Das scharze Decameron
Mutter ihres Mannes Baba, lebte. Sie sagte der Frau nicht guten Tag, sondern schnitt ihr die Kehle durch. Alsdann schnitt sie den Leib der Frau auf und trennte alles gute Fett, das darin enthalten war, heraus. Die Leiche ließ sie liegen und ging mit dem Fett nach Hause. Sie bereitete mit dem Fett ein Gericht. Sie stellte eine Speise her, die war über alle Maßen schmackhaft.
Inzwischen war es Morgen geworden, und die angesehenen Leute versammelten sich auf dem Platz, wo sie miteinander plauderten. Die Frau Babas nahm das Gericht, das sie bereitet hatte, und trug es auf den Platz hinaus. Sie kniete vor ihrem Mann (nach alter Sitte) nieder und überreichte die Schüssel. – Die Männer begannen zu essen. Einer sagte: »Ach, das ist ausgezeichnet.« Ein anderer sagte: »Ach, das ist ganz besonders gut zubereitet.« Baba selbst sagte: »Ja, das ist das wohlschmeckendste Gericht, das ich je in meinem Leben genossen habe.«
Baba hatte die Gewohnheit, jeden Morgen zu seiner Mutter einen Boten zu senden und sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Er rief auch heute einen Haussklaven und sagte zu ihm: »Geh zu meiner Mutter und frage sie, wie es ihr geht.« Der Haussklave ging. Er kam in das Haus. Er sah die Leiche in ihrem Blut und mit aufgetrenntem Leib. Er kam zu Baba zurück. Baba fragte: »Wie geht es meiner Mutter?« Der Haussklave sagte: »Ich kann dir das nicht berichten.« Baba sagte: »Sofort sage es mir, oder ich töte dich.«
Der Haussklave sagte: »Töte mich, aber ich kann dir doch nicht wiederholen, was ich gesehen habe.« Darauf ließ Baba den Sklaven töten.
Baba sagte zu einem anderen Haussklaven: »Geh hin und frage meine Mutter, wie es ihr geht.« Der Haussklave ging. Er sah die blutige Leiche, kam zurück und sagte: »Ich kann nicht wiederholen, was ich gesehen habe.« Baba ließ auch diesen totschlagen. Er rief einen dritten Haussklaven und sagte zu ihm: »Geh hin und frage, wie es meiner Mutter geht.« Der Haussklave ging. Er sah die blutige Leiche, kam zurück und sagte: »Ich kann nicht wiederholen, was ich gesehen habe.« Baba ließ auch diesen totschlagen.
Es war da ein Spielmann, der sagte: »Baba, du solltest doch deine Leute nicht so hinschlachten, wie die Ochsen und Schafe.«
Baba sagte: »Gut. Wenn dir das nicht zusagt, so geh du in das Haus meiner Mutter und frage sie, wie es ihr geht.« Der Spielmann ging hin. Er sah die blutige Leiche, kehrte zurück und sagte: »Baba, was deine Sklaven gesagt haben, ist wahr. Man kann es nicht wiederholen.« König Baba sagte: »Sage es jetzt, oder ich lasse dich auch totschlagen.«
Der Spielmann sagte: »Baba, deine Mutter ist tot. Das übrige sieh selbst.« Baba ging hin. Er sah die blutige Leiche mit dem aufgeschnittenen Leib. Darüber wurde der König über alle Maßen zornig. Er ließ sofort eine Botschaft in die Runde gehen, die lautete: »Alle Familienvorstände sollen allsogleich sich danach umtun, festzustellen, wer meine Mutter getötet hat. Wenn es nicht bis heute abend klar festgestellt ist, werde ich tausend Menschen töten.« Darauf machte sich alle Welt daran und suchte und spürte. Aber niemand vermochte eine Spur zu finden. Es kam nicht heraus, wer die Mutter Babas getötet hatte.
Als nun alle Leute vergebens gesucht hatten, und der König Baba mit den Spielleuten und Alten beratend auf dem Platze saß, kam Schokolo, Babas Frau. Sie ließ sich (der alten Sitte entsprechend) vor Baba auf die Knie nieder und fragte: »Habe ich dir nicht heute morgen ein Gericht bereitet und es hier auf den Platz gebracht?« Baba sagte: »Das ist richtig. Es hat allen sehr gut geschmeckt, und ich selbst habe dir gesagt, daß ich nie in meinem Leben eine so ausgezeichnete Speise genossen habe.« Schokolo sagte: »Diese Speise habe ich mit dem Leibfett deiner Mutter bereitet. Ich habe deine Mutter getötet. Nun tue mit mir, was du willst.«
Der eine von den Umsitzenden sagte: »Man soll diese Frau totschlagen.« Der zweite sagte: »Man soll sie totschießen.« Der dritte sagte: »Man soll ihr auch den Leib aufschneiden.« Der vierte sagte: »Man soll sie verbrennen.« Es war da aber ein alter Mann, der war sehr angesehen im Rat, der sagte: »Ich denke, man soll sie leben lassen. Man soll gar nichts tun. Man soll warten. Von schlechtem Vater und von schlechter Mutter kommen schlechte Kinder.« Er stand auf und ging.
Man tat nichts.
Zwei Jahre nachher wurde von der Frau ein Knabe geboren, der ward Sidi Baba genannt, weil Baba sein Vater war. Der
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