Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
unternahmen oft gemeinsam etwas, wie einen Stadtbummel, die Einkäufe und andere Dinge mehr. Ab Mittag war das Telefon besetzt. Entweder Silke oder Rita musste nun in der Wohnung präsent sein, um eventuelle Kundenanmeldungen entgegenzunehmen.
An jenem Nachmittag hatte Rita Telefondienst. Silke hatte sich, wenn auch schweren Herzens, dazu entschlossen, bei Tante Swolke doch mal einen Besuch zu machen. Silke wollte in den Augen der alten Dame nicht ganz und gar undankbar erscheinen. Aber der jungen Dirne war klar, dass sie lügen musste. Und bei Tante Swolke würde sie ordentlich lügen müssen, denn Swolke Ernemann besaß ein fast untrügliches Gespür für die Unwahrheit.
Faul räkelte sich Rita auf dem Sofa. Das Telefon hatte seit einer halben Stunde nicht gedudelt. Das kam eigentlich selten vor.
Nun läutete der Apparat wieder. Gelangweilt nahm Rita den Hörer ab.
»Hallo!« hauchte sie mit verführerisch klingender Stimme.
»Sie - sie haben eine Anzeige in der Zeitung gehabt ...«, stammelte eine Männerstimme.
»Die haben wir jeden zweiten Tag drin, mein Süßerchen«, säuselte Rita. »Möchtest du uns denn besuchen?« Sie hatte ein Gespür dafür entwickelt, welche Anrufer sie siezen musste und bei welchen ein Du erlaubt oder angebracht war.
»Ja, schon, es ist so, weil - na ja, ich hab 'nen Tick«, sagte der Mann.
»Mach dir keinen Kopf«, meinte Rita gurrend. »Jeder von uns hat doch einen, oder nicht?«
»Ich habe aber einen besonderen«, erklärte der unbekannte Anrufer. »Ich bin verheiratet ...«
»Viele unserer Klienten sind das«, unterbrach Rita. »Das ist weder eine Schande noch ein Hindernis. Aber vielleicht ist es ein Grund.«
»Meine Frau zieht nie Reizwäsche an!«
»Und darüber beklagst du dich bei mir, Herzchen? Hör mal, ich bin kein Sorgentelefon. Kommen wir zur Sache. Du möchtest wissen, was du so anlegen musst, wie? «
»Na ja, ungefähr«, zögerte der Mann.
»Das kann ich dir am Telefon nicht so genau verraten, Mäuschen«, lispelte Rita. »Pack mal ein paar Scheinchen ein. Dafür wird dir auch was geboten, glaub mir und achte mal drauf!«
»Ich glaube es ja«, erwiderte er jammernd. »Aber mein Tick?«
»Bring deinen Tick ruhig mit«, sagte Rita. »Du findest uns in City-Nord. Haus einunddreißig. Achter Stock. Tschüs, mein Lieber ...«
»Halt!« rief der Mann. »Und wann?«
»Heute geht es den ganzen Abend. Sagen wir ab neun? Und wenn du nicht kommst, wirst du später vergeblich läuten. Wir haben schließlich einen größeren Kundenkreis.«
»Ich werde kommen!« versprach der Anrufer.
»Und vergiss deinen Tick nicht«, ermahnte Rita. »Tschüs, mein kleiner Süßer!«
Sie legte auf.
»Er ist bestimmt klein und fett, hat 'ne Glatze und Schweinsäuglein. Und sein Tick wird sein, dass wir ihn am Bauchnabel kitzeln müssen. War alles schon mal da.«
Rita stand auf und guckte zum Fenster hinaus. Dann nahm sie sich einen Martini. Als sie die Flasche auf den Tisch zurückstellte, läutete es an der Tür.
Vielleicht ein früher Kunde, dachte Rita. Sie trug ein hauchdünnes Etwas aus rosa Chiffon und darunter nichts. Das war bequem und luftig.
Trällernd eilte die Dirne zur Tür. Sie versäumte es, durch den Spion zu blicken.
»Hereinspa...«
Sie blieb im Wort stecken und starrte den jungen Mann an, der vor der Tür stand.
»Hajo? Du?«
»Rita?« fragte Hajo. »Aber ich ...«
»Du hast dich in der Tür geirrt?«
»Nein, bestimmt nicht. Aber es überrascht mich, dich hier zu treffen, wo doch das letzte Mal ... Ich meine, da war Silke hier. Bist du auch 'ne Zugehfrau von dieser Nutte?«
»Ich versteh nur Bahnhof!«
»Ja, soll ich mit meiner Petersilie vor der Tür stehenbleiben?«, fragte Hajo Lüthers und wies auf den Blumenstrauß. »Ich wollte ihn nur für Silke abgeben, weil ich sie nicht mehr erreicht habe.«
»Danke schön«, sagte Rita trocken und nahm ihm den Strauss ab.
»Heh, heh!« rief Hajo, als Rita die Tür wieder schließen wollte. »Ich meine, du schuldest mir eine Erklärung!«
»Ich? Wie käme ich dazu? Wie komme ich überhaupt dazu, mit dir zu sprechen, nachdem du damals in Planten und Blomen hinterm Rhododendron, du weißt schon! Und dann hast du die Mücke gemacht.«
»Ich habe es vergessen!«
»Vergessen?« rief Rita. »Ich war die Leidenschaft in Person, und du hast das vergessen? Na, du bist mir vielleicht ein Früchtchen. Also gut, komm rein. Aber nur auf einen Sprung, weil. .
»Es könnte diese Babsi oder ihr Kollegin Marlene
Weitere Kostenlose Bücher