Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman
Die zieht das profimäßig durch.«
Jetzt war ich dran: »Habt ihr nie über den Verein gesprochen, dem sie sich angeschlossen hat, das Vegane Kommando Münsterland?«
»Das ist kein Verein, sondern eine konspirative Gruppe. Und eine konspirative Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass man keine Namen oder dates ausposaunt.«
Ganz schön clever, dachte ich, und gar nicht so unbedarft, wie ihre Mutter meint.
»Aber ihr habt darüber gesprochen?«
»Claro, Franka fand das megacool, was die machten, Hochsitze von Jägern ansägen und so. Okay, was müssen diese Scheiß-Jäger auch in der Gegend rumballern. Trotzdem war mir das eine Spur zu heavy.«
»Wollte Franka, dass du bei dem Veganen Kommando mitmachst?«
»He!« Ein wütender Blick richtete sich auf mich. »Willst du mich aushorchen, oder was? Ich hab doch gesagt, dass ich von nichts weiß.«
»Ich glaube dir nicht, Yvonne«, sagte Sigi. »Und ich möchte, dass du begreifst, dass das Ganze kein Streich ist, den Franka eurem Vater spielt. Der Überfall auf das Affenhaus und die zwei Nachtwächter in Schapdetten ist ein Verbrechen, das mit Gefängnis bestraft werden kann. Und es gibt etwas sehr Beunruhigendes. Unter den Kapuzinern ist eine Krankheit ausgebrochen, vermutlich sind auch die entführten Affen infiziert. Im Interesse der Tiere wäre es das Vernünftigste, wenn sie so schnell wie möglich unter die Obhut eines Tierarztes kämen.«
Yvonne zog die Bettdecke höher. »Ihr wollt mir Angst machen.«
»Ja«, sagte Sigi ernst. »Ich habe selber Angst davor, was noch passieren kann. Falls es sich um eine ansteckende Seuche handelt, müssen wir die Polizei einschalten. Dann wird es eine groß angelegte Suchaktion geben, und die Polizei wird Franka und die Affen finden, darauf kannst du dich verlassen. Noch ist es nicht zu spät. Dein Vater bietet dem Veganen Kommando an, auf eine Strafanzeige zu verzichten, ja, er ist sogar bereit, eine größere Geldsumme, sagen wir, zu spenden.«
»Das will Papa machen?«, fragte Yvonne erstaunt.
»Unter zwei Bedingungen. Erstens: Die Affen müssen zurückgegeben werden. Zweitens: Die Veganer erklären, dass sie Arilson zukünftig in Ruhe lassen.«
Yvonne überlegte.
»Pass auf«, lockte Sigi weiter. »Du brauchst uns gar nicht zu verraten, wo Franka steckt. Wenn wir es von jemand anderem erfahren, hast du sie nicht verpetzt. Nenn uns einfach einen Namen!«
»Ich weiß wirklich nicht viel, ehrlich.«
Gespannt warteten wir, ob sie über die goldene Brücke ging.
»Ich hab mal zufällig ein Telefongespräch mitbekommen, da hat sich Franka mit den anderen in einer Kneipe verabredet, dem Solambo . Und dann war sie manchmal bei einem Künstler. Ich glaube nicht, dass er dazugehört, aber er kennt sich in der Szene aus.«
»Wie heißt der Künstler?«
»Desmond Solo.«
Wir trafen uns mit den anderen im Dorf Münsterland , einer Art von permanentem Schützenfest oder der westfälischen Antwort auf das Hofbräuhaus, einer Ansammlung von auf alt getrimmten Kneipen, Discos und Restaurants am Ortsrand von Legden, wo Betriebsfeste, Kegelausflüge, Hochzeiten oder einfach nur das wochenendliche Ausgehbedürfnis gefeiert wurden.
Um die Mittagszeit war es hier noch relativ ruhig. Koslowski saß hinter einem Humpen Bier, die beiden Coesfelder Kollegen, darunter auch die junge Hübsche, die sich bei der Betriebsversammlung über mich lustig gemacht hatte, begnügten sich mit Cola.
Sigi streifte Koslowskis Bierglas mit einem strafenden Blick, verkniff sich aber einen Kommentar. Dann bestellten wir Sauerkraut mit Mettendchen und Kartoffelpüree und reichten die spärlichen Informationen weiter, die wir Yvonne aus der verschnupften Nase gezogen hatten. Die sich daraus ergebende Arbeitsverteilung ließ sich an zwei Fingern abzählen, ein Team musste sich vorsichtig im Solambo umschauen, das andere Desmond Solo auftreiben. Ich wollte gerade vorschlagen, dass ich mich zusammen mit Kerstin, so hieß die Coesfelder Kollegin, um das Solambo kümmern könnte, da hatte mich Sigi schon dazu verdonnert, an der Seite von Koslowski den vermutlich verblasenen Künstler mit dem Enterprise-Namen auszuquetschen. Da waren sie wieder, die Leiden eines abhängig Beschäftigten.
Desmond Solo stank wie ein mit Gülle gedüngtes Feld nach Künstlername. Ich setzte daher keine großen Hoffnungen in das Telefonbuch. Zu Recht, wie sich schnell herausstellte.
Da das Coesfelder Kulturamt geschlossen hatte, startete ich meinen nächsten Versuch beim
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