Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
Bammel. Irgendwie kommt mir der Kerl nicht geheuer vor. Könntest du nicht ...«
»Na was denn?«
»Mitkommen«, brach es aus Rita heraus.
»Hast du 'nen Knall? Meinst du, ich stell mich hin und guck zu?«
»Ich mein, nur so mitkommen. Du könntest ja in einem Zimmer warten. Ach bitte, du darfst mich jetzt nicht im Stich lassen. Sei doch keine Pflaume, bitte. Silke!«
»Kann ich mir den Mann mal angucken?«
»Er sitzt dort drüben an Tisch elf«, sagte Rita. »Komm doch dann mal vorbei. Ich frage ihn, ob er etwas dagegen hast, wenn du mitkommst, okay?«
Und schon war Rita wieder weg, eilte an den Tisch zurück und setzte sich.
»Du hast mit deiner Kollegin gesprochen? Oder ist sie deine Freundin?«
»Beides«, erklärte Rita. »Wir kennen uns schon eine Weile. Hast du etwas dagegen, wenn sie mitkommt?«
Für eine Sekunde etwa blitzte es in seinen Augen auf. Dann lächelte er und hob sein Glas.
»Ich trinke auf euch beide«, gab er ihr als Antwort. »Auf diese Nacht freue ich mich.«
»Aber Silke ... ich meine, ich weiß nicht, ob sie ... na ja, du verstehst schon.«
»Ich verstehe fast alles«, sagte er langsam und leise, denn in jenen Augenblicken schwieg gerade die Musik. »Lass sie mitkommen. Es wird sich alles entwickeln. Ich werde ihr nicht den Kopf abreißen, denn in erster Linie habe ich ja für dich bezahlt.«
Dann kam Silke an den Tisch.
»Setz dich doch«, bat Rita ein bisschen linkisch. »Also das ist Jens.«
»Sehr erfreut«, sagte Silke artig und reichte ihm die Hand.
»Wenn man dich jetzt so sieht, sollte man nicht meinen, was du für 'ne geile Schlange bist«, meinte der Mann grob. »Das kann nicht alles nur Show sein. Da ist was dahinter! «
»Meinst du?« fragte Silke. Sie war eigentlich etwas kesser als Rita und verfügte vielleicht über eine bessere Menschenkenntnis. Sehr rasch konnte sie auf den Ton und das Thema eines Gastes eingehen. »Du hast also Bock auf meine Kollegin?«
»Nicht nur auf sie.«
»Sind zwei denn nicht 'n büschen viel für dich?«
Er sah sie schräg an. Dann griff er in seine Jacketttasche und legte zwei weitere Geldscheine auf den Tisch.
»Wir machen einen Dreier!« bestimmte er. »Und dann zeigt ihr, was ihr könnt!«
Silke riss die Augen auf. »Aber ich bin keine ...«
»Ich weiß, Mädchen, du bist keine Nutte«, sagte er grinsend. »Aber du bist eine Frau. Und das kann jede Frau. Mir ist alles recht.«
»Ich muss - muss mich frisch machen«, stammelte Silke und stolperte davon.
»Kleinen Augenblick«, stammelte Rita und lief hinter Silke her. Sie bekam sie am Arm zu fassen. »Also jetzt kannst du keinen Rückzieher mehr machen. Du hattest die freche Schnauze, nun löffle die Suppe auch gefälligst mit mir aus, verstanden?«
»Ob es schlimm wird?«
»Wir werden es überleben«, war sich Rita sicher. »Ich glaube nicht, dass an so etwas schon eine gestorben ist.«
Kurz vor halb vier ließ Jens ein Taxi rufen. Den Mädchen kam es so vor, als würden sie zum Schafott geführt. Aber sie konnten sich nun nicht mehr aus der Affäre ziehen. Die Sache war beschlossen.
»Und ihr wollt mir erzählen, mit keinem auf die Matte zu gehen«, sagte Vera und lächelte ihr geheimnisvoll-hintergründiges Lächeln. »Auch euch schlägt die Stunde. Ich habe es gewusst.«
»Wo sind wir hier eigentlich?« fragte Silke, nachdem das Taxi schon eine Weile gefahren war.
»An der Außenalster«, erklärte der sonderbare Gast. »Wir sind bald da. Es dauert nicht mehr lange.«
Die Fahrt ging vorbei an wunderschönen Villen, an großzügigen, parkähnlichen Gärten und an Grundstücken, die mit meterhohen, weißen Mauern eingefriedet und von neugierigen Blicken abgeschirmt waren. Eine vornehme und ganz sicher teure Gegend, die wohl eines der elegantesten Wohnviertel der Stadt beherbergte.
Dann hielt der Wagen vor einem hohen, schmiedeeisernen Tor. Jens zog eine kleine Fernbedienung aus der Jacketttasche, drückte ein Knöpfchen, und daraufhin öffnete sich das Tor wie von Geisterhand.
Die Mädchen kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dann rollte der Mercedes langsam über den Kiesweg, vorbei an mannshohen Rhododendren, breiten Wacholdern und großwüchsigen Koniferen. Der Weg bog leicht nach links. Dann sah man die weiße Villa. Das Gebäude stammte wohl aus der Gründerzeit. Es wirkte vornehm, reserviert und doch sehr romantisch.
Rita stieß Silke in die Seite. Aber das blonde Mädchen konnte kaum reagieren. Es schien ein Gefühl der Beklemmung
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