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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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verderben. Willst du tanzen?«
    »Nein. Du magst ja nicht tanzen. Ich will nur zusehen.«
    »Okay. Das ist ein guter Whisky.«
    »Guter – was?«
    »Ich sagte Whisky.«

    »Nein, danke. Siehst du? Ich kann artig sein. Du hast mir jetzt zwei voraus, weißt du.«
    »Wenn das so weitergeht, werden es sechzig.«
    »Was, Liebling?«
    »Ich sagte, wenn wir hier herauskommen, könnten es sechzig sein. Oh, hör doch auf! Du sollst dich entspannen!«
    Canfield sah das Mädchen, das ihm gegenübersaß, an und verspürte erneut eine Aufwallung von Freude. Es gab kein anderes Wort dafür, nur Freude. Sie war ein Vergnügen, das ihn mit Freude erfüllte, mit Wärme. Ein Gefühl, wie nur die Liebe es kennt, leuchtete aus ihren Augen. Und doch gab Canfield sich solche Mühe, das eine vom anderen zu trennen, zu objektivieren, und stellte doch immer wieder fest, daß er nicht dazu imstande war.
    »Ich liebe dich so sehr«, sagte er.
    Sie hörte ihn trotz der Musik, des Gelächters, der Hektik ringsum.
    »Ich weiß.« Sie sah ihn an, und in ihren Augen standen Tränen. »Wir lieben einander. Ist das nicht bemerkenswert?«
    »Willst du jetzt tanzen?«
    Sie legte den Kopf leicht in den Nacken. »O Matthew! Mein lieber, süßer Matthew! Nein, Liebling. Du brauchst nicht zu tanzen.«
    »Aber ich will doch.«
    Sie griff nach seiner Hand. »Wir werden nachher tanzen, ganz für uns allein, später.«
    Matthew Canfield entschied, daß er diese Frau für den Rest seines Lebens haben wollte.
    Aber da war auch sein Beruf, und seine Gedanken wandten sich für einen Augenblick der alten Frau im Savoy zu.
     
    In diesem Moment war Elizabeth Wyckham Scarlatti aus dem Bett gestiegen und hatte einen Morgenrock angelegt. Sie hatte den Manchester Guardian gelesen. Dabei hatte sie kurz hintereinander zweimal ein scharfes, metallisches Klicken gehört, dann leise Geräusche aus dem Wohnzimmer. Zunächst war sie nicht erschrocken. Sie hatte die Tür zum Gang verriegelt und nahm an, daß ihre Schwiegertochter einen Schlüssel ins Schloß gesteckt hatte und wegen des Riegels
nicht eintreten konnte. Schließlich war es zwei Uhr morgens, und Janet hätte inzwischen nach Hause zurückkehren sollen.
    »Augenblick, meine Liebe, ich bin noch wach!« rief sie.
    Sie hatte eine Tischlampe brennen lassen, und der Schirm bewegte sich leicht, als sie an ihm vorbeiging, so daß winzige Schatten über die Wand tanzten.
    Sie erreichte die Tür und begann den Riegel aufzuziehen. Jetzt fiel ihr der Buchprüfer ein, und sie blieb einen Augenblick lang stehen. »Das bist doch du, nicht wahr, meine Liebe? «
    Sie bekam keine Antwort.
    Automatisch zog sie den Riegel zurück. »Janet? Mr. Canfield? Sind das Sie?«
    Schweigen.
    Furcht ergriff Elizabeth. Sie hatte das Geräusch deutlich gehört. Das Alter hatte ihr Gehör nicht beeinträchtigt.
    Vielleicht hatte sie das Klicken mit dem ihr nicht vertrauten Rascheln der dünnen englischen Zeitung verwechselt. Diese Erklärung wäre durchaus plausibel. Aber obwohl sie es zu glauben versuchte, konnte sie es nicht.
    War doch noch jemand im Raum?
    Bei diesem Gedanken verspürte sie einen Schmerz in der Magengrube.
    Als sie sich umdrehte, um wieder ins Schlafzimmer zurückzugehen, sah sie, daß eines der großen französischen Fenster ein Stück offenstand, höchstens ein oder zwei Zoll, aber genug, um die seidenen Gardinen leicht in der nächtlichen Brise wehen zu lassen.
    In ihrer Verwirrung versuchte sie sich zu erinnern, ob sie das Fenster vorher geschlossen hatte. Sie glaubte sich daran zu erinnern, aber sie hatte es rein mechanisch getan, ohne sich zu konzentrieren – weil sie Canfields Besorgnis nicht ernst genommen hatte. Warum sollte sie? Schließlich lag ihr Zimmer sieben Stockwerke über der Erde.
    Natürlich hatte sie das französische Fenster nicht geschlossen. Oder, wenn sie es geschlossen hatte, dann hatte sie den Riegel nicht vorgeschoben, und er hatte sich wieder geöffnet. Ganz und gar nicht ungewöhnlich. Sie trat ans Fenster und verriegelte es.

    Und dann hörte sie die Stimme.
    »Hallo, Mutter!«
    Aus den Schatten trat ein großer, schwarzgekleideter Mann. Sein Kopf war glattrasiert, und er war tief gebräunt.
    Ein paar Sekunden lang erkannte sie ihn nicht. Das Licht der Tischlampe war schwach, und die Gestalt blieb am Ende des Zimmers stehen. Während sich ihre Augen langsam der Dunkelheit anpaßten, erkannte sie, warum ihr der Mann wie ein Fremder vorkam. Das Gesicht hatte sich verändert. Das glänzende schwarze

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