Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Fähigkeit ist der erste Schritt. Hinzu kommt das zweite Element ihrer perfiden Strategie: die Verseuchung lebenswichtiger Trinkwasserressourcen. Trinkwasser wird die Energieträger in deren Bedeutung früher oder später ablösen! Öl und Erdgas erleichtern das Leben, Wasser ermöglicht es! Die irreversible Kontaminierung von Trinkwasser reduziert dessen Auskömmlichkeit! Milliarden werden dann auch hier durch systematische Verknappung verdient! Am Schluß steht die grundlegende Neuordnung der Profitzuteilung aus der wirtschaftlichen Nutzung natürlicher Ressourcen. Trinkwasser und Energieträger sind der Anfang! Was danach kommt, wage ich gar nicht zu denken. Getreide? Fleisch? Die Luft zum Atmen? Horst, da bahnt sich etwas an, dessen Dimension noch gar nicht absehbar ist! TM erwähnte einmal, die ‚Organisation‘ – so nennt sich das verbrecherische Syndikat, das diesen Berg zum tödlichsten Furunkel des Erdballs mutieren ließ – sei operatives Instrument eines global agierenden verschwörerischen Netzwerkes. Dieses reiche bis in die obersten Ebenen der Gesellschaft – Politik, Wirtschaft, Militär, Verbände, ja, selbst die Kirchen seien betroffen! Der einzelne Entscheidungsträger erkenne oftmals gar nicht, daß er bereits Teil des apokalyptischen Puzzles ist. Am Ende stehe eine neue Weltordnung. Übrigens, das wird dich interessieren: Deutschland sei das erste Ziel. Sie versprächen sich dort die geringsten Widerstände, zugleich den größten Effekt. Sie wüßten bereits, wo sie zuschlagen werden!“
„Igor, wenn das stimmt, haben wir die verdammte Pflicht, hier herauszukommen. Wir müssen die da draußen warnen. Du mußt denen dein Wissen mitteilen, bevor es zu spät ist!“
Die Stimme des Russen verriet seinen Frust. „Die da draußen? Wer soll das sein? Du hast nicht begriffen! Ich sagte, das Netzwerk reicht bis in die höchsten Ebenen von Politik, Militär, Wirtschaft und Gesellschaft! Niemandem kannst du trauen! Jeder könnte dein Todfeind sein, der Präsident der USA genau so wie der von Rußland oder euer Kanzler, die Queen von England und der Dalai Lama vielleicht ausgenommen.“
Sie saßen eine Weile stumm nebeneinander, jeder in seine Gedanken vertieft. Es war Sander, der zuerst die Sprache wiederfand. „Laß uns versuchen, etwas zu schlafen. Wir müssen fit sein für den Aufstieg! Draußen sehen wir weiter!“
02. August, 22:20 Uhr Ortszeit; Windenstation der Sulaiman Coal Mine
Abdul hatte sich den Platz am Vormittag nach sorgfältiger Geländeanalyse ausgesucht. Dieser Ort bot ihm tagsüber nicht nur Schutz vor der gnadenlos brennenden Sonne, sondern auch eine perfekte Deckung in dieser kargen, eintönig grau und rötlichbraun dahindämmernden Gebirgswüste, bar jeglicher erwähnenswerten Vegetation, von dem erbärmlichen Gestrüpp abgesehen, das ausgedorrt fast schon die Farbe des Untergrundes angenommen hatte. Von hier aus hatte er einen vorzüglichen Überblick. Knapp 100 Meter vor ihm lag die Windenstation, zu seiner Rechten, gut 80 Meter tiefer gelegen, das halbverfallene Gebäude mit dem mächtigen Kamin über dem alten Wetterschacht. Seine Leute wußte er in der Nähe beider Ausgänge. Selbst tagsüber konnte er sie nirgends entdecken. Sie hielten untereinander Funkverbindung. Der Eingang des Hauptstollens und die Gebäude der Mine lagen, verdeckt durch den Bergrücken, außerhalb des Sichtfeldes. Er vertraute der Analyse Bassetts, zumal sie ihn überzeugte. Wenn sich Taheris Schergen auf die Lauer legten, dann hier!
Die Nacht verdrängte rasch das letzte Tageslicht. Abdul fröstelte, er zog den Reißverschluß des Parkers höher. Hinter den Bergen ging das ungeschlacht geformte Oval des zunehmenden Mondes auf. Noch zwei, drei Tage, dann wäre Vollmond. Der wolkenlose, im Osten bereits tiefschwarze Himmel verlieh den Sternen zusätzlichen Glanz. Das Dunkel des Himmels kontrastierte mit der kargen Gebirgslandschaft, die im milchig-silbrigen Mondschein ihre bräunliche Färbung weiterhin verriet. Nirgends ließ ein Licht auf Besiedlung schließen, sie waren allein auf sich gestellt, Abdul und seine Männer dort an den Schächten, über ihnen der ungeschminkte Kosmos, rundherum nichts als karge Wildnis. Kein Laut war zu hören. Das sind die Momente, in denen die Sinne besonders gefordert sind, vor allem dann, wenn man vor der Aufgabe steht, zu töten, um nicht selbst getötet zu werden. Dies war keine simple Jagd! Ein Tiger, ein Nashorn, sicher, sie waren gefährlich,
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