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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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was auf dem Blatt stand. Auf dem Blatt stand geschrieben: »Der Sohn seiner Mutter hat seine Mutter beschlafen. Der Sohn seiner Mutter wußte nicht, daß es seine Mutter war. Der Sohn seiner Mutter floh. Der Sohn seiner Mutter heiratete die Tochter seiner Mutter. Er beschlief die Tochter seiner Mutter. Er wußte nicht, daß es die Tochter seiner Mutter war. Der Sohn seiner Mutter heiratete seine eigene Tochter. Er beschlief seine eigene Tochter. Er wußte nicht, daß es seine eigene Tochter war. Der Sohn seiner Mutter floh. Der Sohn seiner Mutter kam nach Mekka. Er kam zum obersten Imam. Der oberste Imam sagte ihm: ›Dir kann nicht geholfen werden. Wenn du gestorben sein wirst, kommst du in das große Feuer.‹ Der Sohn seiner Mutter sagte: ›Kann es nicht anders werden?‹ Der oberste Imam sagte: ›Wenn ein alter Baumast, der drei Jahre schon keine Blätter mehr trug, wieder Zweige und Blätter hervorbringt, dann wird es anders kommen!‹ Der Sohn der Mutter ging in den Busch. Er schnitt sich aus hartem, abgestorbenem Holz eine Stange. Er ging an den Weg, auf dem die Leute von Kano nach Mekka kommen. Er schlug mit der Stange viele Leute tot. Er begrub sie. Es kam ein junger Mann, der beschlief die Leiche einer jungen Frau am Wege. Der Sohn der Mutter schlug ihn tot. Der Sohn der Mutter begrub die Leiche der jungen Frau. Geht hin und seht seine Stange, die drei Jahre lang keine Blätter trug!«
    Die Leute liefen hin. Sie sahen die Stange. Die Stange hatte Blätter und Zweige. Der oberste Imam sagte: »Dem Sohne seiner Mutter ist geholfen worden.« Der Sohn seiner Mutter ward frei gelassen. Alle Leute beglückwünschten den Sohn seiner Mutter. Der Sohn seiner Mutter blieb in Mekka. Drei Monate nachher starb der oberste Imam. Da machten die Leute den Sohn der Mutter zum obersten Imam.

Die bestraften Buhlen
    Nupe
    Ein kluger Mann sagte zu einem anderen klugen Mann: »Alle Frauen betrügen ihre Männer und schlafen mit anderen.« Der andere kluge Mann sagte: »Alle anderen Frauen tun das vielleicht. Meine Frau tut das nicht.« Der eine kluge Mann sagte: »Versuche es doch einmal!« Der andere kluge Mann sagte: »Ich werde es einmal versuchen.«
    Der Mann verklebte seine Augen, so daß man glaubte, er könne nicht sehen, so daß er selbst aber doch alles sehen konnte.
    Dann kam er mittags nach Hause und sagte zu seiner Frau: »Frau, meine Augen schmerzen mich sehr, ich kann nicht sehen.« Die Frau sagte: »Was ist das? Heute morgen konntest du doch alles noch gut sehen.« Der Mann sagte: »Es muß bei der Farmarbeit gekommen sein.« Die Frau führte den Mann auf seine Matte.
    Der Mann saß auf seiner Matte. Die Frau lief schnell von dannen. Die Frau lief zu ihrem Njetschi (Buhlen). Sie sagte zu ihrem Buhlen: »Mein Mann ist erblindet, komm, iß heute abend bei mir.« Der Buhle sagte: »Ich komme sogleich mit.« Der Buhle ging mit der Frau. Die Frau machte Essen. Der Buhle ging ganz dicht bei dem Ehemann vorbei. Der Ehemann sagte nichts. Die Frau setzte ihrem Mann das Essen hin. Der Mann griff in die Schüssel und aß. Der Buhle streckte die Hand aus und nahm aus der Schüssel. Der Ehemann sagte nichts. Der Buhle sagte bei sich: »Der Mann ist ganz blind.« Der Buhle aß mit. Der Ehemann kam dann mit seiner Hand an die Hand des Buhlen. Der Ehemann sagte: »Du, Usuma! Jage doch den Hund weg. Ich sehe jetzt schon so schlecht, daß ich es nicht einmal abwehren kann, wenn die Hunde von der Straße kommen und mit aus meiner Schüssel fressen!«
    Am anderen Tage ging die Frau weg. Usuma hatte nicht nur einen Buhlen. Usuma hatte zwei Buhlen. Usuma ging zu dem zweiten Buhlen und sagte: »Mein Mann ist völlig erblindet. Komm heute nacht zur Stelle, wo man sich wäscht, über die Mauer. Ich hole dich dann da ab. Wenn mein Mann auch da vorbeikommt, sage nur nichts und rühre dich nicht. Mein Mann sieht nichts mehr.« Der Buhle sagte: »Es ist gut.« Der Buhle kam an die Mauer, stieg über die Mauer an der Wasch- und Pißstelle und wartete. Der Ehemann sah es vom Sauri aus durch die verklebten Augen. Der Ehemann stand auf, tastete sich bis zur Waschstelle und pißte da. Der Buhle bewegte sich nicht. Beim Aufstehen berührte der Ehemann mit seiner Hand die Hand des Buhlen auf der Mauer. Der Ehemann rief: »Usuma, meine Frau! Jag' die Hühner in den Hof. Die sitzen hier auf der Mauer. Ich fühlte eines, aber ich kann es nicht sehen.« Am anderen Abend sagte der Mann zu seiner Frau: »Ich war beim Boschi (Orakelmann). Der Boschi hat

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