Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
dem Hals haben, wie?« fragte Rita. »dass wir abgehauen sind, wird er uns wohl oder übel verzeihen müssen. Aber wenn wir mit dem Namen seiner Kneipe für uns werben, dann fetzt der uns den Hintern auf, verlass dich drauf. Nein, wenn schon Annonce, dann muss es auch anders gehen.«
»Eigentlich hast du recht. Ich finde, wenn zwei Mädchen auf einmal ihre Dienste anbieten, werden die Männer schon wissen, was sie dabei erwartet.«
Rita nickte.
»Gut«, sagte sie nach einer kleinen Weile. »Dann lass uns mal losgehen. Egal, was passiert. Ich muss jetzt einfach mal raus. Mir fällt die Decke auf den Kopf. Übrigens hat Heribert, der Makler, schon ein paarmal angerufen. Wir haben die Kaution noch nicht abgelegen.«
»Es bleibt uns aber auch gar nichts erspart!« stöhnte Silke und verließ nach Rita die Wohnung.
Mit der U-Bahn, die unweit einen Haltepunkt anfuhr, gelangten sie in die Innenstadt, bummelten ein wenig herum und standen schließlich vor dem Büro der Anzeigenannahme eines Boulevardblattes.
Und so stand es anderntags in der einschlägigen Rubrik zu lesen: »Scharfe Nächte bei Silke und Rita.« Die Dame, die sie beraten hatte, schien über allerhand Erfahrung beim Formulieren solcher Texte zu besitzen. Die Mädchen ließen die Annonce jeden zweiten Tag schalten und erhofften sich davon natürlich den entsprechenden Erfolg.
Durchschlagend war das zunächst nicht. Sie wechselten sich mit dem Bedienen des Telefons ab. Es läutete ziemlich oft.
»Na, war was?« fragte Silke, die in der Küche einen kleinen Imbiss zubereitete. Sie schleckte sich den Senf vom Finger und schielte zu Rita.
»Wieder Wasser«, sagte Rita mit düsterer Miene. »Also was du dir da für Schweinigeleien anhören musst. Sie fragen dich nach der Oberweite, wollen wissen, ob du unten blond oder schwarz bist. Und einer der ging gleich ganz ins Detail und wollte wissen, wie ...«
»Kenn ich alles«, winkte Silke ab. »Ich bin ja schließlich auch manchmal am Telefon. Man darf sich nur nicht darauf einlassen. Ich sage einfach: 'Altes Schwein!', und lege auf.«
Ein paar Verabredungen kamen dann tatsächlich zustande. Aber die Situation blieb schwierig, denn die Konkurrenz war groß. Rita und Silke waren nicht die einzigen Mädchen, die solch gemeinsamen Dienste anboten.
»Es wird schon werden«, meinte Rita tröstend. »Wir verhungern nicht und verdienen noch allemal mehr, als wir als bloße Animiermädchen in der Tasche hatten.«
So war es wirklich. Aber die Zeit im Tremolino war eben doch die beste gewesen.
Ein paar Tage später trat eine Veränderung im Leben der Mädchen ein. Es war morgens kurz nach zehn Uhr, als Silke in die Geschäftswohnung wollte, wie man die Behausung in City-Nord allgemein nannte. Ärgerlich stellte das Mädchen fest, dass der Aufzug nicht funktionierte. Das bedeutete, dass sie nun acht Treppen hinaufsteigen musste.
Ganz außer Atem kam sie endlich vor der Tür an, zog den Schlüssel aus der Handtasche und steckte ihn ins Schloss. Genau in dem Augenblick, in dem sie den Schlüssel umdrehte und die Wohnungstür öffnete, kam ein junger Mann mit Riesenschritten über die Treppe von den höhergelegenen Stockwerken herabgestürmt.
»Ja ist denn das die Möglichkeit?« rief der Mann. Er war etwa Mitte zwanzig, hatte kurzgeschnittenes, dunkles Haar und ungewöhnlich helle Augen. »Silke Nielsen!«
»Hajo ...«, stammelte Silke erschrocken. »Hajo Lüthers! Was -was machst denn du hier?«
»Ich habe meine Tante besucht. Sie wohnt im vierzehnten Stock. Und du? Oh ...«
»Warum sprichst du nicht weiter? «
»Das ist doch der achte Stock, oder nicht?«
»Jaja, der achte«, gab Silke zerfahren zur Antwort.
»Und es ist die linke Wohnung?«
»Ja, die linke«, sagte Silke.
»Dann bist du ja ...? Ich meine ... Also, Tante Charlotte hat mir erzählt, dass in dieser Wohnung ...«
»Dass Nutten hier ihr Gewerbe treiben«, stellte Silke fest. »Komm einen Moment herein. Muss ja nicht das ganze Haus hören. Manchmal denke ich, dass jeder Stein in diesem Haus Ohren hat, obwohl alles so anonym aussieht.«
Hajo Lüthers hatte rote Ohren bekommen. Er sah sich nach rechts und links um, bevor er die Wohnung betrat.
»Geh voraus. Ich komme gleich!« rief Silke. Sie musste sich eine Ausrede einfallen lassen. Hajo sollte nicht unbedingt erfahren, dass sie sich prostituierte.
»Alle Achtung«, sagte Hajo, nachdem Silke eingetreten war. »Eine tolle Bude.«
»Es ist nicht meine Wohnung«, sagte sie. »Sie gehört
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