Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
hinter der Bar stand Vera. Sie trug nun, statt des blauen Glitzerkleides, das ihr Rita zerschlitzt hatte, ein rotes und blickte mit wachsamen Augen unentwegt herüber.
»Ich hasse diese Schlampe«, zischelte Rita, während sie effektvoll an Silkes Oberschenkel entlangfuhr. »Ich könnte sie umbringen.«
»Ihr sollt drüben am Otto warten«, zischelte eines der Serviermädchen, die sich noch nicht ganz der Prostitution widmeten. Seferino hatte aus Deutschlands Osten neues Fleisch anreisen lassen, wie er es bezeichnete. Oft waren das naive Mädchen aus einstigen VEB-Betrieben, die sich das große Geld erhofften und dann doch ihre Körper verkaufen mussten. »Der Mann hat mir eine Karte gegeben. Hier ist sie.«
^Lona, was hast du mit den Weibern zu tuscheln?« rief Vera herüber.
»Sie hat uns ihre Telefonkarte gepumpt!« rief Silke und lächelte. »Es ist gar kein Grund zur Beunruhigung. Können wir jetzt gehen?«
»Es wären noch Gäste da«, sagte Vera.
»Ich bin müde und habe Kopfschmerzen«, sagte Silke.
»Hoffentlich keine zwischen den Beinen«, bemerkte Vera, die nun herangekommen war und die Mädchen musterte. Rita sagte kein Wort. Aber in ihren Blicken lag Hass.
»Gute Nacht«, sagte Silke rasch, weil sie fühlte, dass sich bei Rita wieder etwas staute, was vielleicht jetzt, so kurz vor Torschluss, doch noch einmal durchbrechen könnte.
Dann verließen die Mädchen aufatmend das Lokal. Sie gingen zum Otto, wie sich eine Kneipe nannte. Diese hatte keinen besonders guten Ruf.
»Herbert Überreuther«, las Silke. »Wie sollen wir den bei Otto finden?«
Das war keine Mühe, denn gleich nach ihrem Eintritt kam ein kleiner, etwas dicker Mann auf die beiden Mädchen zu. Er strahlte über das glänzende Gesicht und sagte, er habe ihr Show gesehen und von der Thai gehört, dass sie beide zu haben seien. Er akzeptierte sogar den geforderten Preis und zahlte im voraus.
Dann aber, als sie unter der Tür standen, erstarrte Silke. Drüben, neben der Bar, standen die beiden Zuhälter und neigten leicht die Köpfe, als sie Silke sahen. Ihr Grinsen war unverschämt und beängstigend.
»Los!« stieß Silke hervor. »Bloß raus hier!«
Am nächsten Abend gingen die Mädchen einfach nicht mehr ins Tremolino.
»Ich weiß nicht, ob sich das Seferino so einfach bieten lässt?« zweifelte Silke. »Immerhin waren wir seine beste Nummer.«
»Er soll es ruhig spüren«, erklärte Rita. »Ich lasse mir von dieser tschechischen Schlampe nicht auf dem Kopf herumtanzen. Schließlich sind wir ja nicht nur irgendwer, oder?«
»Eigentlich hast du recht«, stimmte ihr Silke nachdenklich zu. »Aber wie soll es weitergehen? Wir haben die Freier bisher ausschließlich aus dem Lokal geholt ...« »Und schon ein paar Stammkunden gewonnen«, sagte Rita. Sie holte das kleine, schwarze Notizbuch vom Beistelltischchen und schlug es auf. »Harry am Freitag, Peter Schillinsky am Samstag. Sonntag ist nichts. Montag kommt der Engländer, der Lange, du weißt schon.«
»Und Dienstag? Mittwoch, und so weiter?«
»Na ja, man muss ja auch mal ruhen«, meinte Rita etwas kleinlaut.
»Bedenke, unsere Gage aus dem Tremolino fällt nun weg. Wir haben die teuren Mieten für drei Wohnungen zu berappen, und ich stehe mit fast zehn Mille bei meiner Bank in der Kreide. Ich fürchte, wir haben auf zu großem Fuß gelebt.«
»Es wird schon wieder hereinkommen.«
»Das sagt sich leicht.«
»Nun fang nicht mit mir zu streiten an!« rief Rita erbost. »Also ob ich schuld an allem wäre.«
»Na, halt jetzt aber mal die Luft an«, gab Silke zurück. »Wenn du nicht schuld bist, wer ist es dann? Ich habe dieses Dilemma nicht provoziert. Du bist doch auf Vera losgegangen ...«
»Rutsch mir doch den Buckel herunter!« rief Rita und angelte nach ihrer Jacke. »Geh doch von mir aus in die Bumse und befummle dich selber. Ich muss jetzt raus. Hier stinkt die Luft.«
Silke stellte sich Rita in den Weg.
»Aber das kannst du doch nicht machen! Du kannst doch jetzt nicht einfach verschwinden und mich sitzenlassen!«
»Natürlich kann ich. Ich kann alles.«
»Bitte - tu's nicht«, flehte Silke. »Kann ja sein, dass ich ein bisschen zu heftig war. Komm, lass uns überlegen, was zu tun ist.«
Sie zog Rita in den Raum zurück und drückte sie in den Sessel. »Ich hätte eine Idee. Wir könnten doch ein Inserat aufgeben? So machen es viele. Wir könnten schreiben: Das bekannte Duo aus dem Tremolino und ...«
»Damit wir Seferino erst recht auf
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