montur. Igor verteilte Verbandszeug, zwei Atropinspritzen, Wundsalbe und die Staubmasken

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