Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
auftauchen. Ich weiß«, sagte er und stiefelte in die Wohnung, die er von seinem ersten Besuch her kannte. Rita war verblüfft. Sie war so verblüfft, dass sie nicht einmal merkte, in welcher Verpackung sie sich präsentierte.
»Du siehst ja scharf aus«, sagte Hajo, als er sie nun betrachtete.
»Soll ich mir etwa vor Scham ein Handtuch über das ziehen, was du ja so schön genossen hast?« fragte Rita frech.
»Nein, lass nur, dein Anblick ist herrlich erotisch.«
»Dir wird der Hund was pfeifen«, sagte sie und schwirrte ins Nebenzimmer. »Ich ziehe mir was über. Wenn du was trinken willst?«
»Ich weiß«, sagte Hajo. »Dort hinter der Klappe. Alles was das Herz begehrt.«
Diese Schlange, dachte Rita, während sie sich anzog. Hat sich Hajo hier in der Wohnung heimlich verkassemaduckelt. Na warte, du Miststück!
Unterdessen läutete das Telefon. Einmal, zweimal und dann war es still. Rita hielt den Atem an.
»Na klar sind Sie hier richtig«, hörte sie Hajo sagen. »Ob die Weiber morgen klar zum Bumsen sind? Die sind immer klar. Bring Kleingeld mit. Tschüs!«
»Also, was erlaubst du dir eigentlich!« rief Rita empört.
»Wieso?« fragte Hajo wie ein argloser Schuljunge. »Das ist doch ein Nuttentelefon, oder nicht? Steht doch im Abendblatt. Jeden zweiten Tag!«
»Du überwachst uns?«
»Nein, Tante Charlotte aus dem vierzehnten Stock hat es mir gesagt. 'Da unten ', hat sie gesagt, 'das wohnt 'ne Schwarze und 'ne Blonde. Die haben eine Telefonnummer im Abendblatt und treiben es mit den Männern für Geld.' Hat Tante Charlotte gesagt.«
»Ich glaube, ich kenne deine Tante Charlotte. Ist sie 'ne kleine Dicke mit einem unwahrscheinlich fetten Dackel? Und sie riecht immer nach Anis und Veilchen.«
»Nach Semiramis riecht sie. Das ist ihr Parfüm, und es stinkt grauenhaft. Aber Tante Lottchen hat das Geld, das ich als armer Student nicht habe. Ja, sie hat euch verpfiffen. Es hat keinen Zweck, alles abzustreiten. Silke und du, ihr arbeitet als Nutten!«
Für ein paar Augenblicke herrschte Schweigen. Hajo hatte es in einer seltsamen Mischung aus Traurigkeit und jugendlichem Humor gesagt.
»Deshalb sind wir doch nicht schlecht, oder?«
»Hab ich das behauptet?«
»Mensch, setz dich endlich, du trägst mir die Ruhe unterm Hintern weg«, forderte Rita nervös auf. »Es hat ja nix mit Liebe zu tun, oder so, falls du das denkst. Ich meine, das hinter dem Busch war doch was ganz anderes.«
»Liebe?«
»Ich weiß es nicht, du Blödmann. Jedenfalls war ich in dich verliebt. Ich aber kam mir so - naja, so bestiegen vor, verstehst du? Guck mal die Hunde auf der Straße, und so weiter. Ja, ich glaube, ich bin immer noch in dich verliebt. Und wie ist das mit Silke? Du hast sie also hier in der Wohnung getroffen?«
»Ja, und sie hat geschickter gelogen als du«, meinte er. »Wo steckt sie übrigens?«
»Einkaufen«, sagte Rita. »Sie hat so einen komischen Knall entwickelt. Nach jedem Stich ... Oh, verzeih. Wenn wir einen guten Kunden hatten, kauft sie sich am nächsten Tag ein Kleidungsstück. Auf diese Weise hat sie wohl schon etliches verewigt, was ihr zwischen die ...«
»Ich will das nicht hören«, unterbrach Hajo.
Nun saß sie neben ihm und sah ihn an. Sie hatte ihn wirklich gern gehabt und fühlte, dass sie ihn noch immer gern hatte. Aber war da nicht ein Tor zugefallen und der Schlüssel verloren gegangen?
»Ich sehe wohl nicht sehr anziehend aus in meinen alten Jeans?« fragte sie zweifelnd. »Ich meine, wir könnten uns doch mal anderswo treffen, Hajo.« »Könnten wir, aber ...« »Du hast mich nie gern gehabt!« rief sie und musste plötzlich heulen.
»Nun hör doch auf. Ich kann weinende Mädchen nicht ertragen.«
»Dann tu was dagegen«, verlangte sie.
Hajo nahm sie in den Arm und streichelte ihre Schultern. »Gut so?« fragte er.
»Mhmm!« schniefte sie und sah ihn schräg von der Seite an. »Übermorgen um sechs in der alten Pinte?« fragte sie und sah ihn zwingend an.
»Okay, übermorgen um sechs.«
Nachdem er gegangen war, entwickelte Rita allerbeste Laune. Sie tänzelte durch die Wohnung und pfiff dabei einen Schlager.
»Hat man dir was in den Kaffee getan?«
Plötzlich stand Silke da. Sie hob schnuppernd das Näschen. »War jemand da? Ein Mann?« »Warum?«
»Das Parfüm oder Rasierwasser! Ich kenne das doch. Nein, woher kenne ich es denn nur?«
Du wirst dich noch wundern, dachte Rita und verschwand mit einem glucksenden Lachen im Ankleidezimmer.
Genau um neun Uhr am Abend
Weitere Kostenlose Bücher