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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Haar war abrasiert worden, die Nase war verändert, kleiner, und die Nasenlöcher standen weiter auseinander. Die Ohren waren ebenfalls anders, lagen dichter am Schädel an. Selbst die Augen, deren Lider früher etwas Neapolitanisches an sich gehabt hatten, diese Augen waren jetzt ganz groß, als besäßen sie keine Lider. Um Mund und Stirn waren rötliche Flecken zu sehen. Das war kein Gesicht, das war die Maske eines Gesichts. Das war monströs. Aber es war ihr Sohn.
    »Ulster! Mein Gott!«
    »Wenn du jetzt an Herzversagen stirbst, stempelst du ein paar hochbezahlte Meuchelmörder zu Narren.«
    Die alte Frau versuchte nachzudenken, versuchte mit ihrer ganzen Kraft der Panik Widerstand zu leisten, die in ihr aufzusteigen drohte.
    Sie packte eine Stuhllehne, umklammerte sie immer fester, bis die Venen in ihren alten Händen die Haut zu sprengen schienen.
    »Wenn du gekommen bist, um mich zu töten, dann gibt es jetzt wenig, was ich dagegen tun kann.«
    »Es interessiert dich vielleicht zu erfahren, daß der Mann, der deine Ermordung befohlen hat, selbst bald tot sein wird. Er war dumm.«
    Ihr Sohn ging auf das französische Fenster zu und überprüfte den Riegel. Er spähte vorsichtig durch das Glas und war anscheinend zufrieden. Seine Mutter bemerkte, daß die Eleganz, mit der er sich stets bewegt hatte, geblieben war. Aber da war nichts Weiches mehr, keine gelockerte Sanftheit. Jetzt lag in seinen Bewegungen etwas Hartes, Straffes, etwas, das seine Hände akzentuierten. Sie steckten in engen
schwarzen Handschuhen, die Finger waren ausgestreckt und leicht gebogen.
    »Weshalb bist du hierhergekommen?« fragte Elizabeth leise.
    »Wegen deiner dickschädligen Neugierde.« Er ging schnell zu dem Hoteltelefon auf dem Tisch mit der eingeschalteten Lampe, betastete den Hörer, wie um sich zu vergewissern, daß er fest auf der Gabel lag. Dann kehrte er zu seiner Mutter zurück, blieb wenige Schritte vor ihr stehen. Der Anblick seines Gesichts, das jetzt deutlich zu erkennen war, veranlaßte sie, die Augen zu schließen. Als sie ihn wieder ansah, rieb er sich die rechte Braue, die leicht gerötet war. Er bemerkte ihren schmerzlichen Blick.
    »Die Narben sind noch nicht ganz verheilt. Gelegentlich jucken sie. Ist das mütterliche Sorge, was dich grämt?«
    »Was hast du dir angetan?«
    »Ein neues Leben. Eine neue Welt für mich. Eine Welt, die nichts mit der deinen zu tun hat. Noch nicht!«
    »Ich habe dich gefragt, was du getan hast.«
    »Du weißt, was ich getan habe, sonst wärst du nicht hier in London. Du mußt verstehen, daß Ulster Scarlett nicht mehr existiert. «
    »Wenn es das ist, was die Welt glauben soll – weshalb kommst du dann ausgerechnet zu mir?«
    »Weil du mit Recht angenommen hast, daß dem nicht so sei, und weil deine Einmischung für mich lästig werden könnte.«
    Die alte Frau wartete einige Augenblicke, ehe sie antwortete. »Es ist also durchaus möglich, daß es gar nicht so dumm war, mir einen Killer an den Hals zu hetzen. «
    »Wie tapfer, daß du das sagst! Ich frage mich freilich, ob du auch an die anderen gedacht hast.«
    »Welche anderen?«
    Scarlett setzte sich auf die Couch und sagte in schneidendem italienischen Dialekt: »La Famiglia Scarlatti! So lautet der Satz doch richtig, oder? Elf Mitglieder, um genau zu sein. Zwei Eltern, eine Großmutter, ein betrunkenes Miststück von einer Frau und sieben Kinder. Das Ende des Clans. Die Scarlatti-Linie endet abrupt in einem blutigen Massaker.«

    »Du bist verrückt! Ich würde dich aufhalten! Stell nur deinen lächerlichen Diebstahl nicht gegen das, was ich habe, mein Junge!«
    »Du bist eine närrische alte Frau! Das geht weit über solche Beträge hinaus. Es kommt nur darauf an, wie man sie einsetzt. Das hast du mich gelehrt.«
    »Ich werde sie deinem Zugriff entziehen! Ich werde dafür sorgen, daß man dich verfolgt und jagt und vernichtet!«
    Er sprang mühelos von der Couch auf.
    »Wir vergeuden Zeit. Du kümmerst dich um Äußerlichkeiten. Wir wollen doch deutlich werden. Ich führe ein Telefonat, und der Befehl wandert nach New York. Binnen achtundvierzig Stunden sind die Scarlattis ausgelöscht. Das wird ein teures Begräbnis. Die Stiftung wird für das Beste sorgen. «
    »Dein eigener Sohn auch?«
    »Er wäre der erste. Alle tot. Keine erkennbaren Gründe. Das Geheimnis der verrückten Scarlattis.«
    »Du bist wahnsinnig«, flüsterte sie fast unhörbar.
    »Nur raus mit der Sprache, Mutter! Oder denkst du an diese Kleinen mit ihren

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