Das scharze Decameron
sagte: »Ich will versuchen, dir deine Buttergefäße wieder zu beschaffen.« Der Raïs sagte: »Siehst du, du verstehst mich!« Der Räuber fragte: »Was willst du mir denn als Freundschaftszeichen bieten?« Der Raïs sagte: »Wenn du mir meine Buttergefäße wieder beschaffen könntest, könnte ich dir vielleicht dein Kind wiederbringen!« Der Räuber sagte: »Das würde allerdings sehr gut sein. Ich bin damit einverstanden.« Der Raïs sagte: »Also gut! Da du die Freundschaft angeboten hast, bringst du erst die Butter. Erst die Buttergefäße, dann das Kind!« Der Räuber sagte: »Ich bin einverstanden.« Der Raïs sagte: »Mach aber schnell, denn ich will weiterfahren!«
Der Räuber brachte dem Raïs die Buttergefäße zurück. Der Raïs händigte dem Räuber das Kind aus. Der Räuber sagte: »Wie hast du nur mein Kind wiederfinden können?« Der Raïs sagte: »Wie hast du nur meine Buttergefäße wiederfinden können?« Der Räuber sagte: »Ja, ich will es nur sagen: ich bin ein Harami.« Der Raïs sagte: »Siehst du, mein Freund, und ich war früher der größte Harami am Nil.« Der Räuber sagte: »Dann verstehe ich es!« Seitdem wagte nie wieder ein Harami dem Raïs etwas zu stehlen.
Dabarinkaba
Mande
In alten Zeiten konnten die Frauen die Männer schlagen, und kein Mann konnte sich dem entziehen. Eine Frau machte alle Tage Reis und Fleisch für ihren Akakamale (Buhlen), aber nur schlechten Baschi für ihren Adje (Mann). Das ging so in einem fort, ohne daß der Adje etwas dazu tun konnte, die Verhältnisse zu ändern.
Eines Tages kaufte der Mann einen Sklaven mit Namen Dabarinkaba. Er sagte zu Dabarinkaba: »Alle Tage kocht meine Frau Reis und Fleisch für ihren Akakamale und für mich nur Baschi. Der Liebhaber hat es gut. Der Mann aber hat es schlecht.« Dabarinkaba sagte: »Warte, das werde ich ändern. Übermorgen wirst du schon Reis zu essen bekommen.« – Die Frau gab Dabarinkaba den Reis und das Fleisch, damit er es zum Liebhaber hinaustrage, und gab dem Manne den Baschi. Der Bursche Dabarinkaba tat in den Reis eine Kleinigkeit, die Magenschmerzen macht, und brachte ihn so dem Liebhaber. Als er am zweiten Tage wieder Reis brachte, jammerte der Liebhaber, daß er krank sei und den Reis nicht essen könne. Dabarinkaba sagte: »Ach, ich habe einen Freund, der versteht das gut zu arrangieren.« Der Akakamale seiner Herrin ging mit. Dabarinkaba brachte ihn zu einem Freund. Die beiden schnitten dem Mann den Arm auf, taten eine Kleinigkeit Gift hinein, und dann war der Mann sehr schnell tot. Dabarinkaba ging zurück und brachte seinem Herrn den Reis. Dazu sagte er: »Die Leute werden dir noch mehr bringen.«
Dabarinkaba stellte alsdann einen Sack aus Geflecht her. Er tat den Toten hinein und band ihn recht fest zu. Alsdann nahm er den Sack mit dem Toten auf die Schulter und trug ihn in den Busch. Er trug ihn zu einem großen Hause, das einsam draußen im Busch lag. In dem Hause wohnte ein Räuber mit seiner Frau. Die Frau hieß Naninamina (d.h. »Komm! Nimm das!«). Der Bursche kam in der Dämmerung mit seinem Paket zu dem Hause.
Der Bursche kam mit seinem großen Sack herbei und rief die Frau: »Naninamina!« Die Frau kam heraus, nahm den großen Sack und sagte: »Ach, das ist schwer, was mag das Gutes sein!« Sie stellte den Sack beiseite. Dabarinkaba versteckte sich im Busch. Dann kam der Räuber mit einer großen Kiste herbei und rief: »Naninamina!« Die Frau kam heraus, nahm die große Kiste und sagte: »Ach, das ist schwer, was mag das Gutes sein!« Sie stellte die Kiste beiseite. Dann kam der Räuber nochmals mit einem Ballen Stoff herbei und rief seine Frau: »Naninamina!« und dann brachte er noch andere Ballen. Der Bursche versteckte sich nun im Hause. Der Räuber und seine Frau gingen zu Bett.
Am anderen Morgen sagte der Räuber: »Nun wollen wir sehen, was wir gestern gewonnen haben.« Der Räuber öffnete die Ballen. Es waren schöne Stoffe und Kleider darin. Der Räuber öffnete einen zweiten Ballen. Es waren schöne Stoffe und Kleider darin. Der Räuber öffnete die Kiste. Es waren Gold, geschliffene Steine und Silber darin. Der Räuber öffnete den Sackkorb, da war die Leiche darin. Der Räuber sagte zu seiner Frau: »Wer hat das gebracht?« Die Frau sagte: »Du hast es gebracht mit den anderen Sachen.«
Dabarinkaba kam herbei. Er tat, als komme er zufällig des Weges. Dabarinkaba trat herbei und rief entsetzt: »Oh, du hast den Sohn des Königs ermordet. Du hast den Sohn des
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