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Das Schapdetten-Virus

Das Schapdetten-Virus

Titel: Das Schapdetten-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Zukunft nicht mehr zu stören.«
    Sigi und ich guckten uns an.
    »Keine schlechte Idee«, sagte Sigi zögerlich. »Ich fürchte nur, wir kriegen in der morgigen Samstagsausgabe keine Anzeige mehr unter.«
    »Lassen Sie das meine Sorge sein! Ich kenne den örtlichen Anzeigenleiter. Faxen Sie mir einfach so schnell wie möglich den Text. Ich kümmere mich dann um alles Weitere.«
    Beim Hinausgehen erhaschte ich einen Blick auf das Foto, das Holtgreves Schreibtisch zierte. Ein Ehepaar mit zwei kleinen Töchtern vor dem Großen Watzmann oder einer anderen Erdaufhäufung, die übliche glückliche Familie. Allerdings war Holtgreve auf dem Foto etwas jünger als heute.
    »Was hältst du davon?«, fragte Sigi, als wir wieder auf dem Parkplatz standen.
    »Der Mann ist reichlich nervös.«
    »Nervosität wäre ja verständlich, aber es ist etwas anderes, es ist …«
    »Du hast recht«, sagte ich. »Er hat Angst. Beinahe scheint es so, als habe er Angst, dass wir zu viel herausfinden. Er möchte die Sache so schnell wie möglich beenden.«
    »Geldzuwendungen«, knirschte Sigi. »Das sind Kriminelle. Und wir sollen sie mit Geschenken locken.«
    »Aber er ist unser Auftraggeber.«
    Sigi setzte ihre Sonnenbrille auf und schaute zur Coesfelder Innenstadt hinüber. » Arilson ist unser Auftraggeber, nicht Holtgreve. Ein kleiner Unterschied.«
    »Das Foto«, sagte ich.
    »Was für ein Foto?«
    »Auf seinem Schreibtisch. Ich kann mich natürlich irren, das Bild ist vielleicht fünf bis zehn Jahre alt, und Mädchen verändern ihre Gesichter, solange sie für die Kelly Family und Michael Jackson schwärmen.«
    Sigi schlug auf das Autodach. »Scheiße, Georg, weißt du, was du da behauptest?«
    »Die Motorrad-Braut könnte seine Tochter sein.«
    »Es passt. Es passt haargenau auf seine Reaktion.« Sigi fluchte lauthals. Anschließend wollte sie in Holtgreves Büro stürmen und ihn zur Rede stellen.
    »Warte!«, stoppte ich sie. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit: Wir fragen seine Frau.«
    Sigi blieb stehen. »Und falls du daneben liegst?«
    »Dann sind wir den Auftrag los.«
     
    Nach einem Blick ins Telefonbuch hatten wir Holtgreves Privatadresse, und zehn Minuten später rollten wir durch das gutbürgerliche Wohnviertel am Honigbach, in der Nähe des Stadtwaldes. Die Holtgreves wohnten in einem weißen Haus, das von einem gepflegten Garten umgeben wurde.
    Die große Frau, die uns die Tür öffnete, wirkte verheult. Ansonsten sah sie absolut untadelig aus, ihr Make-up erinnerte an die Legierung von Autoblech, ihre Frisur war wetterfest und die geblümte Bluse fleckenfrei und gebügelt. Wir erzählten ihr, dass wir von dem Detektivbüro kämen, das ihr Mann engagiert habe, und dass wir ein paar Fragen an ihre Tochter hätten.
    »Welche Tochter meinen Sie? Ich habe zwei.« Sie machte keine Anstalten, uns hereinzulassen.
    »Es gibt doch nur eine, die infrage kommt«, bluffte ich.
    »Franka? Die ist nicht da.« Ihre Stimme klang selbstsicher, aber in den Augen glomm die nackte Panik.
    Sigi schaute demonstrativ zum Nachbarhaus. »Müssen wir das vor der Haustür bereden, Frau Holtgreve?«
    »Ich weiß gar nicht, was es da zu bereden gibt.« Die Holtgreve wischte sich unsicher über den Rock. »Aber bitte, kommen Sie herein!«
    Der Einstieg war geschafft. Drinnen würden wir sie leichter in die Zange nehmen können.
    Sie führte uns in ein geräumiges Wohnzimmer, das an eine geflieste Terrasse angrenzte. Die Glastüren zur Terrasse waren weit geöffnet, draußen standen einige Gartenmöbel aus Teakholz herum. Zur Zierde, wie ich annahm, denn Frau Holtgreve sah nicht so aus, als hätte sie in letzter Zeit ein Sonnenbad genossen.
    »Wo ist Franka?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Sie ist in dem Alter, in dem man seinen Eltern nicht mehr alles mitteilt.«
    »Wie lange ist sie schon weg?«
    Die große Frau mit der geblümten Bluse kaute auf ihrer Unterlippe. »Herr …«
    »Wilsberg.«
    »… ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht. Mein Mann hält mich zwar nicht über alle Details seiner Arbeit auf dem Laufenden, doch soweit ich informiert bin, sollen Sie die verschwundenen Affen wiederbeschaffen und nicht meine Tochter suchen.«
    »Franka könnte uns wichtige Hinweise geben.«
    »Hat das mein Mann gesagt?«
    Das war der kritische Punkt. Ich schielte zu Sigi hinüber. Noch konnten wir einen Rückzieher machen.
    »Er hat so etwas angedeutet«, versuchte Sigi einen faulen Kompromiss.
    Die Holtgreve japste empört. »Nur weil sie seine

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